Die Karawane war die ganze
Nacht unterwegs, um der
Tageshitze zu entkommen. Jetzt,
um 5:00Uhr in der Frühe, werden
sie am Fuß der Berge ihre Zelte
aufbauen. Es war der Morgen auf
der Fahrt über den Hadjigakpass
und Baniyam zu den Blauen
Seen.
Der zweite, abenteuerliche und
etwas kürzere Weg nach
Bamiyan und zu den Blauen
Seen von Band-e-Amir führte
über den Hadjigak- (3715m) und
den Unaipass (3300m) - da hören
in Europa die Berge beinahe
schon auf.
Der Weg hatte nur einen Nachteil:
Die meiste Zeit des Jahres war er
nicht passierbar und man bekam
keine Information zu welcher Zeit
ein Jeep da durch kam. Am
besten war es noch im
August/September. Da waren alle
von der Schneeschmelze
weggerissenen Wegabschnitte
von Hand wieder aufgeschichtet.
Sprit musste man an Bord haben,
fraß der Landrover im
Reduziergetriebe glatt 30l/100km.
Eine Tankstelle gab es nur in
Bamiyan.
Immer auf der Suche nach
solchen Herausforderungen gäbe
es so ein Abenteuer wie diese
Passfahrt weder in Asien noch im
amerikanischen Doppelkontinent
nie wieder zu erleben! Ergo sind
wir die Strecke sechsmal
gefahren.
Auf der Straße von Kabul nach
Kandahar kam nach rund 80 km
der kaum erkennbare und
natürlich nicht ausgeschilderte
Abzweig nach rechts, nach
Norden.
Der Weg windet sich durch ein
endloses, ziemlich dicht
besiedeltes Tal. Noch ist es flach
(flach ist gut: es ist mindestens
2000m hoch hier) zwischen
kleinen grünen Felder auf denen
Gemüse angebaut wurde.
Der Weg machte schwer zu
schaffen. Alle paar Meter kreuzen
"jubs" (Wassergräben) die
Straße. Sie sind mit Steinen
abgedeckt und wirken wie
Speedbraker.
Beim Überqueren werden die
Blattfedern des vollbeladenen
Landrovers (ungefähr Baujahr
1966) nach unten gedrückt und
hinterher schnellen sie nach
oben. 4 x wird man
durchgeschüttelt: erst die
Vorderachse und dann die
Hinterachse nach unten und
gleich wieder nach oben!
Passagiere, Ladung und der
große Hund werden
durchgeschüttelt wie nie.
Hinzu kommt das ewige
Schalten: Der 1. und der 2. Gang
sind unsyncronisiert.
Die Hänge werden in nie
gesehener Weise steiler.
Hier waschen die Frauen die
Wolle der Schafe im kalten
Bachbett ohne jede Seife. Sie
kochen die Farben aus
Naturprodukten, (Ranke-e-chob -
"Holzfarben"). So gibt es keine
schwarze Farbe aus der Natur,
z.B. für Wolle zum
Teppichknüpfen. Es ist immer ein
dunkles Braun, gewonnen aus
Walnussschalen. So gibt es durch
das Kaltwaschen auch kein
reines Weiß in Teppichen, es ist
immer "rauchfarben". Rot wird
aus Granatäpfel gewonnen, um
nur einige Beispiele zu nennen.
Da die Wolle nicht mit Seifen in
Berührung kommt, bleibt das
natürliche Fett der Schafe im
Faden erhalten, was die echten
Teppiche in Afghanistan und Iran
so widerstandsfähig macht im
Gegensatz zu denen aus
Pakistan und Indien. Da wird
meist chemisch gereinigte Wolle
aus Australien verwendet.
Die Hänge werden noch steiler,
das Grün bleibt im Tal zurück,
Hund, Fahrer und schie.wütiger
Passagier sind durchgerüttelt wie
nie. Der Hund wollte seine 15 cm
Platz nicht wieder einnehmen.
Die 16-schüssige Winchester
schoss sowieso um die Ecke, das
andere Gewehr aus der
Tschechoslowakai (Modell Brün,
Kaliber 22) mit dem gezogenen
Lauf war da besser.
Keine Angst: Tiere gab es hier
nicht mehr, nicht mal Vögel. Bei
dem Grad der Bewaffnung der
Afghanen war eh alles abgeknallt.
Vorbei geht es an Nomaden, die
wie auf dem Bild hier ihre
Schafwolle färben - ohne jede
Chemie für die besten Teppiche.
