Afghanistan


Es war eines der schönsten Länder der Welt

Afghanistan
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Von Kabul aus Richtung Westen







Kabul - Sport und Spiele: Buzkashi

Der wildeste Kampf auf Erden, Tradition aus grauer Vorzeit: Das war Buzkashi. Kampf war es immer, draußen  in den endlosen Steppen ein Überlebenskampf, einmal im Jahr vor dem König als Spiel. Ein ernstes Spiel. Es gab auch Tote, wenn Reiter aus dem Sattel gerissen wurden und der Pulk der stampfenden Pferde nichts sehen konnte. Wer diesen Kampf einmal gesehen hat, vergisst ihn nie wieder im Leben.

Von Kabul nach Ghazni sind es 150 km. Weiter nach Kandahar sind es 564 km. Die Straße wurde in den 60er Jahren von den Amerikanern gebaut - die Russen waren ja nur an Nord-Süd-Verbindungen interessiert, um das
Land mal erobern zukönnen, was ja gründlich schief ging.

Beim Straßenbau in Afghanistan ging so manches schief. Brannte doch damals, als alle Straßenbauten abgerechnet werden sollten, zufälliger Weise ausgerechnet das Arbeitsministerium ab! Sind die nicht sympathisch, die Jungs?
Ganze Kerle braucht dieser uralte "Sport". Dieser Usbeke (?) war 1,90 m groß. Sein Pferd war nach dem Kampf total erledigt - jeder Tierschützer hätte sich bei uns in die Hosen gemacht. Aber er lebt für sein Pferd und sein Pferd für ihn!
30 km hinter Kabul, vor der Kulisse des Hindukusches, liegt das erste Serail rechts neben der Straße nach Kandahar - oder jedenfalls das, was noch übrig geblieben ist. 30 km sind genau die Tagesleistung einer Karawane. Diese fanden hier Unterkunft, Wasser, Essen und Schutz für Mensch und Tier. 

Das ganze Land war in diesem Abstand von den aus Lehm gebauten Karawanenhotels entlang der Haupthandelsrouten überzogen. Es ist eines der gelungensten Bilder mit dem schneebedeckten Hindukusch im Hintergrund und dem Größenunterschied Mensch und Kuh und den Ausmaßen des Serails aus vergangener Zeit.
Es ist ein eigenartiges Gefühl, als Europäer mit Fotoapparat unter so vielen Stadionbesuchern zu sein.
Schließlich verbietet der Islam das bildliche Darstellen von Menschen.
Durch diese Tal verlief die Straße
nach Kandahar. Kabul liegt 1791 m
hoch wie die Straße hier. Der
Standort des Fotografen liegt auf
ca. 3000 m mit Blick nach Norden.
An diesem Nordhang hatten sich
die Deutschen vom Technikum
Kabul in einer kleinen Hütte einen
stationären VW-Käfermotor
aufgestellt. An den Sonn- und
Freitagen im Winter zogen sie so
die Skifahrer an Stahlseilen auf den Hang nach oben.
Im Zielkreis liegt das Kalb. Ein Reiter schaut sich genau an wie es liegt.

Von wo aus muss es angeritten werden, um einen Lauf ergreifen zu können, wie hindert man die andere Mannschaft da dran, von welcher Seite müssen die schweren Pferde den Gegner abdrängen - ohne ausgefeilte Taktik kein Sieg.

Pferdeleiber glänzen, die Peitschen knallen gnadenlos auf die Gegner unddessen Pferde. Die Hufe dröhnen auf dem trockenen Platz. Irgend wann zerreißt der Kadaver und ein neues Kalb muss her. Beiden Gegner hatten es geschafft, das Kalb jeweils zur Hälfte über den Sattelknauf zu ziehen und einen Schenkel darüber zu legen. Die Kraft der Pferde zerriss es dann.

