Afghanistan


Es war eines der schönsten Länder der Welt

Afghanistan
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Von Kabul aus Richtung Westen







Von Kabul aus in Richtung Norden

Auf vielen Fahrten zu Einsatzorten im Norden des Landes musste der Hindukusch zu jeden Jahreszeiten überquert werden. Es war jedes Mal ein Erlebnis, dort mit dem Auto herumzufahren, wo in Europa die Berge aufhören. Senkrecht nach oben geschaut, zeigt sich hier der Himmel fast schwarz. Klar, dass die Neugier einen auch in die befahrbaren Nebentäler trieb, von denen man später nur noch aus der Kriegsberichterstattung etwas hörte und danach nie wieder.

Von Kabul nach Ghazni sind es 150 km. Weiter nach Kandahar sind es 564 km. Die Straße wurde in den 60er Jahren von den Amerikanern gebaut - die Russen waren ja nur an Nord-Süd-Verbindungen interessiert, um das
Land mal erobern zukönnen, was ja gründlich schief ging.

Beim Straßenbau in Afghanistan ging so manches schief. Brannte doch damals, als alle Straßenbauten abgerechnet werden sollten, zufälliger Weise ausgerechnet das Arbeitsministerium ab! Sind die nicht sympathisch, die Jungs?

Paghman

Das sommerliche Ausflugsziel der Kabuler liegt nur knapp 30 km nordwestlich der Stadt am Hang des Hindukuschs. Die Paghmankette ist hier 4300 m hoch und der Ort liegt auf 2000 m. Hier oben gab es wirklich und wahrhaftig - Bäume! Etwas, was es 2006 in dem Land 3 mal so groß wie Deutschland, wohl nicht mehr gibt.
Istalif
Keiner von uns konnte den Stahlmast anfassen. So heiß war der!
30 km hinter Kabul, vor der Kulisse des Hindukusches, liegt das erste Serail rechts neben der Straße nach Kandahar - oder jedenfalls das, was noch übrig geblieben ist. 30 km sind genau die Tagesleistung einer Karawane. Diese fanden hier Unterkunft, Wasser, Essen und Schutz für Mensch und Tier. 

Das ganze Land war in diesem Abstand von den aus Lehm gebauten Karawanenhotels entlang der Haupthandelsrouten überzogen. Es ist eines der gelungensten Bilder mit dem schneebedeckten Hindukusch im Hintergrund und dem Größenunterschied Mensch und Kuh und den Ausmaßen des Serails aus vergangener Zeit.
König Amanullah hatte hier um 1920 seine Sommerresidenz und daher stammt auch der Triumphbogen. Irgendwann gab es eine Aufnahme vom Bogen im Fernsehen und zeigte nur noch total zerbombte Reste. Nur weil die Idioten vom Land hinter der Nordgrenze den Hals nicht voll genug bekommen konnten. Der Einmarsch in Afghanistan dürfte allerdings mit zum Zusammenbruch des Eisernen Vorhangs entscheidend beigetragen haben. Welch eine Rache!
Durch diese Tal verlief die Straße
nach Kandahar. Kabul liegt 1791 m
hoch wie die Straße hier. Der
Standort des Fotografen liegt auf
ca. 3000 m mit Blick nach Norden.
An diesem Nordhang hatten sich
die Deutschen vom Technikum
Kabul in einer kleinen Hütte einen
stationären VW-Käfermotor
aufgestellt. An den Sonn- und
Freitagen im Winter zogen sie so
die Skifahrer an Stahlseilen auf den Hang nach oben.
Links, die Nussbäume auf einer Aufnahme von Januar 1971, rechts ein Bild vom Oktober 1979, 2 Monate vor der sowjetischen Okkupation. Man fuhr wirklich hier hoch, um mal Bäume zu sehen und frische klare Luft zu atmen. Damals hatte Kabul so um 350.000 Einwohner und nur wenige Autos. Aber morgens und abends, wenn die Holzfeuer angingen um zu kochen, lag ein blauer Schleier über der Stadt. Im Winter, wenn geheizt werden musste, konnte der schon ganz schön dick werden.

Istalif

In Istalif findet man die typische
Architektur reicherer Dörfer mit den Materialien Lehm, Stroh und dünnen Pappelholzstämmen. Man bekam ein richtig schlechtes
Gewissen hier mit dem Käfer
entlang zu fahren.

Ghazni, Höhe 2183 Meter

Räuberisches Bergdorf am Rande des Hindukusches? Es kam einem jedenfalls so vor, wenn man an den abweisenden Mauern auf den Lehmwegen des Dorfes entlangfuhr - so wie es das Bild unten links zeigt - in einer anderen Zeit, in einem anderen Jahrhundert.

Von Kabul aus musste man die einzige Teerstrasse nach Norden nehmen, Richtung Salang. 40 km ungefähr und dann links abbiegen. Sie führte durch das grüne Koh-e-Damantal, knorrige Straßenbäume und uralte Weinstöcke gab es zu sehen. Die Russen haben beides abgeholzt, um freies Schussfeld zu haben. Macht ja nichts: in 2 oder 10 Generationen gibt es vielleicht wieder Bäume.

Von der Hauptstraße ging es dann nach Westen auf die Paghmankette zu, 15km, und da klebte das Dorf am Berg. Es war bekannt für seine seltsam leuchtenden blaugrünen Keramiken. Vielleicht ließ man die Besucher nur deswegen am Leben, weil man ja Käufer für die schönen Tonwaren braucht.
Nein, Spaß beiseite: Jeder war hier in der Zeit vor der russischen Okkupation sicherer als heute bei Dunkelheit am Kölner Hauptbahnhof! Istalif soll sich vom griechischen Wort für Traube (Stabphilae)
ableiten. Wie schon gesagt, gibt es hier 52 Arten Weinreben. Wahrscheinlich verbreiteten sich die Reben von hier aus um die Welt.
Eine Begegnung am frühen
Morgen. Bauern bringe wohl ihre
Ware auf den Markt nach Kabul.
Sie müssten noch 3 Tage laufen
um die Stadt zu erreichen. Aber
warum sind unverschleierte
Kutschifrauen dabei? Die Zelte
brauchen sie ja zur Übernachtung.
Für Normaden ist die Karawane zu
klein. Auch fehlt das Vieh...

