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Berlin - Zehlendorf, Seite 3

S-Bahnhof Zehlendorf

S-Bahnhof Zehlendorf am 09.Januar 2010, 12:55 Uhr, ein lausiger Tag: Möchte jemand hier warten? 12° C unter Null und ziemlicher Wind!

Und sie fährt doch!

Abfahrt

Der Bahnhof Zehlendorf wurde das erste mal 1866 von einem Zimmermann als Fachwerkbau für die Stammbahn errichtet. Er diente auch ab 1874 der Wannseebahn. Straße und Gleise kreuzten sich auf einer Ebene.

1891 wurde dann das nächste Hindernis gebaut - und behindert bis heute den Straßenverkehr in Zehlendorf: Die Eisenbahnbrücke über den Teltower Damm (damals Teltower Straße und nördlich der Brücke Hauptstraße).

Bei starken Regen läuft die zu schmale Unterführung voll und so mancher LKW ist schon an der Brücke hängen geblieben.

So, wie unten gezeigt, am 02. September 2010 wieder einmal. 2014 soll die Brücke erneuert werden, so war die Planun.


Jetzt, Ende 2018, ist immer noch nichts verändert oder in Angriff genommen.


Aber schon 2024 soll der Umbau des Bahnhofes fertig sein (s. unten).

Kurz vorm Bahnhof - Pulverschnee in Zehlendorf: Boh ey!!!!

Festgefahren

Wieder einmal hat es gekracht und zwar mächtig

Und nun?

Die Frage ist: Hält die Brücke von 1891?

Der Zugverkehr ist unterbrochen

Unter der Brücke: Nichts geht mehr.

Auf der Brücke: „Die Gleise sind verbogen!"

"Durchfahrthöhe 4 m" zeigt das verblasste und zwischen den anderen Schildern untergehende Verkehrszeichen an der S-Bahnbrücke. Immer wieder bleiben Lastwagen auf dem Teltower Damm unter der Brücke hängen. Selbst die Amis hatten damals auch schon Schwierigkeiten mit ihren M60-Panzer hier durchzukommen. Eine Höhenkontrolle gibt es nicht.

Seit der Maueröffnung hat der Verkehr stark zugenommen und die drei Fahrspuren reichen nicht mehr aus. Ein paar Tage vor dem 03.09.2010, als der LKW mit dem Kranausleger hier hängen blieb, starb hier ein Radfahrer. Er wurde von einem LKW überrollt.

Eine Planung zum Umbau der Brückenanlage besteht schon lange. Ob die Bauarbeiten 2014 wirklich beginnen steht in den Sternen. Erst einmal soll eine Notbrücke die Umsteigerei durch den eingleisigen Pendelverkehr beenden.

Zubringerverkehr zum S-Bahnhof Zehlendorf

Ausgewechselt

Freitag, den 12.11. 2010 um 18:00 wird der Verkehr auf dem Teltower Damm unterbrochen.

Als Vorarbeiten sind diverse Kabel schon verlängert worden um sie von den zu entfernenden Brückenteil Richtung Bahnhof schwenken zu können.

Der defekte Brückenteil wurde irgend wann in der Nacht herunter gehoben und zerschnitten.

Jetzt wird an den beiden Widerlagern gearbeitet.

Komisch. So um 1902 sind die doch mit ihren Fuhrwerken hier prima durch gekommen!

13.11.2010 - 12:57 Uhr

Der Kran ist riesig. Er nimmt die gesamte Straßenbreite ein und doch: Der Kranführer bringt die Teile der alten Brücke auf den Millimeter genau in den Container.

Kabelsalat am 13.11.2010 - 12:06 Uhr

Seit dem 03.09.2010 gab es eingleisigen Verkehr auf der S1. Die Brücke war so beschädigt, dass sie ausgewechselt werden muss. Die Bahn ist stolz nach gut 2 Monaten eine Notbrücke bauen zu können.

Von Freitag, den 12.11.2010, 18:00 Uhr bis Montag, den 15.11.2010, 4:00 Uhr wird die Notbrücke eingebaut. 2014 soll die Unterführung und die S-Bahnbrücke komplett neu gestalltet werden.

