Handbuch der Malediven



Kapitel 2 
Knochenfische

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Ordnung der Kugelfischverwandten - Tetraodontiformes

Seite 3

Fortsetzung: Drückerfische - Balistidae

Fortsetzung: Drückerfische - Balistidae

Identifizierungshilfe

Indischer Drückerfisch
Schwarzer Drückerfisch
Melichthys indicus 
Melichthys niger 

Hauptunterschied: Flossenform

Indischer Drückerfisch  Melichthys indicus 


Randall & Klausewitz, 1973

E: Indian triggerfish , F:Baliste manène, J: ?, D: Kalhu rondu

Größe: 25 cm, Tiefe: 2 m                                                    Vilamendhoo, Ari-Atoll, 2010

Indischer Drückerfisch  Melichthys indicus Randall & Klausewitz, 1973

Größe: 25 cm, Tiefe: 2 m                                                    Vilamendhoo, Ari-Atoll, 2010

Größe: 20 cm, Tiefe: 2 m

Ellaidhoo, Ari-Atoll, 1995

Die Farbe des Indischen- oder auch Trauerdrückerfisches ist sehr schwer zu beschreiben. Bei jedem Licht sieht er anders aus. Ist er nun blau, blauviolett oder schwarz? Jedenfalls wirkt er sehr dunkel-was auch schon ein Erkennungsmerkmal ist. Wie nahe man ihm auch kommt, die Schuppen sind auch aus der Nähe nicht zu erkennen. Die Streifen an der Basis der Rücken- und Afterflosse sind schmutzig-weiß. Er wird 25 cm groß. Am besten ist er noch an der weiß gerandeten Schwanzflossenform von seinem engen Verwandten, dem  Melichthys niger , zu unterscheiden.

Er ernährt sich von Algen und Zooplankton. Der scheue Fisch lebt an den Außenriffen bis in Tiefen von 35 m, wo er sich gerne in Höhlen aufhält.

Vorkommen: Indischer Ozean vom südlichen Roten Meer bis zum Westrand des Indo-Australischen Archipels.

Erst eine digitale Kamera mit 12 Megapixel löst diesen Fisch mit den dunklen Seiten auf (Bild oben und unten). Im 2. Bild hat der Blitz voll getroffen. Trotzdem ist aus dem Diafilm nicht viel herauszuholen, genau wie auf dem Foto neben an. Das Schwarz der Fische ist so intensiv, dass es jedes Licht schluckt, nichts reflektiert.

Größe: 25 cm, Tiefe: 3 m          Dhigufinolhu, Süd-Male-Atoll, 1991

Größe: 25 cm, Tiefe: 2 m                                           Dhigufinolhu, Süd-Male-Atoll, 1991

In dieser tiefschwarzen Färbung sieht man den Indischen Drückerfisch immer am Riff. Selbst wenn man ohne anblitzt wie auf dem Bild oben. Die Haut absorbiert das Licht. Das nur 8 Aufnahmen von dieser Art vorhanden sind, hängt wohl eher mit der Unattraktivität als mit der Häufigkeit des Vorkommens zusammen.

Schwarzer Drückerfisch  Melichthys niger (Bloch, 1786)

E: Black triggerfish, F: Baliste noir, J: Tindoyomongara

Größe: 25 cm, Tiefe: 2 m                                                      Embudu, Süd-Male-Atoll, 2008

Schwarzer Drückerfisch  Melichthys niger (Bloch, 1786)

Größe: 25 cm, Tiefe: 2 m          Embudu, Süd-Male-Atoll, 2008

Natürlich ist der Schwarze Drückerfisch in der deutschen Namensgebung blauoder braun. Von Ferne sieht er schwarz aus, aber aus der Nähe betrachtet und bei gutem Licht sind dunkelblaue, grüne und gelbe Töne zu entdecken. Die Streifen an den Basen der Rücken- und Bauchflosse sind leuchtend-weißblau. Seinen unsäglichen Namen hat er von der Tatsache, dass der geangelte Fisch am Tageslicht sofort gleichmäßig schwarz wird.

Der Schwarze Drückerfisch ist am Außenriff in den oberen Regionen anzutreffen, wo er von Kalkalgen lebt, die es dort ja in Mengen gibt. Ausgewachsen erreicht er eine Größe von 35 cm. Die dunkle Färbung des  Melichthys niger und auch des  Melichthys indicus   dürfte, so verblüffend es auch im ersten Augenblick klingen mag, der Tarnung dienen. Bei der grellen Sonneneinstrahlung am Riffdach gibt es auch harte und dunkle Schlagschatten unter den Korallen. Ein idealer Platz für ein fast schwarzes Tier, wenn es sich verstecken will oder muss.

Es ist das einige Foto, dass von dieser Art in all den Jahren gemacht werden konnte.

Vorkommen: Indischer Ozean.