Der Hund sieht aus wie ein Wolf.

Fotografieren war nicht gerade
erwünscht - da flogen schon mal
Steine.

Dorfstraßen in Istalif

Wohl in keinem Haus fehlten diese Produkte, billig hergestellte Massenware aus Pakistan. Hier in einem Dukan auf dem Bazar von Ghazni. Früher wurde der Reis in reicheren Familien auf schön verzierten und verzinnten Kupferplatten auf den Boden in die Mitte des Raumes gestellt. Heute mussen die großen Schalen aus Alu den kunstvoll zu einem Kegel aufgeschichteten Reis aufnehmen.

Salangpass, 3366 m

Der zentrale Hindukusch aus dem Fenster einer DC 6 der Ariana Afghan Airline auf dem Flug Kabul - Masar-e- Sharif - Herat gesehen. Diese Fünftausender muss die Straße von Kabul nach Masar-e-Sharif überqueren. Ein fast unüberwindliches Hindernis für jeden Straßenbauer.

Wie alle Straßen in Nord-Süd-Richtung sind auch diese aus strategischen Gründen von der damaligen Sowjetunion bezahlt worden: Die Straße versprachen den Zugang zum warmen Meer. Ein Traum der Russen, die unheimlich lange planen. Die Planung begann am 21.06.1955 mit dem 2. Transitabkommen mit der UdSSR (Inhalt: u. a. Ausbau der Salangstraße). Genau wie die Verbindung von Herat nach Kandahar - auf 60 Tonnen.
Tragkraft ausgelegt-für Panzer.
Aber da die Sowjets keine große Erfahrung in alpinem Straßenbau hatten, mussten auch hier wie in Tangi Garu die Deutschen und Österreicher ran und die Straße samt langem Tunnel planen.

1964 wurde der 3 km lange Tunnel (plus 4 km Betongalerie) eröffnet. Am 29.12.1978 marschierten sie in Afghanistan ein und wollten die Früchte ihrer Planung ernten. Das bisschen Afghanistan putzen sie weg - dachten sie!

Wie man sich doch irren kann!
Wir nannten den Dukan
"Woolworth" Er hatte alles, was
Afghanenherzen auf Reisen höher
schlagen ließ - sogar rote Tücher
als Mitbringsel für die Familie
daheim. Klingesdraht, Nüsse,
Zwiebeln, Knoblauch, Munition,
Lederriemen, Süßes....

So ein Dukan ist der Traum eines
jeden Afghanen. In der Mitte
drinsitzen, auf Kundschaft warten
und kräftig handeln und feilschen.
Und er wusste alles über den
Zustand der Straße von den
Reisenden! Was brauchte er
Telefon...
Die einzige Zufahrtsstraße nach Istalif. In der Ebene liegt der immer umkämpfte Militärflughafen Bagram undlinks, nach Norden, führt die Strasse zum Salang. Beim Verlassen des Dorfes ging der Blick runter ins Koh-e-Damantal und auf den Hindukusch im Norden. Die Aufnahme ist von Mitte Februar 1971. Langsam wird alles wieder grün - je nach Höhenlage früher oder später. Die Luft ist herrlich frisch und klar. Die Berge des Hindukuschs. im Hintergrund sind mindestens 100km weit weg.

Der Freitag (Djomar) neigt sich dem Ende entgegen. Die Familie hat sich einen Besuch in Istalif gegönnt und ist auf dem Weg nach hause. Der Chef hat seinen besten Umhang an und den Sohn an der Hand, die Frau den besten Chaddor. Sie läuft wirklich die drei Schritte hinter ihrem Herrn und Gebieter.

Wenn das Volk in den Jahrzehnten danach nicht so viel durchgemacht hätte, ständen jetzt hier einige (aus unserer Sicht) witzige Bemerkungen.
Dann, viele Stunden eng
aneinander gepresst im VW-Bus
bei der Weiterreise zwischen der
Entscheidung entweder zu
ersticken oder zu erfrieren - dabei
kann Reisen so schön sein...
Alte Serails und Festungen
bestimmen das raue Bergland
Ghaznis und der gleichnamigen
Hauptstadt. Nicht minder rau sind
auch heute noch seine Bewohner.
Zumindest ein verblendeter Teil
davon.
Sei es durch krurse
Religionsauslegung oder
schlichtweg aus krimineller
Energie. Hier wurden Mitte 2007
die Südkoreaner gefangen
genommen und zwei von Ihnen
und ein Deutscher ermordet. Ihr
Verbrechen? Sie wollten den
Afghanen helfen.

Ghazni war bei den Afghanen für
die Produktion von Süßigkeiten
berühmt. Hier wurdensie verkauft.
Vorne rechts in den drei Körben
liegen gezuckerte Maulbeeren,
köstlich zu Tee: zerkauen und den
Tee rüber laufen lassen. Die grell gefärbten Süßigkeiten waren damals eher nicht nach dem
Geschmack von uns Europäern.

Obwohl, man kann es nicht wissen, vielleicht lag es auch nur am Klima. Die Vielfältigkeit der Süßigkeiten ist derart groß, sicherlich wären sie eine Bereicherung im
Süßigkeiten Großhandel, zu mindestens im Internet.

