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Aufnahme von der Friedrichtraße her
Dezember 2004
Dezember 2004
Der Bau der Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße 30 wurde durch das schnelle Anwachsen der Jüdischen Gemeinde zu Berlin erforderlich. Die staatsbürgerliche Gleichstellung der Juden in Preußen Anfang des 19. Jahrhunderts sorgte für den Zuwachs.
1641 wurde die Jüdische Gemeinde Berlin gegründet. Die 1714 eingeweihte Alte Synagoge in der Heidereuther Gasse war schon lange zu klein und so legte der Baumeister Eduard Knoblauch 1857-1859 die ersten Pläne für den Neubau vor.
Er erkrankte jedoch schwer und Friedrich August Stüler führte 1859-1866 den Bau und die Innengestaltung aus. Die Einweihung fand am 5. September 1866 statt. Bismark war unter den geladenen Gästen. Die Prachtentfaltung im maurisch-byzantinische Stil und das raffinierte Beleuchtungssystem machten die Neue Synagoge in ganz Deutschland bekannt.
Die für diese Zeit komplizierte Berechnung der Kuppelkonstruktion ist von Johann Wilhelm Schwedler erfolgt, der u. a. auch das Dach des Roten Rathauses, den Schlesischen Bahnhof (Ostbahnhof) und viele Stahlbrücken („Schwedler-Träger") ausführte.
Die Synagoge hatte gewaltige Ausmaße. Alleine die Hauptsynagoge bot 1.800 Männern und auf den Emporen 1.200 Frauen Platz.
Die Fassade ist nur 29 m breit, aber das Grundstück erstreckt sich nach hinten über fast 100 m. Hier befand sich die Hauptsynagoge, 45 m lang und 40 m breit. Der Saal wurde 1958 von der DDR abgerissen. Er hätte erhalten bleiben können.
Februar 2012
In der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 legte die SA ein Feuer in der Vorhalle und wollte die Synagoge abbrennen. Doch der Vorsteher vom Polizeirevier, Wilhelm Krützfeld, am Hackeschen Markt schaffte es mit vorgehaltener Pistole, die SA-Leute davon abzuhalten. Er rief die Feuerwehr, die das schon entfachte Feuer wieder löschte. Die Tat blieb wohl ohne Folgen für ihn. Am 30.04.1940 fand der letzte Gottesdienst statt und das Gebäude wurde von der Wehrmacht beschlagnahmt.
Darüber, wie er es erreichte, erzählten sich die Leute in der Krausnickstraße und Umgebung mehrere Versionen. Einige meinten, er verwies auf den Denkmalschutz, der seit Kaiser Wilhelm I. (1861-1888) bestand. Ob SA-Leute noch auf Kaiser Wilhelm zu dieser Zeit gehört haben? Die nachfolgende DDR hat es ja auch nicht gemacht. Andere aber sagten, sein Hinweis auf die zu dichte Bebauung der Gegend klang wohl so überzeugend, dass die braunen Horden davon abgelassen haben.
Auf jeden Fall war dieser R eviervorsteher so etwas wie der "Local Hero" der Gegend. Der einzige, der den Nazis die Stirn bot und das eigene schlechte Gewissen wenigstens etwas beruhigte. Und das schlechte Gewissen war vorhanden. Stellte man als Kind an der Hand der Erwachsenen verblüfft die Frage, was denn durch die Toreinfahrt des kleinen Vorderhauses in der Auguststraße für ein riesiges Gebäude aus roten Klinkern zu sehen war, hieß es: "Nun komm schon weiter! Das war das Jüdische Krankenhaus."
Das gelöschte Feuer war ein Glück für unsere Familie oder was der II. Weltkrieg davon übriggelassen hat. Aus dem Fenster des "Berliner Zimmers" und aus dem Küchenfenster waren nämlich die Kuppeln der Neuen Synagoge zu sehen. Krausnickstraße 24 , 4. Stock, links...
Die Neue Synagoge ist eine der wenigen in Deutschland, die das III. Reich ziemlich unbeschadet überstanden hat. Aber bei schweren Bombenangriffen 1943 wurde auch sie schwer getroffen, genau wie das Postfuhramt und die Häuser Krausnickstraße 23 und 25.
1958 trug die DDR die hinteren Gebäudeteile ab, ob sie nun erhaltenswert waren oder nicht. Wo kam in diesem Regiem dieser Hass auf Historisches nur her?
Der Komplex gammelte bis 1988 vor sich hin. Dann begannen vorsichtige Aufräumarbeiten und eine Stiftung Neue Synagoge Berlin - Centrum Judaicum wurde ins Leben gerufen.
Die Einweihung der Neuen Synagoge als Centrum Judaicum erfolgt nach umfangreichen Baumaßnahmen am 07.05.1995.
November 2016
November 2014
April 2007
Mit vielen Prix hat es endlich mal geklappt die Fassade einigermaßen auf ein Bild zubekommen. Drei Aufnahmen quer mit dem iPhone 12 pro waren dazu nötig.
Zusammengesetzt aus 3 Aufnahmen mit 400 mm Tele! von der Zielegelstraße über den Hof der ehemaligen Hauptpost hinweg. So eine Ansicht der 50 m hohen Kuppel hat man sonst in der Enge der Spandauer Vorstadt nicht.
Die Kuppel überragt die „Berliner Traufhöhe* mit
knapp über 50 Meter um mehr als das Doppelte
Gleich regnet´s
Januar 2012
Zu Beginn des II. Weltkrieges wurden die auch damals vergoldeten Kuppelteile zur Tarnung grau überstrichen. War vom Küchenfenster aus recht unattraktiv zu sehen.
Der Davidstern war da natürlich schon demontiert. Er wurde erst am 05.06.1991 wieder auf der Kuppel angebracht.
Der Stil der großen Kuppel ist indisch-islamischen Ursprungs, selten für das Preußen des 19. Jhdts.
Januar 2012
Januar 2012
Turm links der Kuppel
Turm rechts der Kuppel
Demnächst, wenn die Sonne hoch steht, kommen Aufnahmen vom Innerenund vom Hof hinzu
Die Oranienburger Straße ist eng. Zwar liegt die Synagoge auf der Nordseite der Straße, aber gegenüber ist das alte Haupttelegrafenamt. Ein Weitwinkel lässt die Linien stürzen. Die meiste Zeit des Jahres ist die Fassade im tristen Licht.
Die Synagoge wird Tag und Nacht von Polizisten bewacht. Der Bürgersteig ist mit Poller gesichert. Einmal mit dem Auto kurz halten, geht nicht, löst Arlam aus. Ein Parkplatz gibt es nicht mehr in der Nähe seit die Brachfläche am Tachles bebaut wird. Man muss sein Fotozeug also heranschleppen - und sehr oft hinfahren, um mal gute Lichtverhältnisse zu haben.