Größe: 25 cm, Tiefe: 2 m                                                      Embudu, Süd-Male-Atoll, 2011

Rotzahn-Drückerfisch  Odonus niger (Rüppell, 1836)

E: Redtoothed triggerfish, F: Baliste dents rouges, J: Akamongara, D: Vaalan rondu

Größe: 25 cm, Tiefe: 2 m                                           Kuredu, Faddhippolhu-Atoll, 1998

Rotzahn-Drückerfisch  Odonus niger (Rüppell, 1836)

Größe: 25 cm, Tiefe: 2 m                                                       Ellaidhoo, Ari-Atoll, 1995

Größe: 30 cm, Tiefe: 1  m

Embudu, Süd-Male-Atoll, 2008

Der  Odonus niger wird im Deutschen auch Violetter Drückerfisch genannt. Er hat rote, manchmal rot-orangefarbene Zähne oder auch weiße. Da er aber ziemlich scheu ist, hat man als Schnorchler oder Taucher nur selten eine Chance, ihm im freien Wasser ins Maul zu schauen.

So dürfte es gut sein, beide Namen zu kennen, denn seine Grundfarbe ist wirklich violettblau. Er soll überall im Indopazifik zuhause sein, aber auf den Malediven war er in den Achtziger Jahren nicht auf jeder Insel anzutreffen. Dabei ist er durch den schwungvoll gegabelten, hellblau leuchtenden Schwanz leicht zu erkennen. 

Besonders häufig waren sie in dieser Zeit auf Bathala und Ellaidhoo, nie auf Kuramathi, Eriyadhoo, Dhigufinolhu und Ari Beach. Das hat sich seit der Mitte der Neunziger Jahre geändert. Da sind sie in großen Schulen auch auf Kuramathi (Weihnachten 1998) zu finden. Ob das mit dem Korallensterben zu tun hat? 

Eigene Beobachtungen zeigen, dass diese Art sein Gelege auch an einer sandigen Stelle an der Riffkante hat. Die ansonsten auf große Fluchtdistanz bedachten Drücker versuchen dann in aufopferndem Kampf selbst Schwimmer zu vertreiben. Das von mir beobachtete Tier kämpfte einfach gegen den Rest der Welt: wild vertrieb er mindestens 20 Artgenossen, mich, Papageifische, unzählige Junker, Doktorfische und was da noch so schwamm. 

Wenn es dämmerig wird, orientieren sich die vielen hundert Tiere eines Schwarmes, die den ganzen Tag weit verteilt vor dem Riff kreuz und quer durcheinander schwammen, zum Riffabhang hin. Sie suchen in kleinen Höhlen und Löchern ihre Schlafplätze für die Nacht. Nach bewährter Drückerart spreizen sie den arretierbaren Rückenstachel und den Bauchstachel ab, um sich zu verankern. Oft sind die Löcher zu klein. Mit der Lampe nachts am Riff sieht man dann die auffallend gefärbten Schwanzsicheln herausragen. Der Allesfresser wird bis zu 50 cm groß. Hier auf den Malediven ist er mit 30 cm ausgewachsen. 

Vorkommen: Tropischer Indopazifik.

Größe: 25 cm, Tiefe: 2 m                                                          Vilamendhoo, Ari-Atoll, 1997

Es sieht lustig aus wenn im letzten Licht überall die blauen sichelförmigen Schwänze aus den Spalten hervorschauen.
Leider ist kein Blitz in der Lage, mehrere Rotzahn-Drückerfische auf einmal in der Nacht am Riff auszuleuchten...

Größe: 20 cm, Tiefe: 5 m                       Ellaidhoo, Ari-Atoll, 1993

Größe: 30 cm, Tiefe: 3 m                     Ellaidhoo, Ari-Atoll, 1993

Für die tagaktiven Fische ist es schwierig, mit dem schwindendem Tageslicht einen geeigneten Platz für die Nacht zu finden.


So einfach vor dem Riff die Nacht verdösen geht nicht. Die Jäger sind viel zu hungrig. 

So fallen die Schwärme in die Riffe ein und die einzelnen Fische suchen jede noch so kleine Höhle, Hauptsache, der Kopf passt rein und der Rückenstachel lässt sich zum verankern aufstellen.
Wenn die Dämmerung einsetzt, orientiert sich der Schwarm der Rotzahn-Drückerfische immer näher zum Riff hin.

Größe: 25 cm, Tiefe: 2 m          Vilamendhoo, Ari-Atoll, 1997

Mit Einsetzen der Dunkelheit verschwinden die Fische einzeln im Riff. Finden sie keine Höhlen, die tief genug sind, um sie ganz aufzunehmen, sieht man überall die markanten Schwänze herausragen.