Viele der angebotenen Süßigkeiten beinhalteten neben Zucker unter anderem auch Pistazien und vereinzelt sogar weißen Nougat, der in Afghanistan (und mittlerweile auch in Deutschland) unter dem Namen Halva bekannt ist. Halva ist seit Jahrhunderten bei den Afghanen eine beliebte, wenn auch für die meisten nur zu besonderen Anlässen gereichte Süßigkeit.
Azzis, der Cheftechniker (links) und
der Bürgermeister von Ghazni.
Oder war es gar der Gouverneur?
Die Einladung zum Essen von ihm
waren gefürchtet und man durfte
sie ja nicht ablehnen. Es dauerte
Stunden, bis der gerade
eingefangene Gockel auf den
Boden (man saß im Schneidersitz
auf der Erde) kam. Der war meist
so zäh, dass schwere Muskelkater
im Kiefer noch lange anhielten.

Derweil aßen die Afghanen einen
riesigen Teller mit frischen
Knoblauchzehen mit Salz als
Vorspeise auf.

Von Ghazni nach Kandahar

Langsam, fast unmerklich, beginnt der Aufstieg. Die
Wasserbaumaßnahmen werden immer größer um auf die Schneeschmelze im Frühjahr vorbereitet zu sein.
Reist man von Kabul nach
Kandahar bemerkt man den Pass
bei Ghazni gar nicht. Was sind in
Afghanistan schon 400 m
Höhenunterschied.

Da die Hochebene von Kandahar
auf 1010 m liegt, ist der Pass auf
der Rückfahrt nach Kabul schon zu merken, wenn die ca. 1200 m
Unterschied nicht beeindrucken.

O.k., das Bild sieht nichts aus und
doch war es hier oben im Winter auf dem Pass bei Ghazni etwas ganz besonderes und einmaliges:
Es herrschten 50°C - aber MINUS!
Yetis oder was?

War Reinhold Messner hier und hat es verschwiegen? Fußspuren
führen ins Zentrum der mystischen Figuren, die man im Winter an den Hängen auf der Zufahrt zum Salang sah.

Des Rätsels Lösung: Ein Bauer hat ein Loch gegraben und Erde auf den Schnee geworfen! Die Sonne sollten die dunklen Partikel erwärmen und den Schnee schmelzen. Der Schnee schmilzt hier nicht - er verdunstet! Die relative Luftfeuchte liegt unter 5%.
Wir maßen die Temperatur verblüfft
zweimal und mit zwei
Thermometern. Es blieb dabei:
minus 50°C! Zum Glück hatten ja
die VW-Motoren Luftkühlung.

Verwunderlich ist noch etwas
anderes: Man braucht, ist man nur
kurze Zeit draußen, nicht einmal
Handschuhe. Die Luftfeuchtigkeit ist so gering und es weht keinerlei
Wind, der der Haut wehtun könnte.
Wo im Land etwas wuchs, wurde es genutzt. An den Bächen am Salang weideten die Ziegen das dürftige Grün ab.

Wo heute was wächst, ist es wohl
eher Schlafmohn.

Jahre lang sah man hier immer nur
blauen Himmel. Wären da nicht die
Wolken, wäre die Canon F1 nie
hervor geholt worden.

Irgend wie war Stimmung an den
Mautstellen wie hier eine ganz
besondere. Reisende in
aufgelockerter Stimmung, Hitze
flimmert über der schattenlosen
Landschaft, Aufbruch und fast
schon Ausgelassenheit - das alles
blieb in Erinnerung. So, als wenn
man es noch mal erleben möchte,
wie Fernweh...
Nur an den Flussläufen die nach
Norden fließen, gab es Forellen.
Eine willkommene Abwechslung
des Speiseplanes. Die Jungen
standen mit den frisch gefangenen Fischen am Straßenrand.

Eine genau Prüfung der Kiemen
und eine Geruchsprobe waren
allerdings dringend zu empfehlen!

Einmal, im beginnenden Frühling -
die Felsen am Bach waren noch
mit Eis überzogen - wollten wir
auch Forellen angeln. Im
kristallklaren Wasser sahen wir sie stehen. Sie fraßen aber nicht. Um Fisch zu haben - schossen wir sie mit dem Gewehr und holten sie mit dem Köcher raus. Nicht gerade gentlemenlike. Sie trieben schon oben, wenn die Kugel ins Wasser einschlug. Bitte nicht weitersagen...


Von der südlichen Tunneleinfahrt des Salang nach Süden, also in Richtung Kabul - fotografiert. Einmal im Sommer und einmal im Winter. Und da ist es hier oben besonders heimtückisch: Auf dem dunklen Straßenbelag schmilzt der Schnee Mittags doch mal - das Wasser rinnt in den Schatten und gefriert sofort.
Der Tunneleingang liegt auf 3400
m Höhe, bis 1973 der höchste
Autotunnel der Welt.

An den beiden Betonsäulen steht
das Jahr der Eröffnung: 1363 (nach unserer Zeit: 1964) - nach dem damaligen Mondkalender der Afghanen, der nach unserer Zeit am 16. Juli 622 beginnt, der
Auswanderung des Propheten
Mohammed aus Mekka.

Eine Lorry braucht durch den
Tunnel von Kabul nach Norden ca. 10h. Über Bamjan: 72h über
unbefestigte Gebirgsstraßen.

Dass der Tunnel nach der
Okkupation der Sowjets und auch nach der Machtübernahme der Taliban heiß umkämpft war, kann man sich denken.

1983 ist im Tunnel ein Tanklaster
mit einem russischen Militärkonvoi
zusammengestoßen. Es soll 2000 Tote im Tunnel gegeben haben. Wirklich nur ein Verkehrsunfall?

