Kapitel 2
Knochenfische
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Ordnung der Barschartigen - Perciformes
Großkopfschnapper - Lethrinidae
Die deutsche Namensgebung ist überarbeitet worden - vom Straßenkehrer zum Großkopfschnapper
Familie: Großkopfschnapper - Lethrinidae
Beinahe Zusammenstoß mit einem Großkopfschnapper Monotaxis grandoculis am Riff weit vor der Insel Dhigufinolhu.
Großkopfschnapper - Lethrinidae
Für diese Familie der Lethrinidae gibt es mindestens vier deutsche Namen. In älteren Büchern heißen sie Ruderfische, vielleicht wegen der rudernden Bewegungen der Brustflossen. Auch Brassen war hin und wieder zu lesen. In neuerer Literatur werden sie, warum auch immer, Straßenkehrer, und nun Großkopfschnapper genannt. Selbst wenn sie alles fressen, ist das kein schöner Name, der sich da wohl langsam durchsetzt.
Jedenfalls sind sie eng verwandt mit den Schnappern. Im Unterschied zu diesen haben sie keine Schuppen auf der Schnauze. In 5 Gattungen gibt es 30 Arten (Schneider, 1982). Sie leben in dem gewaltigen Gebiet des tropischen Indischen Ozeans und des Pazifiks. Die größte Art erreicht eine Länge von einem Meter.
Obwohl fast alle Fische dieser Familie gute Speisefische sind, haben sie keine wirtschaftliche Bedeutung. Sie sind einfach zu klein und kommen nicht in großen Schwärmen vor. Zudem leben sie immer in der Nähe von Korallenriffen und können deswegen nicht mit Netzen abgefischt werden. Vielleicht ist das die beste Voraussetzung für ihr Überleben.
Von allen Arten dieser Familie sind Fälle von Fischvergiftungen (Ciguatera) bekannt. Sie sind alle fleischfressende Räuber. Da einige von ihnen sogar Anemonenfische zu ihrer Nahrung erkoren haben, ist es kein Wunder, dass die Ruderfische an einigen Orten giftig sind.
Viele Ruderfische haben hoch angesetzte Augen und dicke Lippen. Ihr Körper ist mit großen Schuppen bedeckt, die, wie gesagt, die Schnauze freilassen. Die durchgehende Rückenflosse hat 10 kurze Stacheln, die Afterflosse deren 3. Die Arten, die wir hier sehen, sind meist Einzelgänger, die tagsüber wie unbeteiligt vor den Riffen stehen. Auch in dieser Familie sind alle Jungtiere weiblichen Geschlechts. Sie können sich bei Bedarf einmal in männliche umwandeln. Über die Fortpflanzung ist nichts bekannt. Wahrscheinlich laichen sie nachts im freien Wasser im Schutze des Schwarmes ab.
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Fam. Großkopfschnapper Lethrinidae Emperor
Gat. Gnathodentex
Art Gelbfleck-Großkopfschnapper Gnathodentex aureolineatus Glowfish Empereur strié Nokogiri-dai Boda handh
Gat. Lethrinus
Art Gelbflossen-Straßenkehrer Lethrinus erythracanthus Yellow - spotted emperor Empereur capitaine Ama- kuchibi Bolike
Art Schwarzfleck-Straßenkehrer Lethrinus harak Thumbprint emperor Empereur Saint Mato-fuefuki Lahjehi filohu
Art Mashena-Straßenkehrer Lethrinus mahsena Sky emperor Empereur mahsena Nokogiri-dai Boda
Art Spitzkopf-Straßenkehrer Lethrinus microdon Smalltooth emperor Empereur tidents Naga-kushibi Filolhu
Art Gelbstreifen-Großkopfschnapper Lethrinus microdon Smalltooth emperor Empereur tidents Naga-kushibi Filolhu
Art Gesprenkelter Straßenkehrer Lethrinus variegatus Slender empeor Empereur bas cou Hoso-fuefuki Boda handh
Art Gelblippen- Straßenkehrer Lethrinus xanthochilus Yellowlip emperor Empereur bec-de-cane Muneaka-kuchibi Boda
Gat Monotaxis
Art Großaugen-Straßenkehrer Monotaxis grandoculis Humpnose-bigeye bream Empereur bossu Yokoshima-kurodai Dhongu
E: Glowfish, F: Empereur strié, J: Nokogiri-dai, D: Boda handh
Größe: ca. 25 cm, Tiefe: 1 m Eryadu, Nord-Male-Atoll, 1989
Gelbfleck-Großkopfschnapper - Gnathodentex aureolineatu (Lacepède, 1802)
Acht goldene Längsstreifen auf bläulich - silbrigem Grund und rot eingefasste, durchsichtige Flossen, zeichnen diesen schönen Fisch aus. Den goldenen Fleck am Ende der Rückenflosse soll man bei Sonnenschein zwischen den Korallen glitzern sehen. Er ist der häufigste Straßenkehrer. Diese Ruderfischart wird 30 cm groß und lebt in Tiefen bis 20 m an Korallen, die er zum Schutz in der Nacht benötigt. Am Tage jagt er dort kleine Fische. Er ist ein guter Speisefisch, kann aber in einigen Gegenden, auch auf den Malediven, giftig sein. Selber ernährt er sich ausschließlich von Fleisch.
