Brandenburg

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Sperenberg

Es ist als läge das kleine Dorf mit 1.500 Einwohnern in einem Dornröschenschlaf, wartet auf etwas Großes, darauf, dass wieder mal etwas passiert. 40 km südlich von Berlin, im brandenburgischen Landkreis Teltow-Fläming, liegt es umgeben von vielen Seen zwischen Feldern und Wäldern in eher unspektakuleren Landschaft des Fläming.
Herbstliche Landschaft bei Sperenberg im Morgennebel
Manchmal hat man als Großstädter das Verlangen, raus aufs Land zu fahren, vor allem als ehemaliger Westberliner. Das war durch die Mauer denen ja verwehrt. Da kannte man eher Indianerdörfer in Peru in den Anden als die kleinen Dörfer hier, fast in Sichtweite vom Stadtrand.

Der Name Sperenberg

leitet sich von sper ab, dem slawischen Name für Gips. Der wurde hier schon seit dem Mittelalter abgebaut - bis 1958 übrigens.

Ein 80 m hoher Gipsberg am östlichen Rand des Dorfes zeugt heute noch davon.
Kirchturm in Sperenberg vom Krummer See aus gesehen
Hier stand schon 1495 eine Kirche. Diese große Kirche wurde 1773 erbaut. Sie wurde erforderlich weil durch den Gipsabbau und der beginnenden Industriealisierung sich immer mehr Menschen hier ansiedelten. Die Mittel stellte Friedrich der Große zur Verfügung.
Die Ev. Dorfkirche erscheint für 1.500 Einwohner ziemlich  groß

Märkische Landschaft mit Glienicker Brücke 

Schwarze Maulbeerbäume Morus nigra Linneaus, 1753 auf dem Friedhof in Sperenberg
Schwarze Maulbeerbäume Morus nigra Linneaus, 1753 wurden auf Befehl von Friedrich dem Großen am vielen Orten in Preußen angepflanzt. Mit der Seidenraupenzucht sollte der Hunger in Preußen bekämpft werden. Der Maulbeerbaum ist um die 260 Jahre alt.
Rinde und Blätter 
High Noon in Sperenberg Down Town
Gaststätte geschlossen. Na ja, war Montags.
Typisches Dorf in Brandenburgs Süden

Geschichte

6000 v. Chr.


12.Jhd.


um 1250


1495


1535


1690


1742


1813


1856


1860


1875


1911


1957

Erste Siedlungen in der Steinzeit


Besiedlung bis heute bestehend


Beginn des Gipsabbaues


Erste urkundliche Erwähnung. Sperenberg gehört zum Bistum Meißen


Kurfürst Joachim II. forciert den Gipsabbau. Berlin und Hamburg wird per Kahn über die Notte versorgt. Der Dreißigjährige Krieg beendet das.

Die Schleuse am Mellensee wird wieder aufgebaut


Mit Schießpulver können nun 7.000 Zentner Gips abgebaut werden


Napolions Truppen besetzen Sperenberg und werden  geschlagen


Am 5. August brennt das Dorf fast komplett ab


Sperenberg hat die meisten Industriebauten in der Region


Die Königlich Preußische Militär-Eisenbahn ist nach 2 Jahren Bauzeit fertig


Ein Wasserwerk musste gebaut werden. Salze verdarben das Grundwasser


Der Gipsabbau wird eingestellt wegen Grundwasserschäden. 

Militärgelände und Flughafen Sperenberg

Reichskriegsflagge

1893-1902

Reichsdienstflagge

1933-1935

Reichskriegsflagge

1935-1945

Sowjetarme

1946-1991

1992-1994

Russland

Die Flaggen sind bestimmt militärhistorisch nicht perfekt. Aber so könnten sie nach dem Bau der Königlich Preußische Militär-Eisenbahn 1874 (1998 stillgelegt) auf dem Übungsgelände der Eisenbahnpioniere und später dem Flughafen der gloreichen Sowjetarmee mit Zwischennutzung der Nazis mal gehißt worden sein.

Mit dem Bau der eingleisigen Bahn mit Normalspur änderte sich hier südlich von Berlin so ziemlich alles. Das Militär zog ein. Es sollte Übungsgelände bekommen. Nach Ende des Krieges gegen Frankreich wurde die strategische Bedeutung der Eisenbahn erkannt.

Die Königlich Preußische Militär-Eisenbahn führte von Berlin-Schöneberg (km 0) über Zossen (km 30,5) und Sperenberg (km 40) bis nach Jüterbog (km 70,5).

Das Gelände gehörte ab 1870 der Heeresversuchsanstalt Kummersdorf. Die Eisenbahn bildete hier ihre Pioniere bis 1945 aus. Von 1957 bis 1994 hatte die Sowjetarmee das Sagen. Nach deren Abzug gehörte es der Bundesrepublik Deutschland bis 2009. 

Da hätte der dicke Kanzler als Lobbyist der LH also mühelos einen Großflughafen bauen lassen könne. Und das auf 5.000 Hektar und wenigen Bewohnern im Umkreis.

Großflughafen Sperenberg?

Wikipedia schreibt etwas süffisant, die Politik hat den Bau des neuen Berliner Flughafen in Sperenberg verhindert. Das ist allerdings nicht die ganze Wahrheit.

Hat sich mal jemand gefragt, warum der dicke Kanzler und Eberhard Diepken von der CDU 1996 so schnell für den schlechtesten Standort Schönefeld geeinigt haben? 