...und wird härter. Man zieht sich die kurzen Lederpeitschen über die Hände und quer durch das Gesicht!
Wohl in keinem Haus fehlten diese Produkte, billig hergestellte Massenware aus Pakistan. Hier in einem Dukan auf dem Bazar von Ghazni. Früher wurde der Reis in reicheren Familien auf schön verzierten und verzinnten Kupferplatten auf den Boden in die Mitte des Raumes gestellt. Heute mussen die großen Schalen aus Alu den kunstvoll zu einem Kegel aufgeschichteten Reis aufnehmen.
Aber die Mannschaft in den hellbraunen Mänteln mit den Wappen auf dem Rücken hat das Kalb gepackt, bekommt es aber nicht hoch auf sein Pferd.
Der Kampf tobt hin und her...

Ghazni, Höhe 2183 Meter

Sei es durch krurse
Religionsauslegung oder
schlichtweg aus krimineller
Energie. Hier wurden Mitte 2007
die Südkoreaner gefangen
genommen und zwei von Ihnen
und ein Deutscher ermordet. Ihr
Verbrechen? Sie wollten den
Afghanen helfen.

Ghazni war bei den Afghanen für
die Produktion von Süßigkeiten
berühmt. Hier wurdensie verkauft.
Vorne rechts in den drei Körben
liegen gezuckerte Maulbeeren,
köstlich zu Tee: zerkauen und den
Tee rüber laufen lassen. Die grell gefärbten Süßigkeiten waren damals eher nicht nach dem
Geschmack von uns Europäern.

Obwohl, man kann es nicht wissen, vielleicht lag es auch nur am Klima. Die Vielfältigkeit der Süßigkeiten ist derart groß, sicherlich wären sie eine Bereicherung im
Süßigkeiten Großhandel, zu mindestens im Internet.

Viele der angebotenen Süßigkeiten beinhalteten neben Zucker unter anderem auch Pistazien und vereinzelt sogar weißen Nougat, der in Afghanistan (und mittlerweile auch in Deutschland) unter dem Namen Halva bekannt ist. Halva ist seit Jahrhunderten bei den Afghanen eine beliebte, wenn auch für die meisten nur zu besonderen Anlässen gereichte Süßigkeit.
Eine Begegnung am frühen
Morgen. Bauern bringe wohl ihre
Ware auf den Markt nach Kabul.
Sie müssten noch 3 Tage laufen
um die Stadt zu erreichen. Aber
warum sind unverschleierte
Kutschifrauen dabei? Die Zelte
brauchen sie ja zur Übernachtung.
Für Normaden ist die Karawane zu
klein. Auch fehlt das Vieh...

Der Hund sieht aus wie ein Wolf.

Fotografieren war nicht gerade
erwünscht - da flogen schon mal
Steine.
Wir nannten den Dukan
"Woolworth" Er hatte alles, was
Afghanenherzen auf Reisen höher
schlagen ließ - sogar rote Tücher
als Mitbringsel für die Familie
daheim. Klingesdraht, Nüsse,
Zwiebeln, Knoblauch, Munition,
Lederriemen, Süßes....

So ein Dukan ist der Traum eines
jeden Afghanen. In der Mitte
drinsitzen, auf Kundschaft warten
und kräftig handeln und feilschen.
Und er wusste alles über den
Zustand der Straße von den
Reisenden! Was brauchte er
Telefon...
Schiedsrichter (links) und die taktischen Beobachter, die sich das Geschehen von Aussen ansehen um gegebenenfalls einen Ausbruchsversuch zu verhindern, haben Probleme, ihre Pferde zurückzuhalten. 

Zu gerne wollen die Herdentiere mitmachen, im Kampfgetümmel dabei sein.

Info: Buzkashi - Die Reiter und die Pferde


Es hieß, die Reiter wären auf den Pferden geboren worden und werden zusammen in einem Grab beerdigt.


Vor der Königsloge saß ein General kerzengerade auf einem wunderschönen Araberhengst, hob einen schweren Revolver und schoss.


Die Hölle brach los in Form von 18 wild in riesiger Staubwolke losgaloppierender Pferde und zu allem entschlossener, kampferprobter Steppenreiter - und nichts war mehr zu erkennen! Staub verhüllte alle Pferde und Reiter, den Kreis samt Kadaver. Wie nur hatten die

Reiter es geschafft, die rasenden Pferde anzuhalten, wer hatte das Kalb?