Das Bild unten zeigt die Nachtfärbung. Vier Bücher, drei deutsche Namen: Goldflecken-Straßenkehrer, Goldlinien-Großkopfschnapper und Goldstreifenbrasse (auch Fishbase G. aurolineatus). Was für ein Durcheinander! Der hier gewählte Name stammt aus dem Mergus Meerwasser Atlas, Band 7.
Vorkommen: Indopazifik, nicht im Roten Meer.
Größe: ca. 25 cm, Tiefe: 1 m Ellaydhoo, Ari-Atoll, 1995
Größe: ca. 25 cm, Tiefe: 1 m Embudu, Süd-Male-Atoll, 2011
E: Yellow - spotted emperor, F: Empereur capitaine, J: Ama - kuchibi, D: Bolike
Größe: 60 cm, Tiefe: 4 m Vilamendhoo, Ari-Atoll, 2010
Bis vor nicht allzulanger Zeit fehlte diese Art von den Malediven in der Literatur. Abgebildet war immer Letherinius kallopterus Bleeker 1865, der eine orangerote Schwanzflosse hat, mit orangeroten Flecken übersät ist und an der Küste Ostafrikas lebt. Diese Art hier, der oft als Einzelgänger parallel zum Riff stand, hat eine schöne große, aber gelbe Schwanzflosse.
Dieser Gelbflossen-Straßenkehrer wird 60 cm groß und lebt in Tiefen bis 120 m. Allzu nahe läßt er zumindest Schnorchler nicht heran, hat also eine recht große Fluchtdistanz. Nachts ist er viel dunkler gefärbt (Bild unten). Aber auch dann schäumt er nicht gerade vor Temperament über und, weder tags noch nachts, war dieser doch recht große Fisch nie so richtig in Aktion zu sehen
An den Küsten Ostafrikas ist die oben erwähnte Art ein begehrter und wichtiger Speisefisch, kann aber in einigen Gegenden, wie auch die Art auf den Malediven, giftig sein.
Vorkommen: Von Ostafrika über die Malediven und Sri Lanka bis Samoa.
Der Gelbflossen-Straßenkehrer - Letherinus erythracanthus in der Nachtfärbung
E: Thumbprint emperor, F: Empereur Saint Pierre, J: Mato-fuefuki, D: Lahjehi filohu
Größe: 30 cm, Tiefe: 3 m Kuramathi, Rasdu-Atoll, 1988
Schwarzfleck-Straßenkehrer Lethrinus harak (Forsskål, 1775)
Leicht zu erkennen ist dieser Straßenkehrer an dem markanten schwarzen, oft auch ein wenig gelb abgesetzten Flecken auf den beiden Körperseiten. Das Bild oben zeigt ein junges Tier, bei dem die gelbe Umrandung seines schwarzen Fleckes noch nicht so ausgebildet ist, wie auf dem Bild unten. Die Grundfarbe ist silber-grau bis grünlich. Sie werden 60 cm groß und leben nicht tiefer als 20 m.
Meist einzeln durchstreifen diese Straßenkehrer die flachen Gewässer der Lagunen und die flachen Riffgebiete auf der Jagd nach kleinen wirbellosen Tieren, die den Hauptteil ihrer Nahrung bilden. Man vergleiche den Korallenbewuchs auf den Bildern von 1988 und 2003 (Bild unten).