13.11.2010 - 12:14 Uhr

13.11.2010 - 

12:45 Uhr

Ein riesiges Teil frisch aus Sachsen. Er nimmt die 3 Fahrspuren des Teltower Dammes vollkommen ein.

Konzentration

13.11.2010 - 18:34 Uhr

Die Ketten zum Heben für die neue Brücke sind eingehängt

Hinweiß zu den Aufnahmen

Bilder in der Dunkelheit sind mit der Canon EOS 5D Mark II und der Canon Zoom Lens 70-200 mm f:2,8 L IS II UMS gemacht. Alle Bilder sind per Freihand aufgenommen, meistens mit 3200 ISO und Blende f:2,8.

13.11.2010 - 18:29 Uhr

"Schienenersatzverkehr"

13.11.2010 - 18:38 Uhr

Nachmessen ob die Brücke richtig liegt

13.11.2010 - 19:03 Uhr

Die Brücke schwebt ein und wird gleich auf das Widerlager gelegt

13.11.2010 - 19:11 Uhr

13.11.2010 - 19:08 Uhr

Auf diesen erhobenen Finger des Chefs ...

...reagiert der Kranführer tief unten auf der Straße - und schwenkt die Brücke 4 cm weiter!

13.11.2010 - 19:12 Uhr

Die Brücke schwebt ein

13.11.2010 - 19:13 Uhr

Es fehlen nur noch wenige Zentimeter und die Brücke liegt auf Anhieb an der richtigen Stelle

13.11.2010 - 19:15 Uhr

Fehlen noch: Die Schienen

Die Kosten

Die Behelfsbrücke kommt aus dem Brückenlager der Deutschen Bahn Netz AG in Konz (nahe Luxemburg). Per LKW angeliefert wurden dafür 300.000 € ausgegeben.

Zahlen muss die Haftpflichtversicherung der Firma des LKW-Fahrers. Er hätte am 03.09. die Schuld.

14.11.2010 - 13:00 Uhr

Der große und teure Kran wird durch einen kleineren für die Restarbeiten ersetzt

Sagenhafte 8 Jahre später, 2018, ist die Brücke immer noch nicht ausgewechselt. Die Baustellenschilder, die einen Umbau des Bahnhofs versprechen, sind schon wieder verwittert.


Von dem wiederaufbau der Stammbahn ist jetzt häufiger die Rede, aber vor 2030 wird da nichts passieren. Ist eben Berlin.

14.11.2010 - 13:42 Uhr

"Schienenersatzverkehr"

Nachtrag 

September 2018: Die Behelfsbrücke ist immer noch nicht ausgewechselt.
Neue Pläne im Juni 2018: 2024 soll alles fertig sein. Ist doch irre, nicht?
Sind doch nur 14 Jahre später!. Aber, jetzt ist 2024 und die Arbeiten haben nicht einmal angefangen.

Stammbahn - Wannseebahn - Düppelexpress

Bahnhof Zehlendorf - Süd (bis 1982)

Stammbahn

Die Wannseebahn

Der Wandel vom Dorf zum Vorort vollzog sich dann sehr schnell mit dem Bau der Wannseebahn 1874.

Im Jahre 1863 hatte sich einer der Geschäftsführer der Berliner Handelsgesellschaft am Wannsee angesiedelt: Wilhelm Conrad (1822-1899). 

Da er gleichzeitig auch der Aufsichtsratsvorsitzender der Berlin-Magdeburger Eisenbahngesellschaft war - ihr gehörte die Stammbahn - baute er sich die Wannseebahn. 

So etwas schafft nicht einmal der Ackermann von der Deutschen Bank!

Der Berliner erfand - wie immer - sofort einen Spitznamen, kaum das der Zug am 2. Juni 1874 auf der neuen Strecke war.

Der fuhr nämlich, von der Stammbahn in Zehlendorf abzweigend, über Schlachtensee nach Wannsee durch das vollkommen unbesiedeltes Gebiet der Zehlendorfer Feldmark. 