Größe: 25 cm, Tiefe: 2 m          Vilamendhoo, Ari-Atoll, 1997

Gelbsaum-Drückerfisch  Pseudobalistes flavimarginatus 


(Rüppell, 1829)

E: Yellowmargin triggerfish, F: Baliste face jaune, J: Kiherimongara, D: Vilo rondu

Größe: 60 cm, Tiefe: 4  m                                                        Embudu, Süd-Male-Atoll, 2011

Voll erwischt

Größe: 60 cm, Tiefe: 2 m                                                        Kuramathi, Rasdu-Atoll, 1987

Gelbsaum-Drückerfisch  Pseudobalistes flavimarginatus (Rüppell, 1829)

Größe: 60 cm, Tiefe: 3 m                                                 Kuramathi, Rasdu-Atoll, 1994

Dilemma mit dem deutschen Namen

Gelbgesichts-Drückerfisch
Mergus: Blasser D., Gelbrand-D.
Fishbase: Lagunen-D., Gelbsaum-D.
Debelius: Gelbsaum-D.
Wiki: Gelbsaum-D.
Die Schnauze ist im Gegensatz zum Tüpfeldrückerfisch nicht beschuppt. Erst unter den Augen befinden sich einige Reihen von Schuppen. Der Schwanzstiel ist mit 6 Reihen Stachelschuppen besetzt. Das Tier auf dem Foto oben war durch regelmäßiges Füttern fast handzahm und eigentlich immer zur Stelle. 

Oft schwamm der Gelbgesichts-Drückerfisch auf den beiden Bildern oben wie ein folgsamer Hund kaum einen Meter neben. Passierten im Wasser interessante Dinge, wie das Umdrehen von Korallenbrocken, war er auch nach einer Stunde noch da und das ungefähr zwei Wochen lang. 

Kaum zu glauben, dass er genauso aggressiv wie der Tüpfeldrückerfisch reagieren kann, zudem es in der Lebensweise keinen Unterschied gibt. Ausgewachsen erreicht der Gelbgesicht-Drückerfisch eine maximale Größe von 60 cm.

Vorkommen: Rotes Meer, Indo-Westpazifik.

Selten fotografiert: Brautwerbung

Größe: 60 cm, Tiefe: 6 m                                                  Kuramathi, Rasdu-Atoll, 1994

Weihnachten 1994 am Außenriff von Kuramathi war ein seltenes Schauspiel zu beobachten. Kein Mensch weit und breit, starke Strömung, Regenwolken am Himmel, kalt. Hin und wieder zogen Mantas vorbei.

Dann die Gelbsaum-Drücker bei der Brautwerbung. Die drei Fische sind mit 60 cm ausgewachsen. Bei der Brautwerbung geht es ziemlich ruppig zu. Zwei Männchen umschwimmen das etwas größere Weibchen in der Mitte.

Wenn sie nicht gerade versuchten, längsseits neben das Weibchen zu kommen, gingen sie aufeinander los.

Alle Stacheln und Flossen wurden zum Zeichen der Größe und Stärke abgespreizt und sie wirbelten im Kreis herum, während das Weibchen keine Notiz davon nahm und seelenruhig weiterschwamm.

Wer zum Erfolg kam, konnte nicht mehr beobachtet werden. Die eigenen Zähne klapperten so und die Strömung zwang zum weiterschwimmen...

Nestbau

Größe: 50 cm, Tiefe: 4  m                                                                Embudu, Süd-Male-Atoll, 2012

Es wird unterhalb des Wellenschlags einfach eine Mulde in den Sandgeblasen. Diese Vertiefung kann bis 2 m Durchmesser haben.

Die Weibchen legen bis zu 400.000 oder 500.000 Eier hinein. Diese kleben durch eine Gallertmasse zusammen. Damit die Kugel nicht von der Strömung verdriftet wird, legen die Drücker schon mal ein Korallenbruchstück oben rauf.

Größe: 50 cm, Tiefe: 4 m  Vilamendhoo, Ari-Atoll, 1997

Junge Gelbsaum-Drücker
Auch wer mal ein großer und furchterregender Drücker werden will, fängt mal klein an. 

Der hier auf Kuredu - unschwer an dem Seegras zu erkennen - dürfte so zwischen 15 und 20 cm Körperlänge erreicht haben. 

Größe: 20 cm, Tiefe: 2 m        Kuredu, Faddhippolhu-Atoll, 1998

Größe: 40 cm, Tiefe: 2 m     Medhufushi, Süd-Nilandu-Atoll, 1999

Putzerstation

Größe: 45 cm, Tiefe: 2 m                                                  Embudu, Süd-Male-Atoll, 2011

Der subadulte Drücker auf Putzerstation hat eine Größe von 45 cm erreicht, was sich einigermaßen an der Länge der Putzerlippfische abschätzen lässt. Die Putzerstation ist gut besucht. Kein Fisch drängelt sich vor. Jeder wartet geduldig bis die Putzer zu ihnen schwimmen. 

Leider sind an den stark frequentierten Riffen diese Szenen nur noch selten zu beobachten. Viele Urlauber donnern am Riff entlang und fühlen sich hier wie im Badeparadies.

Wo Drückerfische schlafen

Größe: 60 cm, Tiefe: 2 m                                                     Ari Beach, Ari- Atoll,  1992

Zum Schlafen suchen sie sich nach richtiger Drückerart eine Stelle, wo sie sich mit dem starken Rücken- und dem kleineren Bauchstachel festklemmen können. Ob der Rest des Körpers herausschaut, ist ihnen egal.
Farbvarianten

Größe: 50 cm, Tiefe: 1 m      Dhigufinolhu, Süd-Male-Atoll, 1991

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