Handbuch der Malediven



Kapitel 2 
Knochenfische

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Ordnung der Hornhechtartigen - Beloniformes

Größe: 10 cm, Tiefe: 3 m                                                                      Kuramathi, Rasdu - Atoll, 1988
Ein großer Krokodilhornhecht über dem Außenriff von Kuramathi 1988 - als das Riff gerade noch schön war.
Sie sind eigentlich allgegenwärtig, nur sehen die wenigsten Taucher sie, denn sie laufen kurz unter der Oberfläche und heben sich davon kaum ab. 

Von unten gesehen hat ihr Bauch die Farbe der Oberfläche und des Himmels. In dieser Ordnung sind 5 Familien in 10 Gattungen mit 57 Arten  zusammengefasst, von denen 2 immer an allen Inseln herumschwammen: die Hornhechte, Belonidae (mit den Krokodil-Hornhechten und Nadelfischen) und die Halbschnabelhechte, Hemiramphidae - jedenfalls damals.

Als man noch mit dem Boot auf die Inseln gebracht wurde, sprangen über tiefem Wasser die Fliegenden Fischen (Exocotiedae) am Bug empor und segelten 20 oder 30m über der Oberfläche vor dem Boot dahin - ihre
Überlebenstaktik während der Verfolgung durch ihre Fressfeinde.

Systematik Hornfischartige - Beloniformes

Ord
Fam
Gat
Art
Gat
Art
Fam
Gat
Art
Fam
Gat
Art
Hornfischartige
Hornhechte
Halbschnabelhechte
Fliegende Fische
Beloniformes
Belonidae
Tylosurus
Tylosurus crocodilus
Strongyla
Strongyla leiura
Hyporhamphidae
Hyporhamphus
 Hyporhamphus affinis
Exocotiedae
Cypselurus
Cypselurus poecilopterus
Needlefishes
Needlefishes
Hound needlefish
Banded needlefish
 Halfbeaks
Tropical halfbeak
Flyingfishes
Yellowwing flyingfish
Familie: Hornhechte - Belonidea
Diese Familie hat 10 Gattungen und die zusammen 32 Arten. Einige kommen auch im Süßwasser vor. Diese aber werden nur 4 cm lang, während ein oft auf den Malediveninseln zu sehender Krokodilhornhecht 1,30 m oder gar 1,50 m und über 5 kg Gewicht erreicht. 

Bei den Maßangaben wird bei diesen Arten in der wissenschaftlichen Literatur die Körperlänge ohne die spitz auslaufenden schnabelähnlichen Mäuler angegeben, da diese, bis die Fische zur Klassifizierung ins Labor kamen, oft schon zerbrochen waren. 

Diese verlängerten Kiefer sind mit unzähligen spitzen nadelartigen Zähnen
besetzt. Deswegen kann man in einigen Büchern auch hier den Namen "Nadelfische" lesen. Hornhechte halten sich immer dicht unter der Wasseroberfläche auf. 

Sie jagen vor der Riffkante die in großen Schulen vorkommenden Riffbarsche und andere kleinen Fische und werden selber von Thunfischen, Makrelen und Barrakudas gejagt. 

Man kann sie essen, wenn einem die grünen Gräten nichts ausmachen, aber so besonders schmecken sie nicht. Die am häufigsten vorkommende Art auf den Malediven ist der Krokodilhornhecht Tylosurus crocodilus. 

Nicht repräsentativ, aber auch nicht von der Hand zu weisen: Das eigene  Archiv sagt über das Vorkommen etwas aus. Da finden sich 12 Bilder von Nadelfischen, 14 von Halbschnabelhechten und 115 von Krokodilhechten.

Krokodilhornhecht Tylosurus crocodilus crocodilus 

(Peron & Lesueur, 1821)

E: Hound needlefish, F: Aiquille crocodile, J: Okizayori
Größe: 100 cm, Tiefe: 1 m                                              Embudu, Süd - Male - Atoll,  2011
Größe: 80 cm, Tiefe: 1 m                Kuramathi, Rasdu - Atoll, 1999
Drei Krokodilhornhechte über dem im Jahre 1999 abgestorbenen Riff vor Kuramathi. Kurz vor den Riffen im freien Wasser oder über dem Riffdach patroulieren die langen Hornhechte mit ihren leicht gebogenen, krokodilähnlichen Schnäbeln auf und ab. 

