Es war eines der schönsten Länder der Welt
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Info: Buzkashi - Vorbereitung
Mitte Oktober, wenn der König
Mohammad Zahir Shah
Geburtstag hatte, fanden die
Reiterspiele statt. Das Endspiel
begann, wenn Seine Majestät in
der Loge saß.
Wochen vorher waren die
Mannschaften im Norden und in
der Mitte des Landes mit ihren
Pferden aufgebrochen. Manche,
die aus den Seitentälern des
Hindukusches, ritten nach
Kabul, einige kamen per Lorry
über den Salangpaß.
Ausscheidungsspiele begannen,
Speerstechen der Reiter fanden
statt. Aus dem vollen Galopp
musste mit der Lanze ein 20 cm
langer Holzpflock getroffen
werden. Paraden wurden
abgehalten, Ringkämpfe und
wilde Volkstänze der Männer
ließen die Stimmung
hochkochen.
Es ist noch heiß im Oktober. Aus
allen Teilen des Landes reisten
Afghanen an, Kabul platzte aus
allen Nähten und die Ausländer
bekamen die Kabulitis. Nur so
vom Einatmen.
Sanitäre Einrichtungen gab es
nicht, Luftfeuchtigkeit auch nicht.
Der Kot auf der Straße trocknete sofort, Amöben und sonstige
lagen in der Luft. Die Ärzte
impften im Akkord gegen
Hepatitis, trotzdem kam keiner
von der Toilette herunter.
Gespräche verliefen dann
so:"Haste noch Krämpfe?"
"Nein, kam schon Land mit."
Info: Buzkashi - Die Reiter und die Pferde
Es hieß, die Reiter wären auf den Pferden geboren worden und werden zusammen in einem Grab beerdigt.
Vor der Königsloge saß ein General kerzengerade auf einem wunderschönen Araberhengst, hob einen schweren Revolver und schoss.
Die Hölle brach los in Form von 18 wild in riesiger Staubwolke losgaloppierender Pferde und zu allem entschlossener, kampferprobter Steppenreiter - und nichts war mehr zu erkennen! Staub verhüllte alle Pferde und Reiter, den Kreis samt Kadaver. Wie nur hatten die
Reiter es geschafft, die rasenden Pferde anzuhalten, wer hatte das Kalb?
Spannung pur. Schnaufen erregter Pferde, wiehern und Hufgedonner - ein Naturereignis: diese Kraft, die ungeahnte Wildheit! Nie im Leben kann man es je wieder vergessen.
Info: Buskashi - Regeln
Regeln? Sagen wir lieber
"beobachter Ablauf." Zwei
Mannschaften saßen auf ihren
Pferden an der einen Stirnseite des Spielfeldes von der Größe eines Fußballplatzes . Alles wartete gespannt auf den Startschuss. In der Mitte der Auslinie ein Flaggenmast mit der Landesflagge.
Die Pferde tänzelten nervös und
waren kaum zu bändigen. Auf der anderen Seite lag in einem Kreis eine enthauptete Ziege oder ein Kalb.
Den Kadaver galt es im vollen Galopp aufzunehmen und
natürlich die gegnerische
Mannschaft daran zu hindern.
Das Team, das es schaffte, mit
dem Kadaver auf einem ihrer
Pferde um den Flaggenmast
herumzureiten - ohne dass ein
Gegner die Hand an der Beute
hatte - und es im Zielkreis wieder
abzuwerfen, bekam Punkte,
irgendwann den Sieg.