Spannung pur. Schnaufen erregter Pferde, wiehern und Hufgedonner - ein Naturereignis: diese Kraft, die ungeahnte Wildheit! Nie im Leben kann man es je wieder vergessen.

Dann, viele Stunden eng
aneinander gepresst im VW-Bus
bei der Weiterreise zwischen der
Entscheidung entweder zu
ersticken oder zu erfrieren - dabei
kann Reisen so schön sein...
Alte Serails und Festungen
bestimmen das raue Bergland
Ghaznis und der gleichnamigen
Hauptstadt. Nicht minder rau sind
auch heute noch seine Bewohner.
Zumindest ein verblendeter Teil
davon.
Azzis, der Cheftechniker (links) und
der Bürgermeister von Ghazni.
Oder war es gar der Gouverneur?
Die Einladung zum Essen von ihm
waren gefürchtet und man durfte
sie ja nicht ablehnen. Es dauerte
Stunden, bis der gerade
eingefangene Gockel auf den
Boden (man saß im Schneidersitz
auf der Erde) kam. Der war meist
so zäh, dass schwere Muskelkater
im Kiefer noch lange anhielten.

Derweil aßen die Afghanen einen
riesigen Teller mit frischen
Knoblauchzehen mit Salz als
Vorspeise auf.
Info: Buskashi - Regeln

Regeln? Sagen wir lieber
"beobachter Ablauf." Zwei
Mannschaften saßen auf ihren
Pferden an der einen Stirnseite des Spielfeldes von der Größe eines Fußballplatzes . Alles wartete gespannt auf den Startschuss. In der Mitte der Auslinie ein Flaggenmast mit der Landesflagge.

Die Pferde tänzelten nervös und
waren kaum zu bändigen. Auf der anderen Seite lag in einem Kreis eine enthauptete Ziege oder ein Kalb. 

Den Kadaver galt es im vollen Galopp aufzunehmen und
natürlich die gegnerische
Mannschaft daran zu hindern.
Das Team, das es schaffte, mit
dem Kadaver auf einem ihrer
Pferde um den Flaggenmast
herumzureiten - ohne dass ein
Gegner die Hand an der Beute
hatte - und es im Zielkreis wieder
abzuwerfen, bekam Punkte,
irgendwann den Sieg.
Vorbei an der Königsloge tobt die Meute. Alles ist im Mittelkreis, aber die Pferde stehen so dicht zusammen, dass zum runterfallen des Tierkörpers gar kein Platz ist. 
Die Mannschaft in den roten Mäntel ist als nächstes dran. Sie beobachten ihre potenziellen Gegner ganz genau.
In etwa die gleiche Ansicht mit Blick
nach Norden. Links in den
Ausläufern des Hindukusch liegt
irgendwo im Dunst Paghman.

Mitten im Dezember 1970 bei
Sonnenuntergang liegt der Rauch
von unzähligen Holzfeuern über
der Hochebne, 30 km westlich der
Stadt.

Kabul hatte damals kaum 400.000
Einwohner. Heute sind es mehr als
3,5 Mio. und die Luftverschmutzung hat ungeheuere Ausmaße angenommen. Es gibt keinen Wind der den Dreck verteilt, ähnlich schlimm wie in Ankara und in Tehran.
Viele Kilometer weiter in Richtung
Ghazni hat sich die Landschaft
immer noch nicht verändert. Die
Straße führt an den Ausläufern des
Hindukuschs entlang.

Hier ist eine der vielen Mautstellen
die es damals auf allen Straßen
des Landes gab.
Das Wahrzeichen von Ghazni ist
die Burg. Die Aufnahmen sind von
1971. Damals nutzte das Militär die
Festung.

