I R A N

ab 1980

1964-1979

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Iran    / 9

Die Türme des Schweigens der Zoroastrier

Die Religion Zaratustras

Türme des Schweigens bei Yazd, Iran, in der Morgensonne.

Es regnete Menschenknochen

Zarathustra

Bestattungsrituale

Immer, wenn die Raben und Geier von den Türmen die paar Kilometer nach Norden in die Stadt Yazd flogen, ließen sie kleine Knochen fallen. Sie hatten von den Leichen gefressen und sich Fingerknochen mitgenommen. So um 1955 herum verbat die Iranische Regierung aus "Hygienischen Gründen" diese Art der Bestattung in den Türmen des Schweigens. Das war das Ende der Himmels- oder Luftbestattung. Heute wird in Beton beerdigt.

Im 1. oder 2. Jahrtausend v. Chr. gründete Zarathustra, auf persisch Zartoscht, eine Religion, den Zoroastrismus. Frei übersetzt bedeutet Zarathustra so viel wie "Besitzer des golden Kamels" oder „Besitzer wertvoller Kamele“. Über Zarathustra ist nur wenig bekannt. Die Griechen der Antike sahen in ihm einen Weisen, Voltaires einen „Vermittler in religiösen Glaubensfragen.“ Die moderne Wissenschaft kann sich nicht festlegen, ob der Religionsgründer 1800 oder 1000 v. Chr. gewirkt hat.

Heute hat die Religion der Zoroastrier (oder Zarathustrier) noch ca. 120.000 Anhänger, 20.000 im Iran hier um Yazd herum und die Mehrzahl in Bombay, in Indien. Dort nennen sie sich Parsen, ein Volksstamm der Iraner.

Bestimmt nicht von Anfang an, aber im Laufe der Jahrhunderte setzte sich der fast unheimlich zu nennender Bestattungsritus durch. Sie überließen ihre Toten ausschließlich den Vögeln.

Den Zoroastrier sind die vier Elemente Feuer, Erde, Wasser und Luft heilig und keines darf durch die Toten verunreinigt werden.
Es ist das Symbol der Zoroastrier. Es stellt die menschlichen Seele vor der
Im Avesta, dem heiligen Buch des Zoroastrismus steht (Videvdat 6.44):

"Schöpfer, wohin sollen wir den Körper der toten Menschen tragen, wo niederlegen?"

Auf die höchsten Stellen, Spitama Zaratusthra, dass ihn am ehesten die aasfressenden Hunde und Vögel gewahren. Dort sollen die Masdahanbeter den Toten befestigen an seinen Füßen und seinem Haar mittels Eisen oder Stein oder Rohr, auf dass nicht die aasfressenden Hunde und Vögel von seinen Knochen welche zu Gewässern oder Pflanzen verschleppen."

Aus K. F. Geldner: Das Awesta, 1926, Seite 40

Später wurde in den Türmen der Zugang von aasfressenden Landtieren durch Steinmauern verwehrt. Nur noch Vögel sollten die Leichname beseitigen.

Glaube

Die Anhänger Zarathustras verehren das Feuer in Feuertempel und die Ewige Flamme hatte eine große Bedeutung. Sie kennen drei verschiedene Arten von Feuer. Sieben Feuertempel waren schon in der Antike berühmt. Die Tempel sind in Gebäuden mit mehren Räumen oder in Höhlen untergebracht.

Also sprach Zarathustra

Buch: Friedrich Nietzsche

Durch das Buch von Friedrich Nietzsche ist der Name Zarathustras vielen gegenwärtig. Eher durch die Titelzeile als durch Lesen des Buches. Der Untertitel lautet „Ein Buch für Alle und Keinen“, ein dichterisch-philosophisches Werk. Es erschien in 4 Teilen zwischen 1883 und 1886. Es ist kein Sachbuch und handelt von einem fiktiven Denker der den Namen Zarathustras trägt.

Oper: Richard Strauss

Richard Strauss war beeindruckt von Nietzsches Buch und schuf frei danach ein symphonische Dichtung die 1886 aufgeführt wurde: Also sprach Zarathustra (Opus 30).

