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Eingangsportal
Das Postfuhramt mit den gelben Klinkern, den Fassadenornamenten und Terrakottaverzierungen, ist zweifellos das herausragende Bauwerk auf der Oranienburger Straße. Der Stil in Form der italienischen Renaissance und die sorgsam abgestimmten Farben sind einmalig in Berlin. Die Farben, die Proportionen und der Terrakottaschmuck machen das mächtige Haus irgendwie sympathisch.
Imposant der abgeschrägte Eingang mit der mehrgeschossigen, fast bis ans Dach reichende Rundbogennische. Die achteckige Tambourkuppel , umgeben von Seitentürmen, lässt das Gebäude höher erscheinen, obwohl es die "Berliner Traufhöhe" einhält.
Der Bau in der Oranienburger Straße Nr. 35/36 wurde von dem Postbaurat Wilhelm Tuckermann nach einem Entwurf von Carl Schwatlo zwischen 1875 und 1881 errichtet.
Das Postfuhramt am 30.12.2006. Karl Lagerfeld hat hier eine Fotoausstellung.
1705 >> Ein erstes Postillonhaus wird errichtet
1875 >> und 1876 werden 2 Stallgebäude für 240 Pferde gebaut
1875 >> Erste Gebäude an der Artilleriestraße werden abgerissen und weichen dem Neubau
1876 >> Die Stadtrohrpost nimmt hier den Betrieb auf
1878 >> Die alten Gebäude an der Oranienburger weichen den Neubauten
1880 >> Elektrische Beleuchtung in Teilen der Gebäude
1881 >> Einweihung des Postfuhramtes
1889 >> Dampfmaschine für die Rohrpost
1900 >> Das Postfuhramt ist voll ausgenutzt und erreicht seine Grenzen.
1903 >> Anschluss an die Wasserversorgung Berlins
1909 >> Anschluss an die Stromversorgung
1920 >> Abriss der Stallgebäude
1937 >> Einbau der Zwischendecke in der Eingangshalle
1937 >> Der ursprünglich runde Turm erhält seine achteckige Form
1943 >> Die Gebäude an der Artilleriestraße erhalten bei Bombenangriffen am 23. November schwere Treffer
1944 >> Am 19. Mai wird der Flügel an der Oranienburger Straße durch Brandbomben getroffen und brennt aus
1945 >> Intakte Teile werden bis 1973 wieder als Postfuhramt genutzt
1973 >> Erste Renovierungsarbeiten
1995 >> Einstellung des Postbetriebes
1997 >> Wechselnde Austellungen bis 2005
2005 >> Die Deutsche Post AG verkauft am 8. Juli das Gebäude an einen Investor
1890 >> Die Stallgebäude werden aufgestockt um Schlafsäle für die Postillone zu schaffen und die Ställe renoviert
Im Grunde ist das gelbe Klinkergebäude ganz einfach gebaut, wahrlich kein Luxusbau. Aber, zumindestens außen, sind die wenigen vervendeten Materialien wirklich geschmackvoll eingesetzt.
Aber alle Datails sind bemerkenswert schön
Man mus nur mal genauer hinschauen
Hermes der Götterbote? Jedenfalls hat er ein kleines Geheimnis, das wohl den meisten Passanten nicht auffällt. Auf seinen Knien hält er 2 Pakete. Dort hat der Künstler seinen Namen Dübbeke und die Jahreszahl 1879 eingeritzt.
Diese kleinen Zeichen eignen sich hervorragend für einen Kameratest. Von der diagonal gegenüberliegenden Straßenseite aufgenommen trennt sich bei Kamera/Linse/Chip die Spreu vom Weizen: Sind die Insignien auf dem Bild überhaupt noch zu sehen?
Die hier verwendete Linse ist eine Canon Lens EF 400mm; 1:4, DO IS, UMS an der EOS 5D mit Vollformatchip.
Nach außen schön, innen kahl und kalt
Das Erdgeschoss des Postfuhramtes hat 26 Fenster, 13 jeweils in beiden Straßen. Zwischen den Rundbögen sind 26 Halbreliefs eingelassen, 25 davon sind enthalten. Sie stellen Erfinder, Gelehrte, Entdecker und Persönlichkeiten der Post- und Verkehrsgeschichte von der Antike bis ins 19. Jahrhundert dar.
Das 26. Relief wurde im Krieg zerstört und keiner weiß mehr, wer darauf dargestellt war. Eine Liste aller Dargestellten ist bei Wikipedia zu finden.
Dort stand aber fälschlicherweise, die Persönlichkeiten hätten "....sich Verdienste um das Postwesen erworben...." . Möge bitte einer erklären, was beispielsweise Herodt (484 - 425 v. Chr.) mit der Post zu tun hatte....