Heute hat Ghazni knapp 50.000
Einwohner, mehr als die Hälfte sind
Tadschiken. Um so mehr
verwundert, dass gerade hier die
Taliban so ungestört ihr Unwesen
treiben und mit den Geiseln (1
Deutscher, 23 Südkoreaner) in den
umliegenden Bergen
Zentralafghanistans verschwinden
können. Vor 1000 Jahren lebten
hier viele große persische Dichter
und Wissenschaftler. Die Gräber
kann man hier finden. 
Info: Buzkashi - Vorbereitung

Mitte Oktober, wenn der König
Mohammad Zahir Shah
Geburtstag hatte, fanden die
Reiterspiele statt. Das Endspiel
begann, wenn Seine Majestät in
der Loge saß.

Wochen vorher waren die
Mannschaften im Norden und in
der Mitte des Landes mit ihren
Pferden aufgebrochen. Manche,
die aus den Seitentälern des
Hindukusches, ritten nach
Kabul, einige kamen per Lorry
über den Salangpaß.

Ausscheidungsspiele begannen,
Speerstechen der Reiter fanden
statt. Aus dem vollen Galopp
musste mit der Lanze ein 20 cm
langer Holzpflock getroffen
werden. Paraden wurden
abgehalten, Ringkämpfe und
wilde Volkstänze der Männer
ließen die Stimmung
hochkochen.

Es ist noch heiß im Oktober. Aus
allen Teilen des Landes reisten
Afghanen an, Kabul platzte aus
allen Nähten und die Ausländer
bekamen die Kabulitis. Nur so
vom Einatmen.

Sanitäre Einrichtungen gab es
nicht, Luftfeuchtigkeit auch nicht.
Der Kot auf der Straße trocknete sofort, Amöben und sonstige
lagen in der Luft. Die Ärzte
impften im Akkord gegen
Hepatitis, trotzdem kam keiner
von der Toilette herunter.
Gespräche verliefen dann
so:"Haste noch Krämpfe?"
"Nein, kam schon Land mit."
War es nur ein Gerücht oder traf es zu? Das Land sollte angeblich zu dieser Zeit 99 Generäle gehabt haben und sogar - einen Admiral! Vielleicht stimmt das ja wirklich, denn die einflussreichen Familien wollten schließlich was abhaben vom Kuchen.
Keiner von uns konnte den Stahlmast anfassen. So heiß war der!

Von Ghazni nach Kandahar

Wenn die Erinnerung nicht trügt, wurden die Reiter im roten Mantel im Oktober 1970 Turniersieger.

Die Mannschaften kamen hauptsächlich aus dem Norden des Landes. Provinzen, Städte wie Masar e-Sharif, Bewohner von Tälern oder reichen Dörfer entsandten und finanzierten sie.

In den einzelnen Regionen fanden vorher Ausscheidungskämpfe statt.
Die Pferde waren vollkommen fertig. Eine Stunde Kampf in 1300 m Höhe. Das goldfarbene Pferd gehörte dem Hünen vom Eingangsbild. Natürlich hatten die Stars wie er einen Pferdebatscha. 

Zu saufen gaben sie ihnen so kurz nach der Anstrengung nichts - man ließ sie einfach in Ruhe, kein trockenreiben, nichts. Sie schliefen mit offenen Mäulern einfach ein.


Kabul - Sport und Spiele: Die Parade zu Djeschen

Die Buzkashikämpfe waren der Höhepunkt und der spannende Abschluss der Feierlichkeiten zum Geburtstag des Königs von Afghanistan. Auch die Militärparade zog die Massen an. Fernsehen gab es nicht und so waren die Afghanen schon mächtig beeindruckt von den rasselnden alten Panzern und der einen Rakete aus der Sowjetunion. Die Russen bildeten das Militär und die Deutschen die Polizei aus. Natürlich gab es auch eine Militärkapelle - unvergessen: Solch eine atonale Musik kam nie wieder an die Ohren!

Kabul - Sport und Spiele: Die Parade zu Djeschen
Reist man von Kabul nach
Kandahar bemerkt man den Pass
bei Ghazni gar nicht. Was sind in
Afghanistan schon 400 m
Höhenunterschied.