Die gelbe Wolke am rechten
oberen Rand ist kein Schimmel auf dem Dia. Es sind die Abgase der falsch eingestellten Dieselmotoren der Laster.
An der Farbe und an der Form der
Turbane und nicht zuletzt an der
Würde der beiden Männer sind die
Mullahs - damals friedliche und
sympathische Gelehrte - zu
erkennen.







Eines der wenigen kleinen Dörfer
am Rande der endlosen Straße.

Pul-i-Chumry

In etwa die gleiche Ansicht mit Blick
nach Norden. Links in den
Ausläufern des Hindukusch liegt
irgendwo im Dunst Paghman.

Mitten im Dezember 1970 bei
Sonnenuntergang liegt der Rauch
von unzähligen Holzfeuern über
der Hochebne, 30 km westlich der
Stadt.

Kabul hatte damals kaum 400.000
Einwohner. Heute sind es mehr als
3,5 Mio. und die Luftverschmutzung hat ungeheuere Ausmaße angenommen. Es gibt keinen Wind der den Dreck verteilt, ähnlich schlimm wie in Ankara und in Tehran.
Viele Kilometer weiter in Richtung
Ghazni hat sich die Landschaft
immer noch nicht verändert. Die
Straße führt an den Ausläufern des
Hindukuschs entlang.

Hier ist eine der vielen Mautstellen
die es damals auf allen Straßen
des Landes gab.
Das Wahrzeichen von Ghazni ist
die Burg. Die Aufnahmen sind von
1971. Damals nutzte das Militär die
Festung.

Heute hat Ghazni knapp 50.000
Einwohner, mehr als die Hälfte sind
Tadschiken. Um so mehr
verwundert, dass gerade hier die
Taliban so ungestört ihr Unwesen
treiben und mit den Geiseln (1
Deutscher, 23 Südkoreaner) in den
umliegenden Bergen
Zentralafghanistans verschwinden
können. Vor 1000 Jahren lebten
hier viele große persische Dichter
und Wissenschaftler. Die Gräber
kann man hier finden. 
Eine der vielen Mautstellen. Für ein paar Afghanis durfte man
weiterfahren. Zahlte man nicht,
haute der Aska gnadenlos die
Sperre vor das Auto.

Man musste also aussteigen, in
eine kleine chonna gehen und
seinen geringen Obolus bezahlen.
Auf einem durchnummerierten
Block mit zwei gleichen Abschnitten wurde die Autonummer eingetragen und man bekam einen Zettel ausgehändigt. Der wurde dann mit den Reisekosten im Projekt abgerechnet.

Papierkrieg also auch am
Hindukusch!
Ungefähr auf der Hälfte des Weges
zwischen Ghazni und Kandahar war eine der vielen Mautstellen. Da hier jeder halten musste, gab es
natürlich Chai honas, Teehäuser.

Die damaligen VW-Busse kamen ja
nicht über 100km/h hinaus und
jeder war froh, eine Pause einlegen
zu können, das Röhren des Motors
eine Weile nicht hören zu müssen.

Dafür dröhnten kleinste, aber älteste Musikanlagen bis zum Anschlag aufgedrehte und total verzerrt die neusten Schlager aller
Nachbarländer in uns so fremden
Tonfolgen-nervenaufreibend. Aber
wenn die Musik nicht da war, fehlte
etwas...

Kann man sich das heute noch vorstellen? Eine Freileitung
über eine Länge von 1100 km durch so ein wildes Land,
von Kabul bis Herat? Auf den 4 Drähten oben der
Telefonverkehr, röhrenverstärkt in einer Z12? Die Deutsche
haben das zeitgleich mit der Straße Mitte der 60er Jahre
geplant und mit vielen Afghanen gebaut. Ein
Entwicklungsprojekt der GAWI (später GTZ, jetzt GIZ).

Landrover, Campingausrüstungen, Schlangenserum und
bei den riesigen Entfernungen ohne Funk die Logistik
hinbekommen - ein Wahnsinnsprojekt. Alle 50 Meter ein
Stahlmast! Aber es lief und das Gute daran: Die Afghanen
kamen anschließend auch selber mit der Technik klar. Was
ja nicht immer in Entwicklungshilfeprojekten funktioniert.

Da jeder Afghane, der hier draußen rum läuft und lief, was
zum Schießen dabei hat und Ziele in der Steinwüste nun
mal rah sind, hatten die Linemen ganz schön zu tun. Die
weißen Isolatoren vor dem ewig blauen Himmel: gibt es ein
besseres Ziel? Man konnte ja mal versuchen ob man auf
200m (4 Maste!) auch noch traf. Und das Ziel zersplitterte
so schön...

Wir konnten den Stahl der Masten nicht mit der Hand
berühren. Die Sonne heizt ihn auf 70°C auf. Die Linemen
liefen barfuß den Mast hoch, hier nur so mal für ein Foto.
Unwahrscheinlich!
Oft kamen wir hier vorbei - aber
nicht an seiner Kebabbude. Und
wenn man hier im Land lebt, kann
man hier auch ohne all zu große
Lebensgefahr essen.

Es schmeckte verteufelt gut und
gekochter Dreck ist ja sauber, ob es
nun 50° plus oder minus sind!
Man kannte uns. "Bedune goschte
zafed?" Ja, ohne weißes Fleisch!
Das ist das Fett und vom Hammel
und nicht gerade jedermanns
Sache. Das Schafsfleisch der
Spieße war 3 Tage in lang
Ziegenjourgurt eingelegt und
zerging auf der Zunge.

Afghanen verstanden es nicht, dass
wir auf das beste, auf das Fett
verzichteten. Wenn er sich schon
mal Fleisch leisten konnte, wollte er
auch das mit dem größten
Energiegehalt.