Er endete nicht etwa in einem Dorf, sondern nur an einem See. Und so wurde er "Wahnsinnsbahn auf Conrädern" genannt.

Das nun die Gegend einen so schnellen Aufschwung nahm lag an der enormen Geschwindigkeit der Bahn. 

Um die 25 km per Pferd nach Wannsee zurück zulegen brauchte es einen Tag bevor der Gaul tot zusammen brach, na ja, die Tagesleistung eines Pferdes liegt bei 25 - 30 km.

Und jetzt per Zug ganze 34 Minuten, für 20 Pfennige in der 3. und 30 Pfennige in der gepolsterten 2. Klasse und das am Tage alle 10, morgens und abends alle 5 Minuten.  

An den Sonn- und Feiertagen strömten die Berliner aus den ungesunden Mietskasernen mit 5 und mehr Hinterhöfen "int Jrüne dat wa so liebn", was einen gewaltigen Boom bei Ausflugslokalen auslöste.

Das war Fortschritt! Jedenfalls ein größerer Sprung als z. B. vom analogen Telefon mit Wählscheibe zum iPhone.

Die Stammbahn war die erste Eisenbahnstrecke in Preußen. Sie führte vom Kaiserbahnhof in Potsdam in gerader Linie nach Zehlendorf. Die Strecke nach Berlin war noch im Bau.


Die Chronik berichtet, dass der erste Zug am vorläufigen Endpunkt Zehlendorf am 22. September 1838 um 12:22 Uhr einfuhr. Damit endete die geruhsame Zeit im Dorf weit vor den Toren Berlins.


12 Jahre später setzte eine sich immer steigernde Grundstücksspekulation ein. Von den 12 großen Bauernhöfen gab es jetzt nur noch 6.

Der Zug endet hier...

Man sehe sich mal das Gleis an. Nichts ist verrostet. Seit 35 Jahren ist hier kein Zug gefahren. Was für ein Stahl! Die hätten damals auch "Stahlbahn" sagen können...

...wo?

Nebel an der alten Stammbahnstrecke

Links der aufgegebene Bahnhof des "Düppel-Express" auf den Gleisen der Stammbahn. Rechts die S1 von Wannsee nach Frohnau.

Der Düppel - Express

An dem aufgegebenen Bahnhof endete die einspurige Stammbahn bis ???? aus Potsdam kommend. 

Die Gleise wurden nach dem Krieg auf Westberliner Seite auch noch nach dem Mauerbau von der Reichsbahn - deren Verwaltung ja der ehm. DDR unterlag - genutzt.

Hier fuhr der Düppel -Express" von Zehlendorf über Zehlendorf-Süd und nach Düppel.

Ein sog. Viertelzug, bestehend aus zwei Wagen, bediente die Strecke, fuhr hin und her. 

Ein Fahrer und ein Schaffner begrüßten in dem blitzsauberen Zug ihre paar Stammkunden fast mit Handschlag. 

Das Läutewerk der beiden Schranken an der Clauert- und der Idsteiner Straße gehörte irgendwie zum Viertel hier.

Im Zuge des Eisenbahnerstreik 1980 wurde die Linie eingestellt und verfiel.

Nur 200 m nördlich von dem Schild „Zehlendorf Süd“ oben liegt an einem unbefestigten und staubigen Weg eine herrliche Gaststätte, die wohl schon zur Eröffnung der Stammbahn 1838 die Gäste mit rustikalen Gerichten und damals noch schäumenden Gerstengetränk bedient hat.

Der Weg hat so viele Schlaglöcher und, bei Regen, knöcheltiefen Schlamm, dass selbst die Kutscher Seiner Majestät sich heute noch weigern würden, ihn entlang zu fahren.

Dort wird quellfrisches Jever ausgeschenkt und man steht an den frisch angelieferten Bierfässern auf denen polierte Holzplatten liegen.

Der Ruf der Schenke reicht bis in die USA. Dort ist sie wegen der nahen Pferdeklinik der FU als "Cemetery for Catholic Horses" bekannt. 