Da die Hochebene von Kandahar
auf 1010 m liegt, ist der Pass auf
der Rückfahrt nach Kabul schon zu merken, wenn die ca. 1200 m
Unterschied nicht beeindrucken.

O.k., das Bild sieht nichts aus und
doch war es hier oben im Winter auf dem Pass bei Ghazni etwas ganz besonderes und einmaliges:
Es herrschten 50°C - aber MINUS!
Wir maßen die Temperatur verblüfft
zweimal und mit zwei
Thermometern. Es blieb dabei:
minus 50°C! Zum Glück hatten ja
die VW-Motoren Luftkühlung.

Verwunderlich ist noch etwas
anderes: Man braucht, ist man nur
kurze Zeit draußen, nicht einmal
Handschuhe. Die Luftfeuchtigkeit ist so gering und es weht keinerlei
Wind, der der Haut wehtun könnte.
Ein Trick, ein schnelles Pferd - dieses Spiel ist erst einmal gewonnen!
Jahre lang sah man hier immer nur
blauen Himmel. Wären da nicht die
Wolken, wäre die Canon F1 nie
hervor geholt worden.

Irgend wie war Stimmung an den
Mautstellen wie hier eine ganz
besondere. Reisende in
aufgelockerter Stimmung, Hitze
flimmert über der schattenlosen
Landschaft, Aufbruch und fast
schon Ausgelassenheit - das alles
blieb in Erinnerung. So, als wenn
man es noch mal erleben möchte,
wie Fernweh...
Ungefähr auf der Hälfte des Weges
zwischen Ghazni und Kandahar war eine der vielen Mautstellen. Da hier jeder halten musste, gab es
natürlich Chai honas, Teehäuser.

Die damaligen VW-Busse kamen ja
nicht über 100km/h hinaus und
jeder war froh, eine Pause einlegen
zu können, das Röhren des Motors
eine Weile nicht hören zu müssen.

Dafür dröhnten kleinste, aber älteste Musikanlagen bis zum Anschlag aufgedrehte und total verzerrt die neusten Schlager aller
Nachbarländer in uns so fremden
Tonfolgen-nervenaufreibend. Aber
wenn die Musik nicht da war, fehlte
etwas...

An der Farbe und an der Form der
Turbane und nicht zuletzt an der
Würde der beiden Männer sind die
Mullahs - damals friedliche und
sympathische Gelehrte - zu
erkennen.







Eines der wenigen kleinen Dörfer
am Rande der endlosen Straße.
Kann man sich das heute noch vorstellen? Eine Freileitung
über eine Länge von 1100 km durch so ein wildes Land,
von Kabul bis Herat? Auf den 4 Drähten oben der
Telefonverkehr, röhrenverstärkt in einer Z12? Die Deutsche
haben das zeitgleich mit der Straße Mitte der 60er Jahre
geplant und mit vielen Afghanen gebaut. Ein
Entwicklungsprojekt der GAWI (später GTZ, jetzt GIZ).

Landrover, Campingausrüstungen, Schlangenserum und
bei den riesigen Entfernungen ohne Funk die Logistik
hinbekommen - ein Wahnsinnsprojekt. Alle 50 Meter ein
Stahlmast! Aber es lief und das Gute daran: Die Afghanen
kamen anschließend auch selber mit der Technik klar. Was
ja nicht immer in Entwicklungshilfeprojekten funktioniert.

Da jeder Afghane, der hier draußen rum läuft und lief, was
zum Schießen dabei hat und Ziele in der Steinwüste nun
mal rah sind, hatten die Linemen ganz schön zu tun. Die
weißen Isolatoren vor dem ewig blauen Himmel: gibt es ein
besseres Ziel? Man konnte ja mal versuchen ob man auf
200m (4 Maste!) auch noch traf. Und das Ziel zersplitterte
so schön...

Wir konnten den Stahl der Masten nicht mit der Hand
berühren. Die Sonne heizt ihn auf 70°C auf. Die Linemen
liefen barfuß den Mast hoch, hier nur so mal für ein Foto.
Unwahrscheinlich!
Oft kamen wir hier vorbei - aber
nicht an seiner Kebabbude. Und
wenn man hier im Land lebt, kann
man hier auch ohne all zu große
Lebensgefahr essen.