Mit dünnem Kebab nan
(Fladenbrot)wurden die Stücke von
den selten abgewaschenen Spieß
abgezogen. Dazu gab es kochend
heißen Tee aus kleinen Gläsern und
als Nachtisch eine kleine
Emaillieschüssel mit Ziegenjoghurt.
Wieder eine der Mautstellen mit
Chai honas, Kebabbuden,
Teehäusern und
Erfahrungsaustausch.

Erstaunlich war, mit wie wenig
Gepäck Afghanen im Land
unterwegs waren. Meistens hatten
sie nur ein Tuch oder eine Decke
und sonst nichts. Ohne Decke ging
es nicht. Sie diente als
Gebetsteppich, zum Wärmen im
Winter, zum Schlafen.
Pul-i-Chumry - was so viel heißt wie Brücke über den Chumry, dem Kunduzfluss, der in den Amu Daria fließt - ist eine kleine Ansiedlung in einem Seitental nördlich des Salang. In den frühen 60ger Jahren haben die Deutschen hier ein Kraftwerk gebaut. In der Folge siedelten sich eine Textilfabrik und ein Zementwerk (Bild) hier an.

Freiwillig kam hier nie einer her. Aber irgendwann stand das Telefonsystem still, kein Wunder bei dem Zementstaub. Was da an grauem Pulver in der Anlage war, hätte glatt für den Bau eines kleinen Hauses gereicht. So entstand das Bild des Zementwerkes.

Ein vollkommen unbedeutender Ort am Rande der Welt: Doschi

Viel hatte der Batscha ja nicht
anzubieten und es war schwer, ihm
etwas abzukaufen. Diese Jungens
gab es überall. Sie waren nie
aufdringlich und bettelten nicht.

Neugierig aber waren sie wenn
Ob diese Linie jetzt in 2011 noch steht, konnte noch nicht in Erfahrung gebracht werden. Die Leute kommen ja aus Kabul nicht heraus. Langnasen mit Autos ankamen in denen ja so viele Plätze frei waren - welche Verschwendung! Wie reich die sind!
Kaum zu glauben, aber die Lorry
kam aus der Wüste. Er war tagelang
unterwegs und musste nun an der
Tank-e-tel Benzin fassen, sagte der
Fahrer auf Paschtu. Natürlich nicht
nur im Tank sondern auch in
mehreren Fässer.

Da immer etwas kaputt ging und die
Kühlung bei über 60°C in der Wüste
bei der Fahrt besser war, gab es
keine Motorhaube mehr. Vielleicht
musste der Fahrer sie auch mal
unter die Räder packen weil er
irgendwo im Sand fest saß.
260 harte Kilometer nördlich
Kabuls erreicht man Doschi. Von
hier 100 km weiter nach Norden
kommt man nach Kunduz und nach Nordwesten führt eine Straße nach Masar - e - Sharif.

Jetzt kann man Doschi auch schon wieder vergessen. Selbst in den entlegensten Ecken Afghanistans war ein so trostloser Flecken selten.
Diese Lorries halten was aus
Nimmt der schon Benzin?
Der König der Landstraße
Ein Dorf am Rande der Wüste
Pause
Wenn es doch nur einmal regnen würde
Wo kommt der Naffer her, wo will er hin?
Stundenlang ist aus dem Auto quasi nichts zu sehen
Eine Tschai-hona, ein Teehaus. Tische sind zum sitzen da!
Aber am nächsten Morgen war der Landrover eingefroren. Der Fahrer mit der Schiebermütze wurde auf den Bazar geschickt um Holz zu kaufen. Unter der Ölwanne wurde ein Feuer gemacht. Der Wagen sprang auch um 9, nicht um 10 und nicht um 11:00 an. Erst Mittags rumpelten die Zylinder, fast schon zu spät um noch über den Salang zu kommen. Wir fuhren doch noch los. Während der ganzen Zeit hatte Azzis telefoniert um herauszubekommen ob der Salangtunnel offen ist. Vergebens.

Bis am frühen Nachmittag kam uns kein Bus, kein PKW, keine Lorry entgegen. Die Sonne schien warm. Die Temperaturunterschiede zwischen Sonne und Schatten sind hoch in der trockenen Luft in Afghanistan. Schmelzwasser lief in den Schatten, fror sofort, der Fahrer wollte bremsen, war aber schon auf dem Eis. Der Wagen drehte sich mehrmals bei dem idiotischen Bremsmanöver und kippte um. Die Bereifung bestand übrigens aus fast profillosen Wüstenreifen.

Nichts kaputt, keiner verletzt. Aber das Dach lag tiefer als die Räder und wir hatten keine Chance, den
tonnenschweren Eisenhaufen alleine wieder aufzurichten. Der Fahrer meinte, vor wenigen Kilometern wären wir an verschneiten Häusern vorbeigekommen und lief los, Hilfe zu holen. Dämlicher Weise hatte er die Schlüssel in der Tasche - der war halt so!

Doch dann kam ein Wolga angefahren. Wer das nicht gesehen hat, der glaubt es nicht: So viele Leute waren in dieser Sammeltaxe! Der Schatten kroch schon gefährlich ins Tal hinein und als er das Auto erreichte, kam auch der Fahrer mit dem Schlüssel zurück. Vorsichtshalber ist sein Namen für immer vergessen...

In Doschi war die Strasse Richtung Salang gesperrt; nachts sowieso. Zum Übernachten gab es in dieser Weltstadt auch nichts und so ging es die 100 km nach Kunduz weiter. Azzis als Cheftechniker des Wasirat-e- Moqaberat (Postministerium) kam beim Bürgermeister unter, der mir zu Heiligabend eine Kola (bestickte, runde Kappe) schenkte und eine nette ältere Schneiderin vom DED (Deutscher Entwicklungsdienst) freute sich, unverhoffter Weise Weihnachten bei mittlerweile minus 50°C mal nicht alleine sein zu müssen.