Weil inen die LUFTHANSA im Nacken saß. In dem dünn besiedelten Gebiet wäre ein großes europäisches Luftkreuz mit einem 24-Stunden-Betrieb entstanden, das Frankfurt und München das Wasser abgegraben hätte. Die Investitionen dort hätten immens an Bedeutung und Wert verloren.

Außerdem hasst die Lufthansa Berlin. Denen nur keine Direktverbindung geben und schön FFM nehmen. Wer da mal im Terminal A aus Berlin zum letzten Flug nach Asien oder Mittelamerika vorbei an nicht besetzten Schaltern zum hintersten Gate im Terminal C1 gehetzt ist, weiß wovon hier die Rede ist.

Man, war die Pleite von Air Berlin ein fetter Happen für LH.

Freibad Krummer See

Freibad Sperenberg
Morgens gehört der See einem oft ganz alleine
Gepflegter Strand im Freibad Krummer See
Einer der Gründe, nach Sperenberg zu fahren, ist das Freibad am Krummer See. 

Das Wasser ist von ausgezeichneter Qualität und nicht gar so kalt weil der See nicht tief (max. 14 m) ist.

Auf der kleinen Terrasse kann man gut frühstücken und es gibt einen hervorragenden selbst gebackenen Käsekuchen(!). 

Der Pächter hält den Strand und die Liegewiese sehr sauber. Die Wasserqualität wird laufend von Amtswegen überprüft. Wer früh hier ist hat selbst in der Ferienzeit den See oft für eine Stunde für sich ganz alleine.
Man fährt hier mit dem Kennzeichen TF für Teltow-Fläming ziemlich scharf herum. In Berlin sind die rasanten Fahrer seit der Wende als TiefFlieger bekannt…
Auch im Morgennebel im Herbst ist es hier schön
Der schöne Holzsteg ist durch Plastikkanister ersetzt - leider
"Still ruhet der See. Er ladet zum Bade“
Allee von Sperenberg nach Neuhof
Einer unkt immer
Von all den Militärs die Sperenberg ertragen musste, ist eines übrig geblieben: Bahngleise, ungenutzt, ohne Ende. Findige Geister betreiben Draisinenfahrten. Eine Endstation ist schräg gegenüber vom Freibad
Gleise ohne Ende

Kleiner Landhandel

„Kleiner Landhandel“ steht auf dem Schild an der Einfahrt zu diesem Hof am südlichen Ortsausgang an der Straße nach Barut
Was man auf dem Land so braucht, gibt es hier
Im Netz firmieren sie als „Agrargellschaft mbH Sperenberg, Kleiner Landhandel, Am Mellensee“. Der Hof mit den Betonplatten sieht aus, als wäre es in dem verflossenen Staat eine LPG gewesen.

Der Laden in dem scheuenählichen großen Raum ist einfach fantastisch. Öffnet man die hohe Eisentür, ertönt ein elektronischer Gong und man steht zwischen vielen Säcken mit Futter für alle Tierarten. Vom Hundkuchen bis eimerweise Sonnenblumenkerne bekommt man hier alles. Nägel werden nach Gewicht verkauft, um die Ecke stehen die Säcke mit Kartoffeln. 

Spreewaldgurken in allen Geschmacksrichtungen, frische Eier, Honig aus der Gegend, seltsame Presseerzeugnisse für die lustige Hausfrau, Boulevardblätter usw.
Links an der Zufahrt zum „Kleinen Landhandel“ liegt ein Bau in bedauernswertem Zustand. Es ist das Gutshaus Sperenberg. Jetzt,2018, ist das Haus schon lange eingerüstet, aber nichts geschieht. Die Geschichte ist hier nachzulesen. 
Es war kein Rittergut. Das Gut mit 89 Hektar entstand um 1914. Ursprünglich sollte ein Truppenübungsplatz des Reichs-Militär-Fiskus entstehen. 1927 übernahm eine Konsumgenossenschaft das Gut und richtete ein Kinderheim für die Mitglieder ein.

1935 übernahmen die Nazis das Haus und bis 1952 war ein NSDAP-Mitglied im Grundbuch eingetragen. Die Konsumgenossenschaft bekam es 1957 vom der Staat der DDR. Klar hiess das Gut dann „Clara Zetkin“.und das Haus beherbergte wieder einen Kindergarten, klar ist auch, dass die Genossen solche Gebäude gerne nutzten, aber nie etwas für den Unterhalt taten.
August 2018 - ein Baufortschritt, gar ein Bauanfang ist nicht zu sehen

Bahnhof Sperenberg

„Speeeereberrrrg! Endstation! Alles aussteigen!“
Der Bahnhof war von 1875 bis 1998 in Betrieb. Er liegt an der Strecke der Militäreisenbahn von Berlin nach Jüterbog, die nicht mehr benötigt wird. Nur noch Draisinen halten hier.

Das Gebäude und das Toilettenhaus (jetzt mit der Uhr!) stehen unter Denkmalschutz.
In diese Richtung dürfte der letzte Zug abgefahren sein
Das 2. Gleis ist schon nicht mehr zu sehen
Sogar die Uhr geht noch!
Die Deutsche Bahn hat viele der stillgelegten Bahnhöfe in Brandenburg verkauft. Hier ist eine Bildhauerwerkstatt eingezogen und nennt sich „Bildhauer-Bahnhof-Sperenberg“.
Die Aufnahmen vom Bahnhof sind im  September 2018 gemacht worden.