Es schmeckte verteufelt gut und
gekochter Dreck ist ja sauber, ob es
nun 50° plus oder minus sind!
Man kannte uns. "Bedune goschte
zafed?" Ja, ohne weißes Fleisch!
Das ist das Fett und vom Hammel
und nicht gerade jedermanns
Sache. Das Schafsfleisch der
Spieße war 3 Tage in lang
Ziegenjourgurt eingelegt und
zerging auf der Zunge.

Afghanen verstanden es nicht, dass
wir auf das beste, auf das Fett
verzichteten. Wenn er sich schon
mal Fleisch leisten konnte, wollte er
auch das mit dem größten
Energiegehalt.

Mit dünnem Kebab nan
(Fladenbrot)wurden die Stücke von
den selten abgewaschenen Spieß
abgezogen. Dazu gab es kochend
heißen Tee aus kleinen Gläsern und
als Nachtisch eine kleine
Emaillieschüssel mit Ziegenjoghurt.
Wieder eine der Mautstellen mit
Chai honas, Kebabbuden,
Teehäusern und
Erfahrungsaustausch.

Erstaunlich war, mit wie wenig
Gepäck Afghanen im Land
unterwegs waren. Meistens hatten
sie nur ein Tuch oder eine Decke
und sonst nichts. Ohne Decke ging
es nicht. Sie diente als
Gebetsteppich, zum Wärmen im
Winter, zum Schlafen.
Viel hatte der Batscha ja nicht
anzubieten und es war schwer, ihm
etwas abzukaufen. Diese Jungens
gab es überall. Sie waren nie
aufdringlich und bettelten nicht.

Neugierig aber waren sie wenn
Ob diese Linie jetzt in 2011 noch steht, konnte noch nicht in Erfahrung gebracht werden. Die Leute kommen ja aus Kabul nicht heraus. Langnasen mit Autos ankamen in denen ja so viele Plätze frei waren - welche Verschwendung! Wie reich die sind!
Kaum zu glauben, aber die Lorry
kam aus der Wüste. Er war tagelang
unterwegs und musste nun an der
Tank-e-tel Benzin fassen, sagte der
Fahrer auf Paschtu. Natürlich nicht
nur im Tank sondern auch in
mehreren Fässer.

Da immer etwas kaputt ging und die
Kühlung bei über 60°C in der Wüste
bei der Fahrt besser war, gab es
keine Motorhaube mehr. Vielleicht
musste der Fahrer sie auch mal
unter die Räder packen weil er
irgendwo im Sand fest saß.
Nimmt der schon Benzin?
Der König der Landstraße
Diese Lorries halten was aus
Pause
Meistens wurde nur das Chassis
und der Motor der Lorries aus dem
Ausland eingekauf und die
Aufbauten wurden selber
zusammen gezimmert. Fast immer
waren es zuverlässige Bedfords.
Riesige Federpakete aus
Blattfedern erlaubten gewaltige
Zuladungen.

Mit der Elektrik und der Beleuchtung
haperte es. Ein Scheinwerfer
leuchtete immer den Mond an. Und
deswegen sollte kein Europäer hier
nachts fahren, was sich aber nicht
immer vermeiden ließ. Anfang der Siebziger Jahre begegnete einen manchmal auf 100km nur ein Auto, nachts waren noch weniger unterwegs. Aber wenn!
Weit hinten am Horizont leuchtete
ein Scheinwerfer schräg in den
Nachthimmel. Plötzlich war das
Licht aus. Hatte die Lorry
angehalten? In der endlosen Ebene
vergaß man den Laster, aber nur,
bis er ohne Licht auf der falschen
Straßenseite frontal vor dem
eigenen Auto auftauchte!

Er kam aus Pakistan und fuhr
immer noch links. Wir sind davon
gekommen, er fuhr in den Graben,
ohne weitere Schäden.