Meist sind es mehrere Tiere, die sich da brennend für die Wolken kleiner Riffbarsche interessieren. Die schlanken Hechte stehen dicht unter der
Wasseroberfläche. Tiefer als 13m sind sie nie. So mancher Neuankömmling hat die mit 1,50 m langen und max. 6,3 kg schweren Tiere schon für lauernde Barrakudas gehalten und umsonst gewisse Bedenken bekommen.
Größe: 100 cm, Tiefe: 1 m           Embudu, Süd - Male - Atoll,  2008
Mit der beginnenden Dämmerung, wenn viele Schulen kleiner Fische vor den Riffen nach Plankton schnappen, werden die Hornhechte aktiv und schießen wie wild an den Riffen entlang. Sie müssen allerdings höllisch aufpassen, denn auch sie stehen bei den jetzt ebenfalls jagenden Thunfischen und Makrelen auf dem Speiseplan.  Außer kleinen Riffbarsche, Sardellen, usw. holen sie sich auch an der Oberfläche treibende Larven und Krebstiere. Fischer fürchten sie, wenn sie nachts mit Licht arbeiten. 

Größe: 60 cm, Tiefe: 1 m         Kuredu, Faddhippolhu-Atoll,  1998
Arme Hornhechte: Sie müssen bergauf schwimmen!  Aber Spaß beiseite. Zwei Monate später waren durch den El Niño 1998 alle Korallen abgestorben. Oft gibt es Verletzungen mit den scharfen und spitzen Schnäbeln der Krokodilhornhechte, wenn diese aus dem Wasser springen. Manche halten diese Fische für gute Speisefische. Na ja, wer grünliches, irgendwie muffiges Fleisch und viele grüne Gräten darin mag......

Vorkommen: Vom Roten Meer über Südafrika bis Polynesien, im Norden bis Japan und im Süden bis Australien. Im westlichen Atlantik von New Jersey, USA, bis Brasilien, im östlichen Atlantik vor Senegal, Kamerun, Liberia und im Südatlantik.
Größe: 100 cm, Tiefe: 1 m;                                                             Embudu, Süd - Male - Atoll,  2008

Nadelfisch Strongyla leiura (Bleeker, 1850)

E: Banded needlefish, F: Aiquilleette ruban, J: Hararashiya
Größe: 40 cm, Tiefe: 0.5 m;                                                            Embudu, Süd - Male - Atoll, 2012

Nadelfische Strongyla leiura

Beide Kiefernhälften sind sehr lang und mit vielen nadelspitzen Zähnchen besetzt. Die Spitze ist rot. Der Name kommt also nicht von den ebenfalls so spitzen Schnäbeln. Alle diese Hornhechte halten sich in Riffnähe dicht unter der Oberfläche auf, wo sie nach kleinen Schwarmfischen jagen. 

Sie kreisen die Schwärme regelrecht ein und schießen dann von allen Seiten gleichzeitig in den auseinander spritzenden Schwarm hinein. Alle diese langen Fische weisen eine Gegenschattierung auf. Die Rücken sind dunkler gefärbt, meist bläulich oder grünlich und die Bauchseiten weiß oder silbern, damit sie sich gegen den Himmel nicht abheben.

Gerne mischen sie sich mit Schulen von anderen, harmlosen, weil Plankton fressenden Fischen, um auf diese Weise näher an ihre Beutefische heranzukommen.

Vorkommen: In allen warmen und gemäßigten Meeren.
Größe: 40 cm, Tiefe: 0.5 m;                                                       Embudu, Süd - Male - Atoll, 2012
Warum mag die Spitze rot sein? Damit sie schwerer zu sehen ist? Aber diese Art schwimmt ja nur unter der Oberfläche bis höchstens 3 m Tiefe. Obendrein sind die Nadelfische tagaktiv.
Größe: 30 cm, Tiefe: 0,5 m;          Kuramathi, Rasdu - Atoll, 1984

Familie: Halbschnabelhechte - Hemiramphidae

Auch die Halbschnabelhechte sind nur mit wenigen Arten um den maledivischen Urlaubsinseln vertreten. Obwohl diese Familie mit 12 Gattungen und rund 80 Arten wahrlich nicht gerade klein ist. 