In der trockenen Bergluft und im Sonnenschein benötigt man nicht mal Handschuhe. Dicker Schnee lag in Kunduz beim Spaziergang mit dem Bürgermeister am nächsten Tag. Pferde waren das Haupttransportmittel, aber Pferde, die man noch nie gesehen hatte. Sie hatten ein goldfarbenes Fell - mit Locken. Kurze aber dichte und geringelte Locken wie Karakulschafe sie haben. (Die Bilder aus dem Norden werden noch gesucht!)

Laut Reisebericht waren die als vermisst gemeldeten Personen am 27.12. wieder in Kabul - bei +20°C am Tage und frostfreien Nächten!


Steinwüste auf 2000 m Höhe
Das Wahrzeichen von Kandahar, der Mammutberg

Taschkurgan

Eisenwarenhandlung mit
Selbstbedienung.

Das gesamte Sortiment der
landesweit berühmten Waren aus
Taschkurgan!
Der Kundenandrang nach der
Eröffnung des Warenhauses heute morgen war wieder einmal immens!

Eigenartigerweise waren alle
Altertumsforscher schier verrückt
danach diesen Bazar zu sehen.

Es ist der einzige überdachte
Bazar von Afghanistan! Toll, was?


Dienstreise - man erlebt ja sonst nichts

Masar - e - Sharif

Ein genauso trauriger Ort auf dem
Weg nach Masar-e-Sharif ist
Taschkurgan. Zwei Dinge retten
den Ort vor dem Vergessen: einmal die Werkzeugherstellung und der überdachte Bazar.

Hier stellten Handwerker die
schärfsten Messer des Landes her
- aus dem Stahl alter
Lastwagenfedern.

Federstahl ist hart, rostet nicht und
lässt sich gut schleifen. Der
Lederriemen um die Achse des
Schleifsteines treibt ihn an und ein
Holzgriff ist schnell geschnitzt. Also wurden immer von den Afghanen an Bord, Messer in Doschi gekauft und nach Kabul für Freunde und Familie mitgebracht.

Wie gesagt, die Aufname wurde nur
gemacht weil einmal in 3 Jahren
hier keine 50 bis 60° C auf dem
Boden herrschten.
Beinahe das endgültige Ende
einer Dienstfahrt.

Das endgültige Ende. Die Nacht in
der leichten Kleidung auf der
Straße zwischen Masar-e-Sharif
und dem Salang hätten die Drei
auf den Bildern nicht überlebt.
Es war der 23.Dezember und in
der Nacht vorher war der
Landrover in Masar bei -45°C
eingefroren. Der Frostschutz
reichte so bis -30° C.

Bei der Abfahrt in Kabul war noch
richtig schönes Herbstwetter und
wie das Wetter hinter dem
Hindukusch sein würde, war auch
für die Afghanen nicht zu erfahren.

Die Überraschung kam erst bei
der Ausfahrt auf der Nordseite des
Salangtunnels - da pfiff ein eisiger
Schneesturm. Da kippte die Mühle
das erste Mal auf dieser Reise
um.

Ein Bus hielt an, 20 Afghanen
sprangen heraus und der Wagen
stand wieder auf den Rädern ohne
auch nur in der Schneewehe eine
einzige Beule bekommen zu
haben.

In der Nacht vorher war es in dem
ungeheizten Raum der
Vermittlungsstelle so kalt
geworden, dass vorsichtshalber
die Flasche Whisky mit in den
Schlafsack kam. Der friert nämlich
bei ca. -24° C ein. Masar hatte
alles, nur kein Stromnetz.

In dieser Nacht heulten auf dem
Hof die Wölfe. Man sah sie auch
am Tage in der Ebene zum Amu
Daria hin, kam aber auch mit dem
Auto nicht nahe an sie heran. Sie
kannten die Reichweite von
Gewehren.

Natürlich wollten wir Weihnachten
zuhause in Kabul sein - zumindest
der Europäer.
Wo wollte der Naffer nur zu Fuß in
der unendlichen Weite hin?

Wetter: s. o.

Verblüffend: Hier in der Steinwüste
sind mehr Menschen ertrunken als
verdurstet. Die Gräben sind vom
Wasser gegraben.

An manchen Stelle sind Wadis
schon mal 3 Kilometer breit. Dabei
muss es da gar nicht regnen. Das
Wasser schießt aus von den weit
entfernten Hängen des
Hindukusches heran, ein paar
Meter hoch. Dann reißt es alles mit.

Unerfahrene 68ger auf dem
Haschtrail nach Nepal samt Zelt
und VW-Bus z. B. Die Leichen
wurden kilometerweit entfernt
gefunden. Brauchbare
Gegenstände hatten sie nicht mehr
bei sich. Sie hatten nicht bemerkt,
dass sie mitten im Wadi übernachtet
hatten.

Alle 30 Jahre regnet es sogar mal
im Hindukusche heftig und die
Steinwüste kann kein Wasser
aufnehmen.
Eines der Teehäuser an der Straße,
Tschai chonna oder Chai chona in
der Umschreibung. Tisch und Stuhl
braucht man nicht. Traditionell sitzt
man ja auf dem Boden, oder, wenn
es nicht geht, auf so einem
Tschorpoi, einem "Vierbein". Hier ist
ein Kelim aufgelegt, ein oft sehr
hübscher Webteppiche. Besser ist
natürlich ein dicker, geknüpfter
Gebrauchsteppich, ein Mauri oder
ein Daulautabad in Granatapfelrot.
Aber die sind teuer.

Diese Art von Dörfer mit den runden
Dächern auf den Lehmhäusern sind
typisch für die Gegend um
Kandahar. In nur noch 1000 Meter
Höhe ist es viel heißer als in Kabul.
Die Sandwüste beginnt südwestlich
von Kandahar und reicht bis in
Pakistan und Iran hinein: die große
Salzwüste, brutal und ohne Weg.