Film: Odyssee im Weltraum

Weltbekannt wurde die Oper von Richard Strauss durch die ersten Takte im Film 2001: Odyssee im Weltraum von Stanley Kubicki, 1968. Karajan, die Wiener Philharmonika, Cinemascope - das war was. Vor allen Dingen wenn man den Film im amerikanischen Straßenbaucamp in Kandahar, Afghanistan, 1970 das erste mal auf englisch sieht.
Türme des Schweigens bei Yazd, Iran. Später Nachmittag im Mai 1978.

Sandsturm

Von Tehran kommend, einmal durch Yazd durchgefahren und keine Lust gehabt, ein Hotel zu suchen. Die Mitreisenden wußten nichts von den Türmen des Schweigens. Also die 7 km weiter gefahren, um dort den Sonnenuntergang zu genießen und in den Autos zu übernachten. Am Fuße der Türme, da, wo die Sandwüste anfängt.



Yazd

Nur noch etwas die Beine vertreten. Die erste Düne hoch, die zweite, steilen Hängen ausgewichen. Plötzlich im Norden ein ganz schmaler, tiefschwarzen Strich am Horizont. Links stand die Sonne, also muss es vom Norden kommen. Die Alarmglocken schrillten, in Afghanistan schon mal erlebt: Sandsturm.

Umgedreht - die Autos waren nicht mehr zu sehen. Dummer weise hieß die Farbe des Mercedes auch noch Saharabeige und sah auch so aus. Die Fußspuren waren auch weg. Nur keine Panik. Die nächste Düne hoch. Keine Autos, jetzt nur zusammen bleiben. Das Schwarze nimmt schon ein Viertel des Himmels ein. Es wird windig. Gewohnt, immer die Himmelsrichtung zu wissen, sich kaum im Leben verlaufen zu haben - und heute? Orientierungslos. Keine 5 Minuten weg von 2 Autos. Auf die höchste Sanddüne hoch. Die Sonne ging gerade unter und da blitze ein Chromteil auf. In nicht vermuteter Richtung. 100 m vor der rettenden Autotür war der Sand da und wieder war nichts zu sehen. Bis man gegen das Blech stieß. Puh! Ob man die 2 Stunden nur im T-Shirt überlebt hätte?

Der Ort blieb auch am nächsten Morgen irgendwie unheimlich, auch ohne das die Mitreisenden wussten, was es mit den unheimlichen Türme in der Wüste auf sich hatte. Das erfuhren sie erst später.
Yazd ist eine der ältesten Städte des Irans. Sie wurde 3000 v. Chr. an einer Oase zwischen den zwei großen Wüsten gegründet. Im Westen die Dascht-e Kavir und der Dascht-e Lut, die auch den gesamten Süden Afghanistan bedeckt. Beide Wüsten waren im Gegensatz zur Sahara nie besiedelt.

Yazd hat fast eine halbe Million Einwohner und liegt 1216 m hoch. In der Gegend wurde mit 70,7° C eine der höchsten Temperaturen auf der Erde gemessen.
Unter dem Shah war ein gutes Straßenbauprogramm aufgelegt worden. Nicht immer waren die Straßen so leer. Die Routen vom Golf nach Tehran waren total überlastet. Da fuhren Lastwagen an Lastwagen und brachten Waren aus aller Welt in den Gumrok, den Zoll von Tehran. Der Zoll hatte die Ausdehnung der Stadt Gießen. Die meisten Waren kamen aus Deutschland.
On the road again.
Mitten im Irgendwo, Eine zum Teil rekonstruierte Karawanserei am Rande der Straße auf einer 4000 km langen Reise. Geheimnisvolles, uraltes Persien...
Je näher an Bam, desto mehr verlassene Lehmdörfer sind zu sehen
Ungewöhnlich! Der Hirte sprach kein Farsi. Gerne hätte man gewußt, was denn die Schafe hier fressen und wo trinken, wo er den sein Wasser hat, wo er herkommt und hin will. 

Endlich eine Abwechslung in der endlosen Weite und wir finden keine gemeinsame Sprache. Mit Handbewegungen bat er um Streichhölzer. Mehr wollte er nicht.
Da kommt doch was?
Aha, Schafe!
3 Bilder
Schon Hunde am Straßenrand sind eine Abwechslung. Diese Rasse wird in Afghanistan als Kampfhunde eingesetzt.
Endlich das Ziel. Das muss Bam sein. Aber da eine Bleibe suchen? Dann doch lieber im Auto schlafen.