Sie sind mit 5 - 40 cm Körperlänge bedeutend kleiner als die Hornhechte, leben aber wie diese unter der Wasseroberfläche in den tropischen Meeren, wo ihre schlanken, silbrigen Körper nur schwer auszumachen sind. 

Weiß man nicht, dass bei dieser Familie immer der Oberkiefer der kürzere ist, hält man glatt die Fotos verkehrt herum. Und wenn im "Fischführer Südostasien" des Tetraverlages auf Seite 54 steht, Halbschnabelhechte leben von Algen, dann kann man sich nur fragen, wie sie denn mit dem langen störenden Unterkiefer an diese herankommen sollen! Haben nicht viele Fischarten gerade deswegen so lange „Nasen“ damit sie nicht an die oft giftigen Algen herankommen können?

Smiths' Sea Fishes ist da genauer: Einige Arten leben von schwimmendem Seegras, andere von kleinen Krebsen und Fischen. Immer sieht man die auffallenden Fische in kleinen Schulverbänden, auch in Küstengebieten, im Brackwasser der Mangroven und sogar um Flussmündungen.

Schwimmt man nachts mit Flosse, Schnorchel und Lampe um die Inseln, kann man recht schmerzhaft mit den spitzen Mäulern schlafender Halbschnabelhechte Bekanntschaft machen: Sie pieken mächtig an der Stirn.

Halbschnabelhecht Hyporhamphus affinis (Günther, 1866)

E: Banded needlefish, F: Aiquilleette ruban, J: Hararashiya, D: ?
Größe: 20 cm, Tiefe: 0.5 m;                                                             Kuramathi, Rasdu - Atoll, 1984

Halbschnabelhecht Hyporhamphus affinis

Größe: 30 cm, Tiefe: 0.5 m;           Kuramathi, Rasdu - Atoll, 1984
Da es 12 Gattungen mit 80 Arten von diesen Halbschnäblern gibt, ist der Fisch auf dem Foto nur genau zu bestimmen, wenn man in fängt, tötet und die Anzahl der Schuppen auf dem Schwanzstiel und die Flossenstrahlen auszählt und sich den kurzen oberen Halbschnabel genauer ansieht. 

Anhand des Fotos ist nicht einmal mit Sicherheit die Gattung zu bestimmen. Halbschnabelhechte laufen wie die Hornhechte dicht unter der Wasseroberfläche und sind durch die helle silbrige Farbe nicht leicht auszumachen.Sie werden nur zwischen 5 und 40 cm groß und jagen im Riff kleinste Fische und Krebse. Sie sind auf jeder Insel zu finden, aber es ist schwer, nahe an sie heran zukommen. 

Genauso schwer ist es, gute Fotos von diesen ja nur 4 oder 5 cm dicken Fischen zu machen. Automatische Kameras fokussieren nur schlecht auf so einen schmalen Körper. Da bleibt nur, Objektiv und Blitz auf eine bestimmte Entfernung fest einzustellen und diese dann zu schätzen.

Vorkommen: Indopazifik.

Familie Fliegende Fische - Exocotiedae

Wirklich: Fliegende Fische gibt es in 7 Gattungen mit 60 Arten. Dabei sahen sie auf dem Weg vom Flughafen Hulhulé zu den Urlaubsinsel eigentlich immer gleich aus: schlank, zylindrisch und silbrig glänzend mit gegabeltem Schwanz und weit ausgebreiteten Schwingen.

Sie treiben scheinbar ziellos durch die endlosen Weiten der Hochsee. Droht ihnen Gefahr durch den Angriff eines Räubers oder naht sich ihnen ein Boot, verlassen sie das Wasser und segeln auf ihren ausgebreiteten Brustflossen dem verblüfften Räuber mit erstaunlicher Geschwindigkeit davon. 

Genauer beschrieben ist der Vorgang unter dem Bild des Fliegenden Fisches. Unter Wasser sind ihre Brustflossen eng an den Körper angelegt und werden zum Schwimmen nicht gebraucht.