Noch heute brettern viele Pferde den Weg entlang. Wenn der Staub sich gelegt hat, kann man den Bierdeckel wieder vom Glas nehmen und sich am kühlen Trunk laben.

Entstehende Ähnlichkeiten sind nun aber wirklich rein zufällig!

Ein Geheimtipp

Im äußersten Südwesten von Berlin-Zehlendorf, zwischen dem Museumsdorf Düppel und den Instituten für Veterinärmedizin der Freien Universität Berlin, liegt an einem staubigen Weg eine kleine Kneipe mit Biergarten. Bis vor kurzem hatte der Weg keinen Namen, sondern hieß nur Str. 521. Jetzt hat diese Schlaglochpiste den hochtrabenden Namen Robert-von-Ostertag-Straße und soll bis 2015 asphaltiert werden. Wir sind alle traurig.

2013 hieß sie noch Straße 521
Jetzt hat sie den Namen Robert-von-Ostertag-Str.

Rundherum stehen viele Pferde auf Koppeln, mehr als 120, wie der Hufschmied einmal sagte. Er trank hier sein Bier nachdem er die Pferde am Wegesrand beschlagen hatte. Sie traben hier täglich vorbei zum Reitplatz der FU um die Ecke, vorbei an den Koppeln der Tierklinik. Immer ist Hufgetrappel und das Wiehern der Pferde zuhören. Nur junge Mädchen kümmern sich um die Ponys und Pferde, reiten langsam vorbei oder führen sie am Zaumzeug, natürlich zünftig gekleidet. Reithosen, Kappen, Stiefel, Kleidung für jeder Jahreszeit. Nun ja, Zehlendorf ist nicht grade ein armer Bezirk.

Aber schön klingt das Pferdegetrappel

Neben den vielen Hunden kommen so manche nicht so gewöhnlichen Tiere hier vorbei. Auf dem Reiterhof haben sie ihren Stall und hin und wieder werden sie auch mal ausgeführt. Als wir die Dame mit den zwei kleinen Schweinen gefragt haben, wie sie zu diesen Tieren gekommen ist, meinte sie, es wären Scheidungskinder. Ihr Freund wollte die Tiere unbedingt haben und nun wäre er weg….

Schlauer als ein Hund
Ziemlich neugierig

Was? Sie fahren mit dem Auto in den Urlaub und wollen den alten Kerl zuhause lassen? Das geht doch gar nicht! Der schaut Sie nie wieder an. Es geht ins Ausland? Kein Problem. Schließen Sie doch eine Hundeversicherung ab.


Da hat es die Dame mit den 2 Schweinen schon schwerer. Na gut, man geht ja auch selten mit Borstenvieh auf Reisen.

Dieses ganze Drumherum löst bei auswärtigen Besuchern, die gerne von den Stammgästen mitgebracht werden, ungläubiges Staunen aus. Beim nächsten Berlinbesuch bestehen sie darauf, hierher wieder mitgenommen zu werden. Sie können nicht fassen, dass das noch Berlin ist, keine 15 km vom Kurfürstendamm.

Hier ist auch das ganze Jahr immer etwas los. Nachdem das Gänseessen zu Weihnachten vorbei ist, gibt es kulunarische Events aller Art. Spanische Abende, italienische Nächte, Garnelen satt, Bratheringe, Eisbeine, Haxen - die ganze Palette eben.

What du you think German Babies dink? Beer!
Verblüffend ist, dass zu beliebten Themenabenden/Wochenenden wie Apré Ski, Hüttenabenden und natürlich zum Oktoberfest, wenn es fassweise bayrisches Bier und bayrisches Essen gibt, immer mehr Damen in schmucken Dirndl und Herren in Krachledernden mit karierten Hemden erscheinen. 
Noch verblüffender ist, dass es heißt: „Das Dirndl kann ich doch nicht mehr anziehen! Das hatte ich doch schon im letzten Jahr an!“ Dabei sind die Gelegenheiten, in Berlin eine bayrische Tracht zu tragen, eher begrenzt.
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