Vorkommen: Indopazifik, Rotes Meer.
Größe: 30 cm, Tiefe: 1 m Embudu, Süd-Male-Atoll, 2003
Größe: 30 cm, Tiefe: 1 m Embudu, Süd-Male-Atoll, 2003
E: Syk empor, F: Empereur mahsena, J: Nokogiri-dai, D: Boda
Größe: 30 cm, Tiefe: 3 m Vilamendhoo, Ari - Atoll, 1996
Mashena-Straßenkehrer Letherinus mahsena (Frosskal, 1775)
Ein recht seltener Fisch. Hier stand er unter dem Bootssteg der Insel Vilamendhoo. Es war das letzte Bild in der Kamera und das Boot für die Rückfahrt vom Tagesausflug wartete schon auf mich. Jedenfalls lassen sich die hellen, leicht grünlichen Querstreifen erkennen. Der Rest des Körpers ist grau gefärbt. Sie werden bis zu einem halben Meter groß und leben an den Riffen bis in 50 m Tiefe, manchmal auch in kleinen Gruppen.
Vorkommen: Indopazifik, Rotes Meer, nicht im Arabischen Meer.
E: Smaltooth emperor, F: Empereur tidents, J: Naga-kushibi, D: Filolhu
Größe: 40 cm, Tiefe: 4 m Eriyadhu, Nord - Male - Atoll, 1989
Spitzkopf-Straßenkehrer Lethrinus microdon Valenciennes, 1830
Nicht sehr oft begegnet man diesem bis zu 70 cm langen Fisch an den Riffen. Die seltsame spitze Kopfform und die vorstehenden schwarzen Augen unterscheiden ihn deutlich von all den anderen grauen Fischen am Riff. Wie viele Arten der Ruderfische kann auch er schnell sein einfarbiges Äußeres mit Flecken überziehen. Er ist dann kaum wiederzuerkennen. Er lebt über sandige Böden und über Seegraswiesen bis in Tiefen von 80 m als Einzelgänger. Kleine Fische, Mollusken, Krebse und Garnelen gehören zu seiner Beute. Ob er ein eigenes Revier beansprucht, ist nicht bekannt. Das Foto entstand nur durch Zufall und war für beide überraschend. Gottseidank war die Kamera schussbereit, denn normalerweise kommt man an diesen scheuen Fisch nicht so ohne Weiteres nahe heran.
Vorkommen: Indopazifik, nicht im Roten Meer.
Größe: 20 cm, Tiefe: 6 m Kuredu, Faddhippolhu - Atoll, 1998
E: Slender empeor, F: Empereur bas cou, J: Hoso-fuefuki,D: Boda handh
Größe: 25 cm, Tiefe: 4 m Eriyadhu, Nord-Male-Atoll, 1989
Gesprenkelter Straßenkehrer Letherinius variegatus (Lacepède, 1802)
Selten kommt dieser nur 25 cm große Fisch hoch auf das Riffdach, denn er lebt normalerweise zwischen 10 und 160 m Tiefe. Seine unregelmäßige Zeichnungen sind, wie auf dem Foto oben bei einem erwachsenen Tier gut zu erkennen, eine ausgezeichnete Tarnung. Bei dem jungen Fisch unten ist die Zeichnung noch nicht ganz so dunkel.
Auch er ist ein Einzelgänger, der bei der Jagd auf Riffbarsche zu beobachten ist. Er schoss so schnell in einen dicht vor den Korallen stehenden Schwarm von Preußenfischen hinein, dass nicht beobachtet werden konnte, ob er einen der kleinen Fische erbeutet hatte oder ob sein Versuch fehlschlug.
Vorkommen: Indopazifik, Roten Meer.