Eier dieser Familie werden an schwimmendes oder angewachsenes Seegras angeheftet und die dann schlüpfenden Larven sind pelagisch.
Fliegende Fische scheinen nie zu schlafen, haben aber im Dunklen nicht so sichere Kontrolle über ihre Flugrichtung, denn nachts springen sie schon mal in kleine Boote oder an das Ufer - bestimmt nicht freiwillig. 

Sie haben nicht nur Feinde unter Wasser. Im Ostpazifik vor Costa Rica war ich einmal Zeuge, wie ein mächtiger Fregattvogel sich einen Fliegenden Fisch holte und hier sind die Seeschwalben auch in der Lage und Willens, sich solch eine fette Beute, sozusagen im Vorbeiflug und ohne naß zu werden, zu holen.

Fliegender Fisch Cypselurus poecilopterus (Valenciennes, 1847)

E: Yellowing flyingfish, F: Exocet-aile-jaune, J: Aya-tobi-jaune, D: Volangi
Größe: 24 cm, Tiefe: 0.1 m;                                                                         Magala, Ari - Atoll, 1994

Fliegender Fisch Cypselurus poecilopterus

Die Insel Magala 1988
Wie soll man als langsamer Schnochler mit 2 Kameras um den Hals, mit Bleigürtel und all dem Zeug an so ein Bild kommen? Dieser Fliegende Fisch lag morgens tot am Strand der kleinen Insel Magala bei Ellaidhoo. Das ist so ziemlich die einzige Chance: mit einer Hand den Fisch ins Wasser halten und mit der anderen die Nikonos auslösen! Man sieht sie ja sonst nur von den Booten aus, wenn sie vor diesen Reißaus nehmen.

Die Brustflossen sind gewaltig vergrößert. Ausgebreitet erinnern die Brustflossen an die Schwingen eines Vogel und sie können mit ihnen segeln, wie diese in Aufwinden. Sie schlagen nicht mit den Flügeln/Flossen und gelegentlich zu beobachtendes Vibrieren ist auf Luftströmungen zurückzuführen.

Sie nehmen mit der Schwanzflosse unter Wasser Geschwindigkeit auf, durchstoßen die Oberfläche, segeln ein paar Meter, tauchen beim Absinken zuerst mit der Schwanzflosse wieder ins Wasser und nehmen noch mehr Tempo auf, holen den endgültigen Schwung zum Gleiten über Strecken zwischen 50 und, mit mehreren Anläufen, 200 m.



Größe: 24 cm, Tiefe: 0.1 m;                                                                       Magala, Ari - Atoll, 1994
Im Buch von Eibl-Eibesfeldt "Die Malediven" sind die Flugleistungen beschrieben. Beim ersten Auftauchen betrug die Geschwindigkeit 28 Stundenkilometer, nach 0,2 Sek. (1,6m) tauchte der Schwanz wieder ins Wasser und beschleunigte mit 50 Schwanzschlägen pro Sekunde über eine Strecke von 14,46 m um das 2,2fache innerhalb von nur 1,1 Sek. auf 61,7 km/h, mehr, als vergleichbar große Vögel an Geschwindigkeit erreichen.
Viele andere Fische springen bei Verfolgung durch Fressfeinde ebenfalls aus dem Wasser, z. B. die Meeräschen. Aber keine andere Art hat ihre Flucht über die Oberfläche so perfektioniert wie die Fliegenden Fische. 

Erstaunlicherweise gibt es 7 Gattungen mit 60 Arten. Der hier abgebildete Fisch ist wahrscheinlich ein Cypselurus poecilopterus (Valenciennes, 1847). Fliegende Fische werden zwischen 11 und 30 cm groß. Sie leben im offenen Wasser der warmen Ozeane von kleinen Krebsen und Zooplankton. Neuerdings wird diese Familie im besten Neudeutsch auch Fliegerfische genannt.

Vorkommen: In den Weiten der tropischen Meere.
Angaga, Ari - Atoll, 2019
Die Maledivische Glanzkrähen haben auch einen gefunden!

„Flugbetrieb“

Knochenfische - Index