Unter Verfluchung der
Geschlechtsteile aller seiner
männlichen Vorfahren zurück bis
Dschinges Khan sollte er verprügelt
werden. Die Faust war schon
erhoben und sollte voll Zorn mitten
in seinem Gesicht landen.

Doch auf die Frage, warum er das
Licht ausgemacht hatte, antwortete
er zitternd auf Farsi: "Allah hat mir
doch den Mond geschickt..."

Er kam davon.


An welches Tier mit zwei Höckern
erinnert nur dieses hübsche
Gebiss?
Wie gesagt, die Aufname wurde nur
gemacht weil einmal in 3 Jahren
hier keine 50 bis 60° C auf dem
Boden herrschten.
Wenn es doch nur einmal regnen würde
Ein Dorf am Rande der Wüste
Das Wahrzeichen von Kandahar, der Mammutberg
Eine Tschai-hona, ein Teehaus. Tische sind zum sitzen da!
Steinwüste auf 2000 m Höhe
Wo kommt der Naffer her, wo will er hin?
Stundenlang ist aus dem Auto quasi nichts zu sehen
Wo wollte der Naffer nur zu Fuß in
der unendlichen Weite hin?

Wetter: s. o.

Verblüffend: Hier in der Steinwüste
sind mehr Menschen ertrunken als
verdurstet. Die Gräben sind vom
Wasser gegraben.

An manchen Stelle sind Wadis
schon mal 3 Kilometer breit. Dabei
muss es da gar nicht regnen. Das
Wasser schießt aus von den weit
entfernten Hängen des
Hindukusches heran, ein paar
Meter hoch. Dann reißt es alles mit.

Unerfahrene 68ger auf dem
Haschtrail nach Nepal samt Zelt
und VW-Bus z. B. Die Leichen
wurden kilometerweit entfernt
gefunden. Brauchbare
Gegenstände hatten sie nicht mehr
bei sich. Sie hatten nicht bemerkt,
dass sie mitten im Wadi übernachtet
hatten.

Alle 30 Jahre regnet es sogar mal
im Hindukusche heftig und die
Steinwüste kann kein Wasser
aufnehmen.
Eines der Teehäuser an der Straße,
Tschai chonna oder Chai chona in
der Umschreibung. Tisch und Stuhl
braucht man nicht. Traditionell sitzt
man ja auf dem Boden, oder, wenn
es nicht geht, auf so einem
Tschorpoi, einem "Vierbein". Hier ist
ein Kelim aufgelegt, ein oft sehr
hübscher Webteppiche. Besser ist
natürlich ein dicker, geknüpfter
Gebrauchsteppich, ein Mauri oder
ein Daulautabad in Granatapfelrot.
Aber die sind teuer.

Diese Art von Dörfer mit den runden
Dächern auf den Lehmhäusern sind
typisch für die Gegend um
Kandahar. In nur noch 1000 Meter
Höhe ist es viel heißer als in Kabul.
Die Sandwüste beginnt südwestlich
von Kandahar und reicht bis in
Pakistan und Iran hinein: die große
Salzwüste, brutal und ohne Weg.








Runde Dächer geben der
erbarmungslos scheinenden Sonne
die geringste Angriffsfläche.










Auf diese Berge wartet man auf den
unzähligen Fahrten von Kabul nach
Kandahar. Sieht man die Berge, ist
es nicht mehr weit und der ratternde
Motor der VW-Busse ist endlich
nach Stunden nicht mehr zu hören.
Der rechte Berg mitten in der
Steinwüste ist das
Erkennungszeichen, ja das
Wahrzeichen von Kandahar. Er hat
die Form eines Mammuts.








Das Wahrzeichen von Kandahar
aus der Nähe: Der Berg, der
aussieht wie ein Mammut.

Hier haben die Amerikaner ab 1960
die Wege gebaut und Aufforstungen
versucht. Das Bild ist von 1972. Da
ging es den Paschtunen hier noch
richtig gut.

Währe schon interessant mal zu
sehen, ob die Taliban in idiotischer
Religionsauslegung den Berg nicht
gesprengt haben. Könnte ja Allah vielleicht nicht gefallen...
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