E: Yellowlip emperor, F: Empereur bec-de-cane, J: Muneaka-kuchibi, D: Boda
Größe: 70 cm, Tiefe: 2 m Lagune vor Dhigufinolu, Süd - Male - Atoll, 1990
Gelblippen-Straßenkehrer Letherinius xanthochilius Klunzinger, 1870
Ein großer Fisch, dem man Kraft und Schnelligkeit förmlich ansehen kann. Sein stromlinienförmiger Körper kann übersät mit unregelmäßigen Flecken sein, die auch schnell wieder verschwinden können. Diese Art wird bis 70 cm groß und lebt an den Riffen als Einzelgänger, allerdings meist in Tiefen bis 50 m, was ihn offensichtlich nicht von Besuchen in Lagunen abhält. So ist er in den oberen Regionen ziemlich selten, aber wenn er in voller Fahrt zur Jagd ins Riff schießt, ist er alleine an dem Wirbel, den er unter den entsetzten kleinen Fischen anrichtet, leicht auszumachen. Das blasse Gelb seiner Schwanzflosse und seiner Lippen ist ein weiteres gutes Unterscheidungsmerkmal
Vorkommen: Rotes Meer und südlicher Indischer Ozean, nicht nördlich der Malediven.
Größe: 70 cm, Tiefe: 1 m Embudu, Süd-Male-Atoll, 2003
Größe: 60 cm, Tiefe: 1 m Embudu, Süd-Male-Atoll, 2012
E: Humpnose-bigeye bream, F: Empereur bossu, J: Yokoshima-kurodai, D: Dhongu
Größe: ca. 60 cm, Tiefe: 3 m Dhigufinolhu, Süd- Male- Atoll, 1990
Großaugen-Straßenkehrer Monotaxis grandoculis (Forsskål, 1775)
Größe: ca. 50 cm, Tiefe: 1 m Embudu, Süd- Male- Atoll, 2003
Sind, wie auf der vorherigen Seite beschrieben, die Jungtiere noch einigermaßen an den vier weißen Streifen und dem leicht gelb gefärbten Schwanz gut zu erkennen, bleibt zur Identifizierung der ausgewachsenen nur die großen Fische und hochstehenden Augen und die dicken Lippen, über denen die Stirn steil ansteigt und dem ganzen Fisch ein grimmiges Aussehen verleiht. Auf dem Bild oben ist der Fisch bei Sonnenlicht am frühen Morgen inmitten seines Frühstücks fotografiert. Nur so ist die leicht gelbliche Färbung am Kopf zu erkennen und ein graugrünlicher Schimmer an den Schuppen auf dem Rücken wird sichtbar - eine Art zu fotografieren, die ich vorziehe trotz der schrägen Reflexe auf den Rücken.
Dafür sind, zumindest auf dem Dia noch die Sonnenstrahlen im Wasser zu verfolgen. Der weiße Fleck am Kopf ist eine Verletzung oder ein Hautpilz. Daran erkannte ich ihn einige Tage lang immer wieder. Er stand jeden Morgen vor dem selben Riffabschnitt. Blitzt man diese silbernen Fische aber an, ist zwar jedes Detail scharf und gut zu sehen, aber die Farben zur Identifizierung und die Atmosphäre sind dahin (s. unten)
Bis zu 60 cm groß werden diese Großaugen-Straßenkehrer. Auch sie sind gute Speisefische. Sie leben an den Riffen hinunter bis in Tiefen von 60 m, sind aber auch am Riffdach schon mal zu sehen.
Vorkommen: Indopazifik, von Hawaii bis Ostafrika und Rotem Meer.
Fesdoo, Ari-Atoll, 1987
Großaugen-Straßenkehrer, juvenil
An den Riffen sind die gut zu erkennenden Jungtiere mit den drei ausgeprägten und dem an der Schwanzwurzel verwischten weißen Streifen und dem leicht gelb gefärbten Schwanz noch einigermaßen gut zu identifizieren. Sie sind recht häufig und haben eine Länge so um die 20 cm. Bei den ausgewachsenen Tieren ist es bei Weitem schwieriger, da sie wie viele andere Tiere am Riff einheitlich grau sind. Wie alle Jungtiere ist dieser Fisch sehr scheu und hier hat er sich vorsichtshalber schon mal in seine Fluchtstellung begeben, bereit, bei der kleinsten weiteren Bewegung das Weite zu suchen.
Das kleine Bild zeigt die Nachtfärbung des wirklich schönen Großaugen-Straßenkehrers. Für mich ist immer wieder erstaunlich, warum sich nachts die Flossenränder bei diesem Fisch so kräftig rot färben. Das ist nicht nur bei den Jungfischen so. Es ist auch auf dem ersten Bild zu dieser Familie zu erkennen.
Vorkommen: Indopazifik, von Hawaii bis Ostafrika und Rotem Meer.