Da sie die Wolle nur kalt
waschen, bleibt das Fett in den
Haaren und die Teppiche, die aus
dieser Wolle geknüpft werden,
sind unverwüstlich.
Da es in ganz Afghanistan fast
keine Bäume gibt, kann man hier
auch nicht von einer Baumgrenze
sprechen. Any way, es gab auch
kein Grün mehr.
Die Brücke über den jetzt so kleinen Bach war eine Stelle, die den Weg, das ganze Tal, zur Schneeschmelze unpassierbar machte. Es gab immer wenige Menschen je höher es ging.
Weil der Siemensmann unbedingt eine rasante Fahrt über diese kleinen Steg filmen wollte, wäre der Wagen fast in den Bach geschleudert - Action pur.
Jeder, der an dieser Quelle hier
vorbei kam, badete hier.
Afghanen haben mangels Wasser
ja kaum Gelegenheit dazu. Und
in einem alten Reiseführer (Max
Klimburg, 1966) steht: "...Seife
als Körperreinigungsmittel ist
vollkommen unbekannt..."
Ein entscheidender Satz für die
langen Jahre in dem schönen
Land für den Autor!?
Jedenfalls rührt die Farbe der ca.
30°C warmen Quelle doch eher
vom Eisengehalt des Wassers
her.
Immer öfter kamen hier jetzt
Kutschis entgegen - natürlich an
den schmalsten und steil
abfallenden Stellen des Weges.
Die Lady hieb doch tatsächlich
mit dem Knüppel auf den
Kotflügel! Aber der war aus
Eisen. Sie war in Sorge um ihre
wertvollen Tiere, von denen viele
bestimmt noch nie ein stinkendes
Auto gesehen haben.
Jetzt, im Herbst, waren die
Nomaden auf dem Weg in den
Süden, heraus aus den im Winter
so extrem kalten Hochgebirgen.
Sie hielten sich immer da auf wo
Frühling war, um in der kargen
Landschaft Futter für ihre Herden
zu finden. Sie würden bis an den
Persischen Golf wandern, noch
2000km weiter. Wenn es da dann
kein Grün mehr gab, kamen sie
zurück.
Azzis, der Cheftechniker, sagte
immer nach dem Winter: "Wenn
die Rutschis (Schwalben)
kommen, kommen die Kutschis."
Es reimte sich in Farsi Dari.
Wo gibt es auf der Welt noch
solche Landschaften? Und solche
gemeinen Wege?
Die steilsten Steigungen waren in
den Kehren, oft 10 m hoch und
man sank bis zur Achse in
puderfeinem Sand ein. Nach so
einer Fahrt musste jeden Abend
der Staubfilter ausgeklopft
werden. Haare waschen wäre ja
auch nicht schlecht gewesen....
Na klar: Kamele hatten da keine
Probleme. Für Autos war die Piste
ja auch nicht angelegt.
Auf vier Passüberquerungen kam
auch nur einmal ein alter VW-Bus
entgegen - mit 2
Theologiestudenten aus Berlin.
Auf solchen Pisten hält man
natürlich an, tauscht
Informationen aus. Wie ist der
Zustand der Straße, wie lange
unterwegs, wo kann man essen,
trinken, tanken.
Passhöhe Hadjigak: 3715 Meter!
Der junge Esel suchte vor dem
ratternden Ungetüm verstört das
Weite.
Der Naffer sprach Farzi und
meinte, es wäre sein erstes Auto
gewesen.
Achtung: Blinken beim Überholen nicht vergessen!
Typisch Afghanen: Wo kommen
sie her, wo gehen sie in dieser
Wildnis hin und nie haben sie was
dabei!
Auf dem Weg hierher sah man
keine Ansiedlung. Es gab auch
keine bei der Weiterfahrt den
"Highway" hinunter...
Immer wieder begegnete man
Nomaden auf ihren traditionellen
Wanderungen in Richtung des
angenehmsten Klimas.
Die Nomaden sind jetzt im
August/September langsam auf
dem Weg nach Süden, raus aus
den hohen Bergen.
Sie werden noch Monate bis zum
Golf zu laufen haben, wo sie
überwintern und Grünes für ihr
Vieh finden.
Oh! Die Dame ist schon
verheiratet. Wäre sie es nicht,
würde sie Rot tragen, damit sie
schon von Weitem zu sehen
wäre.
Am Tage wird gerastet und die Schafe, Ziegen, Kamele und Mulis weiden. Es ist zu heiß zum Laufen. Nachts wird gewandert, je nach Gelände zwischen 15 und 25 km.