Bergmann-Elektro-Paketwagen
BEL 2500, Baujahr 1927, genannt: „Suppentriesel"
Der Wagen des Deutschen Technikmuseums steht in der Schnelltriebwagenhalle an der Monumentenbrücke in Berlin und ist jedes Jahr nur an den Sonntagen im September zu besichtigen.
Schöner wäre diese Erde - ohne Pferde
Soll euch doch der Teufel holen
All ihr Stuten und ihr Fohlen
Von der Schnauze bis zum Schwanz
Pferde, ich veracht' euch ganz
Robert Gernhardt
Zu einem Postfuhramt gehört natürlich ein "Fuhrpark" und zwar, wie für die aufstrebende Stadt Berlin, ein großer. Und was gab es im 18./19. Jahrhundert? Pferde. Und zwar viele. Postillone hatten ihre eigenen Pferde, bauten zu zwei Dritteln mit eigenem Geld ihre Unterkünfte und brauchten Ställe, Remisen für Postkutschen, Fuhrwerke, Postwagen, Werkstätten - und das alles mitten in der Stadt. In Mitte eben, Auguststraße 5.
1705 entstand ein erstes "Postillonhaus" und das Gelände wurde bis 1713 und danach analog zur steigenden Bevölkerung Berlins erweitert. Erst am 01.02.1874 wurde das Postfuhrwesen von der Reichsverwaltung übernommen.
Bis dahin waren die Zustände unerträglich geworden und alle Gebäude zu klein. Einmalig für Europa wurden 1875 und 1876 zwei zweistöckige Pferdeställe, halb in die Erde versenkt, für 240 Pferde gebaut. Mit Rampen kamen die Pferde nach oben und unten in die Boxen. Unvorstellbar muss der Gestank der Hinterlassenschaften so vieler Tiere mitten in der Stadt gewesen sein. (Da hätte das nebenstehende Gedicht entstehen können aber Gernhardt wurde erst 1937 geboren!)
Und dann wurde ein Pferd krank! Dass da eine Epidemie, gefährlich auch für Menschen, ausbrach, war sowieso nur eine Frage der Zeit gewesen. 1876 begann dann der Abriss der Gebäude an der Artilleriestraße, der heutigen Tucholskystraße, und der Neubau wurde in Angriff genommen.
Dass es in Berlin einmal an die 100 Firmen gab, die Autos bauten, ist fast vergessen. Um 1920 herum bauten sogar Firmen wie Siemens oder AEG Autos. Das hielt allerdings nicht lange an. Die Wagen wurden einzeln von Hand gebaut und ließen sich einfach nicht wirtschaftlich herstellen.
Da der elektrische Anlasser erst später erfunden wurde, experimentierten die Firmen auch alle mit elektrischen Antrieben, denn das Starten der Benzinkutschen per Kurbel war umständlich und, für ein Fahrzeug der Post im Zustelldienst, nicht machbar.
Schon 1899 experimentierte die Reichspost mit elektrisch angetriebenen Fahrzeugen. 1938 hatte sie über 2500 Autos dieser Art in Betrieb.
In Bremen wurden z. B. bei Hansa Lloyd in den zwanziger Jahren Lastwagen mit Elektroantrieb gebaut, die 2 t zuladen konnten und mit 14 PS mit knapp 30 km/h um die 60 km weit kamen.
Auf dem Hof des Postfuhramtes stationiert, waren bis 1968 die Elektrolastwagen der Firma Bergmann in Betrieb. Vom 3. Stock des Eckhauses August-/Tucholskystraße, aus der Wohnung einer Verwandten heraus, konnte in den Hof eingesehen werden. Spannend für Jungen in der Nachkriegszeit: Es waren schließlich die einzigen Fahrzeuge, die sich in dem Viertel bewegten und da vom Hof schnurrten.
Pferde
Das Geräusch der Ketten des Hinterradantriebes war weithin zu hören und brachte dem robusten LKW Baujahr 1927 den Namen "Suppentriesel" ein.
Sie hatten vergessen, das Hoftor abzuschließen. Aber was ist schöner als was verbotenes zu untersuchen?
Doch die Enttäuschung war ziemlich groß. Offensichtlich sind die Renovierungsarbeiten nach kurzer Zeit wieder eingestellt worden.
Da war seit dem Bau nie wieder was gemacht worden
Schön wäre wenn der Schuppen so bleiben würde!
Hoffentlich noch nicht geklaut
Die konnten mauern!
Die Tafel befindet sich an der noch nicht renovierten Fassade
22. März 2020
Wie es weitergehen soll. Mai 2018: Noch nicht viel zu sehen
Medizintechnikfirma Biotronik
Schulung, Austellung Büros
Das Dach soll in Stahlbauweis komplett neu gebaut werden
Einbau von 4 Aufzüge
Jan. 2013 - Dez. 2017. Dämliche Bohrung am Hauptportal!