Runde Dächer geben der
erbarmungslos scheinenden Sonne
die geringste Angriffsfläche.










Auf diese Berge wartet man auf den
unzähligen Fahrten von Kabul nach
Kandahar. Sieht man die Berge, ist
es nicht mehr weit und der ratternde
Motor der VW-Busse ist endlich
nach Stunden nicht mehr zu hören.
Der rechte Berg mitten in der
Steinwüste ist das
Erkennungszeichen, ja das
Wahrzeichen von Kandahar. Er hat
die Form eines Mammuts.








Das Wahrzeichen von Kandahar
aus der Nähe: Der Berg, der
aussieht wie ein Mammut.

Hier haben die Amerikaner ab 1960
die Wege gebaut und Aufforstungen
versucht. Das Bild ist von 1972. Da
ging es den Paschtunen hier noch
richtig gut.

Währe schon interessant mal zu
sehen, ob die Taliban in idiotischer
Religionsauslegung den Berg nicht
gesprengt haben. Könnte ja Allah vielleicht nicht gefallen...
Meistens wurde nur das Chassis
und der Motor der Lorries aus dem
Ausland eingekauf und die
Aufbauten wurden selber
zusammen gezimmert. Fast immer
waren es zuverlässige Bedfords.
Riesige Federpakete aus
Blattfedern erlaubten gewaltige
Zuladungen.

Mit der Elektrik und der Beleuchtung
haperte es. Ein Scheinwerfer
leuchtete immer den Mond an. Und
deswegen sollte kein Europäer hier
nachts fahren, was sich aber nicht
immer vermeiden ließ. Anfang der Siebziger Jahre begegnete einen manchmal auf 100km nur ein Auto, nachts waren noch weniger unterwegs. Aber wenn!
Weit hinten am Horizont leuchtete
ein Scheinwerfer schräg in den
Nachthimmel. Plötzlich war das
Licht aus. Hatte die Lorry
angehalten? In der endlosen Ebene
vergaß man den Laster, aber nur,
bis er ohne Licht auf der falschen
Straßenseite frontal vor dem
eigenen Auto auftauchte!

Er kam aus Pakistan und fuhr
immer noch links. Wir sind davon
gekommen, er fuhr in den Graben,
ohne weitere Schäden.

Unter Verfluchung der
Geschlechtsteile aller seiner
männlichen Vorfahren zurück bis
Dschinges Khan sollte er verprügelt
werden. Die Faust war schon
erhoben und sollte voll Zorn mitten
in seinem Gesicht landen.

Doch auf die Frage, warum er das
Licht ausgemacht hatte, antwortete
er zitternd auf Farsi: "Allah hat mir
doch den Mond geschickt..."

Er kam davon.


An welches Tier mit zwei Höckern
erinnert nur dieses hübsche
Gebiss?
Masar - e - Sharif war und ist die heiligste Stadt im Land. Sie wird beherrscht von der jadegrünen Kuppel der Moschee. Sie ist Ali gewidmet, dem Schwiegersohn von Mohammed. Aber vielleicht liegt hier nur der halbe Ali begraben. Die Stadt Nadschaf im Irak behauptet nämlich, der wahre Hüter Alis zu sein. Wer wird sich da schon einmischen wollen?

Unter der Haupthalle, die wir einmal dank der afghanischen Counterparts betreten durften, liegt der heilige Schrein Alis, des 4. Kalifen. Dieser ist der Patron und das Heiligtum der Schiiten im ansonsten streng sunnitischen Afghanistan.

Masar - e - Sharif war damals die viertgrößte Stadt (nach Kabul, Herat und Kandahar) des Landes: mit damals sagenhaften 40.000 Einwohnern. Alle Dias werden krampfhaft gesucht. Wo sind die nur? Kunduz, Masar, Balch - der gesamte fotografierte Norden ist im Archiv verschwunden - oder verloren gegangen.

Diese seltsame Starkstromleitung mit sandgefüllten, übereinander gestapelten Benzinfässern gab es nördlich von Masar - e - Sharif auf dem Weg zum Amur Dari, dem Grenzfluss zum damals noch Sowjetischen Reich. Um da hinzukommen und auch noch zu angeln brauchte man schon ein "maktub", einen Brief vom Gouverneur. Viele durften da nicht angeln, auch keine Afghanen. Die Leute erzählten von wahren Monsterwelsen im wegen andauernder Zwischenfällen nicht befischten Grenzfluss. Der hier gefangene Wels hat schon ausgereicht, denn er hing an einer ganz dünnen Angelleine.

Aber wer hat schon im Kalten Krieg als Westberliner im Amur Dari geangelt?
Schön war das Land vor den Revolutionen. Das Leben lief in ruhigen Bahnen. Mögen die Menschen nach unseren Definitionen zwar arm gewesen sein, aber hungern musste keiner in Afghanistan.

Schade, dass die Russen in ihrer Gier nach einem eisfreien Hafen hier eingefallen sind. Schade, dass religiöse Eiferer das Land ins Jahr 622 n. Chr. zurückbomben wollten und es beinahe geschafft hätten.

Schade, dass die Amis und die Deutschen den gleichen Fehler wie die Russen gemacht haben.

Schade um Afghanistan!.







Balch

Das Dorf Balch im Jahr 1971
Balch (oder auch Balkh - als Umschreibung der unnachahmlichen Kehllaute der Persischen Sprache) dürfte heute so um die 12.000 Einwohner haben. Die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz ist Masar-e-Sharif. Das dieses kümmerliche Dorf 20 km westlich von Masar-e-Sharif einmal eine der berühmtesten Städte, ja die "Mutter aller Städte" auf der Erde war, ist schwer nachzuvollziehen.

