Managua, die heiße Hauptstadt des jetzt verarmten Landes, kurz nach dem Erdbeben vom 23.12.1972
Alle Hauptstädte in America Central fehlt das Besondere, fehlt ein Höhepunkt. Schönheiten sind sie nicht. Noch schlimmer traf es logischer Weise auf Managua nach dem Erdbeben zu. Gab und gibt es kein eigentliches Zentrum, so florierte doch abends das Leben in den engen Straßen mit den ein- oder zweistöckigen Häusern - vor dem Erdbeben.
Und doch. Wenn es auch nach 40 Jahren Diktatur und schwerem Erdbeben, nach Revolution und Kommunismus, nach korruptesten Führern und Präsidenten die man sich vorstellen kann, nicht leicht ist zu überleben, immer liegt Musik in der Luft, irgendwie geht es weiter, auf eine ansteckende, südländische Art.
In der Zeit nach dem Terremoto (-großes Erdbeben; temblor - Erdstoß) war der Mercado Oriental eine richtige, farbenfrohe Augenweide. Etwas anderes gab es zu dieser Zeit ja auch nicht. Hier gab es alles, vom lebenden Tier bis zum Bauholz für Zäune, vom Fisch ohne Kühlung bis zum frisch in der Pfanne ausgelassenem Chicharon (Schweinehaut).
Die Stadt ist nach der Art der spanischen Eroberer angelegt. Straßen kreuzen sich im rechten Winkel ohne Rücksicht auf das Gelände. Die Straßen, die in Nord-Südrichtung verlaufen, heißen Avenidas während die in Ost-Westrichtung Calles genannt werden. Die meisten Straßen haben keinen Namen und tragen Nummern oder besser einen "Nummernsalat".
Vom Zentrum weg eigentlich aufsteigend, aber da, weiter unten zum See, die ungeraden Straßen und wo anders die mit der geraden Nummer - oder auch nicht.
Donde estaba antes el arbol, un quadro al largo al mano deretcho y un medio quadro al lado izquerda donde esta un porto azul…
Dort, wo früher der Baum stand (!), ein Block zum See rechter Hand, einen halben Block entlang ,wo auf der linken Seite ein blaues Tor ist!
Eigentlich ganz einfach zu finden - oder auch nicht:
Alles klar? Da wohnte die Häusermaklerin.
Teufel nochmal: Wenn hier so langsam der Herbst mit Aussicht auf viele graue Tage heraufzieht - lebt es sich nicht doch besser dort?
Wenn sich die Stadt schon nicht zum Meer hin öffnet weil es zu weit weg ist, könnte man meinen, dieser große See müsste eine zentrale Rolle im Stadtbild gespielt haben oder spielen. Weit gefehlt. Der riesige See ist schon lange umgekippt.
In Diktaturen darf man für Geld einfach alles machen. Wenn man kein Geld ausgeben will, schickt man mal eben ein "Kanonenboot", wie es früher so veranschaulichtend hieß. Erst recht wenn man aus einem riesigen Land im Norden kommt. Dann darf man Chemifabriken, Zellstoffabriken und sonst etwas, die man im eigenen Land auf keinen Fall haben kann und will, an einem schönen See bauen und die Abwässer ungeklärt in den See leiten. Amis taten das in den 60er Jahren hier und 20 Jahre später, 1984, in Bophal, Indien, und sonst wo auf der Welt.
Kurzum, der große Managuasee war und ist wohl immer noch ein vergiftetes Gewässer. In Erinnerung geblieben ist ein Bild, wo große Teile des Sees in Richtung Flughafen quittegelb waren. Nix mit angeln....
Managua: Das Erdbeben
Am 23. Dezember 1972 kurz vor Mitternacht bebte in Managua wie alle 30 Jahre die Erde und die Stadt gab es nicht mehr. Auf der Richterskala wurde das Erdbeben gennau unter der Stadt loklisiert und das mit einer Stärke von 7,8. Stehen blieben nur 3 Gebäude, gebaut um die vorherige Jahrhundertwende aus großen Steinquader: Telcor, Finanzministerium und die Kathedrale, deren Kreuz auf dem linken Turm geknickt herunter hing.
Die beiden Bankhochhäuser, das neue Theater am See und die meist nur einstöckigen vielen Häuser der Stadt waren zusammengefallen oder nicht mehr zu nutzen. Den trapezförmigen Versorgungstrack auf dem Dach des Interconti hatte es um einige Grad seitlich versetzt. Wie das so ist: wer keine Erdbeben- aber eine Feuerversicherung hatte, steckte in seiner Verzweiflung den Trümmerhaufen auch mal an. Aber wer hat hier schon eine Versicherung. Gebrand hat es trotzdem.
Viele Staaten können nicht einmal in unbedrängten Zeiten ihre Staatsbürger zählen, geschweige denn auf dem Höhepunkt einer Katastrophe die Zahl ihrer Toten angeben. In der internationalen Presse hieß es Weihnachten 1972: 100.000 Tote in Managua. Die Stadt hatte damals ungefähr 300.000 Einwohner. Jeder 3. war also tot? Inoffiziell sickerte später eine Zahl um 8.000 Tote durch; berichtigt wurde die hohe Zahl aber nie. Sie machte sich ja auch besser für die anlaufende internationale Hilfe.
Die gesamte Infrastuktur war zusammen gebrochen. So auch alle Kommunikations-verbindungen ins Ausland. Alle? Nein, eine gab es noch.
"Bundesrepublik Deutschland, Erdbebenhilfe für Nicaragua".
Verspielt waren sie. Die beiden jungen Schäferhundrüden brauchten immer etwas zum Hinterherrennen. Sie schleppten unermüdlich Dinge an, die man werfen sollte. An dem Seeufer auf den Bildern oben gab es nur wunderschöne Steinchen.
Die Ufer waren aber von schmerzhaft stechenden Ameisen bewohnt und man unterhielt sich bis zur Wade im Wasser stehend. Die Hunde legten ihre Steinchen also wie immer vor die Füße der Leute in der Hoffung auf einen weiten Wurf.
Aber was war das: Die Steine gingen ja unter! Sie konnten mit der Pfote ertastet werden und sie waren auch deutlich zu sehen. Also Augen zu, den Kopf unter Wasser - und in den Sand gebissen. Keine fünf Versuche und die Hunde ließen die Augen auch unterwasser auf. Irgend wann holten sie sich ein Stöckchen auch aus der Hand in 3 m Tiefe.
Fortan wurde jede Wette gewonnen: „Du, den seine Hunde können tauchen!" „Glaub ich nicht...."