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St. Georg gehört zum Stadtteil Hamburg-Mitte und ist mal gerade 1,8 km² groß. Knapp 12.000 Einwohner kämpfen hier mit den steigenden Mieten. Die liegen schon bei 12 €/m². Der Ausländeranteil liegt bei 23 %, dem Augenschein nach aber viele Westeuropäer und kaum Muslime, zumindest in der Langen Reihe.
Wie sehr das Viertel zusammenhält zeigt der vehemente Kampf gegen die versuchte Vertreibung des einzigen Buchladens - und er wurde gewonnen. Es fand sich ein neuer Laden am Markt. Das sagt einiges über die Bewohner, die Mieten und über den Kiez aus.
Hart umkämpfter Buchladen
Den Namen hat das Viertel durch das Krankenhaus. Es wurde 1200 gegründet und war erst ein Lepra- dann ein Pesthospital, benannt nach dem Heiligen Georg. Von 1606 bis 1951 fungierte es als Armenstift.
Früher war in der Litfaßsäule ein kleiner Blumenladen. Auf dem Carl-von-Ossietziky-Platz findet ein kleiner Wochenmarkt statt.
Pflastermalerei
Da läuft seit Jahren eine Frau durch das Viertel - und beschreibt die quadratischen - und nur die - Gehwegplatten. In der Hand hat sie einen Buddeleimer, dadrinnen sind bunte Kreidestifte.
Sie schreibt immer nur in zwei Reihen je 4 Buchstaben. Jeder Buchstabe hat seine Farbe. Nur auf diesen Platten schreibt sie seit Jahren immer das gleich: FREI SEIN.
Spricht man sie höflich an, um dahinter zu kommen, was sie damit meint oder bezweckt, bekommt man keine Antwort. Sie richtet sich auf, geht ein paar Schritte weiter, beugt sich herunter und schreibt:
FREI SEIN.
Nach Regen hat sie besonders viel zu tun.
Ein Jahr später sprach das Hamburger Landgericht Alfredo frei. Notwehr. Andere Gastronomen hatten die fiese Art der Mafia bestätigt. Der Clan des Erpressers konnte es nicht fassen und schlug den Gastwirt direkt vor dem Gericht erst mal zusammen.
Auf der Langen Reihe tauchten im Laufe der Zeit immer mehr gut gekleidete Herren mit dezenten Brillis im linken Ohr auf, begleitet von jungen Boys, die selbst im Winter kurzärmlige Buddy-Shirts tragen. Sie haben hier ihre Bars und Geschäfte, die an der richtigen Stelle ausgestopfte Unterhosen im Schaufenster haben. Es riecht an einigen Bars und Geschäften förmlich nach Geld.
Schräg gegenüber von Frau Möller wohnte ein ehemals viel beschäftigter Fotograf im Dachgeschoss eines vierstöckigen Hauses. Seine Aufnahmen erschienen in den großen Illustrierten.
Aber dann Anfang der nuller Jahre mit dem Aufkommen der Digitalfotografie bekam er keine Aufträge mehr. Er zündete sein analoges Archiv dort oben an und sprang auf die Straße.
Aber das auch in die Jahre gekommene ehrwürdige Hotel Senator am Anfang der Langen Reihe gehört nicht zu dieser Kette.
Lange gab es unzählige kleine und preiswerte Hotels in St. Georg. Oft wurden sie von den vielen Afghanen oder Iranern geführt. Es leben ja viele von ihnen in Hamburg. Die Hotels waren durchweg in die Jahre gekommen, aber preiswert.
Die Hotels gibt es immer noch. Sie aber sind verdammt teuer geworden. Sie gehören jetzt zu einer Kette, deren junger Besitzer iranisch/afghanischer Herkunft eines nach dem anderen aufgekauft hat. Die Kette macht jetzt ca. 120 Mio. Umsatz und ist längst über St. Georg hinausgewachsen, hat aber hier noch ihren Sitz.
Mit Standorten in D, A, NL, H und Tschechien soll sie unter den Top 50 auf Platz 24 sein - doch keiner hat je eine Bilanz gesehen, sagt Wikipedia.
Es ist nicht viel Platz in der Langen Reihe, St.Georg
„Chapeau“, es gibt noch einen Hutmacher auf St. Georg
Nordsee macht Süchtig
„1000 Töpfe“
Die beiden Bäckerein, spezialisiert auf Frühstück, liegen direkt am Markt
Der Lieblingsladen: Casa Portugal
Gleich nebenan
Hier gibt es mehr als Cafe con Leche
Caffe Uhrlaub
Wirklich: ein schöner Tag
Was kommt jetzt hier rein?
Vasco da Gama ist gar nicht fortgesegelt. Der war schon immer hier!
Italiener
Thai und Grieche
Noch ein Italiener
Urige Kiezkneipe
Bei Frau Möller treffen sich alle Leute aus dem Kiez. Viele junge Leute aus den Bildungseinrichtungen rundherum, Touristen, die die urige, gut gehende Kneipe durch Zufall finden. Es gehört schon Glück dazu, einen Platz zu ergattern.
Das Essen ist preiswert, eher Fastfood in großen Portionen. Die Soßen stehen auf dem Tisch, Kerzen brennen immer. Die Bedienung ist jung, meistens weiblich, wechselt oft und kommt schon mal aus dem Iran. Und die waren verblüfft, als sie mal in ihrer Sprache angesprochen wurden. Die Bestellung wird an den Tresen und in die Küche gefunkt, die Rechnung stimmt immer. Der Chef aus Fernost hat den Laden im Griff.
Früher war das hier ein Teppichgeschäft und die hatten einen Hund und der hieß „Frau Möller“.
Bier läuft hier fantastisch
Kirchenallee, östlich des Hauptbahnhofes, die Grenze von St.Georg
Fast vergessen: Hans Albers ist in der Langen Reihe, Haus Nr. 71, geboren worden