Balch, damals Baktra genannt, war einmal die Hauptstadt Baktriens (900 v. Chr.). Die Gegend hier war so fruchtbar und dicht besiedelt, dass es das "Reich der 1000 Städte" genannt wurde. Berühmt war Baktrien am Rande der großen Steppen für seine Pferdezucht. Der große persische König Kyros II. eroberte es 538 v. Chr., Alexander der Große 330 v. Chr. Er heiratete hier aus politischen Gründen die wunderschöne Roxane, eine Prinzessin vom Oxus (?). Hier gehen die Quellen auseinander. Die einen meinen, die Ehe wurde nie vollzogen, weil er seine Soldaten vorzog, die anderen behaupten, es gab einen Sohn. Wie auch immer, Roxane, mit oder ohne Sohn, wurde nach Alexanders Tod von den Diadochen ermordet.

In der ersten Hälfte des 1. Jahrtausend wurde wahrscheinlich Zarathustra hier als Sohn eines Landbesitzers geboren und wirkte hier. Um 2000 v. Chr. war es das Gebiet der Arianer. Sie kamen aus den im Norden liegenden unendlichen Steppen. Die Afghanen waren immer stolz darauf, unsere Vorfahren zu sein, da wir uns den Ariern zurechnen. Von den Arianern ist eine Sammlung (die "Vedas") von Gesängen und Hymnen überliefert. Nicht gesichert ist die Annahme, dass es 3000 v. Chr. eine der ersten Universitäten in den riesigen Lehmmauern am westlichen Stadtrand des heutigen Balchs gegeben hat.

Die zerfallende Moschee mit der grünen Rippelkuppel aus der Timuridenzeit (1363 bis 1506, 1365 bis 1405 beherrschte Timur-i-Lenks Mittelasien) ist im Vergleich zum historischen Balch oder Balkh 3000 v. Chr. fast schon jung zu nennen.

Als 1979 die Russen einmarschierten, mussten die Ausgrabungen in Balch unterbrochen werden. Aber der russische Archäologe Victor Sarianidi setzte sie fort und fand in einem Frauengrab soviel Gold wie in den Grabbeigaben Tutanchamuns. 20.000 Gegenstände aus purem Gold. Das "Gold von Baktrien" verschwand in Eile in den Kriegswirren Richtung Kabul und war verschwunden ehe dieser sensationelle Fund richtig ausgewertet werden konnte.

Wie durch ein Wunder tauchte es 2002 wieder auf. Wächter der afghanischen Nationalbank hatten es vor den Taliban jn der Bank versteckt. Mal sehen: Eintausend Jahre und 100.000 Morde weiter ist vielleicht Balch mal wieder Mittelpunkt der Geschichte...

Die Moschee in Balch im Jahr 1971

Eine besondere Geschichte

Nomadenzelte
Was aussieht wie die Zelte reicherer Kutschis (Nomaden) ist schlichtweg ein - Puff! Freudenhaus kann man ja nicht sagen - Freudenzelt? Angeboten wurden Mädchen so zwischen 10 und 13 Jahren, möglichst jung jedenfalls. Muslime mögen es jung, vor allem Märtyrer wie jeder seit dem dänischen Karikaturenstreit von 2006 weiß.

Ist doch bekannt: Zwei Märtyrer kommen in den Himmel. Einer bekommt 2 und der andere 72 Jungfrauen. Die Antwort nach der Beschwerde: Der kam ja auch in 72 Teilen da oben an. Schade, dass es keinen Humor im Islam gibt! Diktaturen mögen auch keine Witze auf ihre Kosten. Ja, ja! Der Witz ist bewusst schlecht erzählt. Nicht etwa aus Angst vor verbohrten Orthodoxen. Werden aber durch die vielen so sinnlosen Selbstmordattacken nicht doch mal die Jungfrauen da oben knapp?

KANN DENN DEN JUNGS KEINER MAL SAGEN, DASS SEX MIT EINER REIFEN FRAU MEHR SPASS MACHT ALS MIT EINER DÜRREN, UNERFAHRENEN JUNGFRAU?

Aber bei dem Zelt da auf dem Bild war alles anders als bei den vielen anderen Nomadenzelten im Lande: Unverschleierte (die Frauen der Kutschis brauchen keine dämlichen Schleier tragen!) Frauen standen davor und winkten heftig. Das hatten wir noch nie gesehen. Sie boten uns Tee und ein ganz junges, dürres Mädchen an, grausam geschminkt und dreckig. Stolz zeigte uns die Kleine ihre glitzernde, billige Armbanduhr und den Tand, den man ihr um den Hals gehängt hatte. War peinlich, da wieder raus zu kommen. Männer waren in der Gegend übrigens nirgends zu sehen.

Doch etwas verwirrt bestürmten wir später unseren Counterpart. Assis Khan bestätigte uns dann, dass solche Einrichtungen seit Jahrhunderten gang und gäbe waren. Weit außerhalb einer Stadt durften die Kutschis in diesem Gewerbe ihre Zelte aufschlagen. Sie mussten nur weit genug weg sein, dass arme Leute aus der nächsten Stadt die Zelte nicht zu Fuß erreichen konnten. Wer aber ein Pferd oder ein Reitkamel und damit Geld besaß, der war herzlich im Zelt bei den kleinen Mädchen, die ja so "jungfrauenähnlich" waren, willkommen.

Darüber sollte man nicht richten. Eine Braut kostete viel Geld. Wie sollte ein Mann so viel Geld für eine Braut in einem Land, das von karger Landwirtschaft geprägt war, zusammen bekommen? Seine Triebe vor dem 40sten Lebensjahr konnte er sonst nur an einem anderen Mann auslassen. Was sagte ein afghanischer Büroangestellter? "Endlich Frau, nur 6 Kinder, dann kaputt!" Er war so um die 50. Genauer wusste er es, wie üblich, selbst nicht.
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