Afghanistan


Es war eines der schönsten Länder der Welt

Afghanistan
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Von Kabul in Richtung Osten

Von Kabul aus über die trockene, staubige Ebene in Richtung Osten versperren nach 20 km Berge den Weg. In den Sechziger Jahren projektierten und bauten Deutschen und Österreichern (?) hier eine kühne, kurvenreiche Straße mit vielen Tunneln entlang des Kabulflusses hinunter in ein wild zerklüftetes Tal. Der Höhenunterschied ist für Afghanistan nicht gewaltig. Es sind nur so um die 1000 Meter. Und doch: es ist eine der schönsten Gebirgsstraßen der Welt; jedenfalls für den Autor.

Von Kabul nach Ghazni sind es 150 km. Weiter nach Kandahar sind es 564 km. Die Straße wurde in den 60er Jahren von den Amerikanern gebaut - die Russen waren ja nur an Nord-Süd-Verbindungen interessiert, um das
Land mal erobern zukönnen, was ja gründlich schief ging.

Beim Straßenbau in Afghanistan ging so manches schief. Brannte doch damals, als alle Straßenbauten abgerechnet werden sollten, zufälliger Weise ausgerechnet das Arbeitsministerium ab! Sind die nicht sympathisch, die Jungs?
Die tote Stadt. Die Lebensbedingungen waren doch zu hart hier.
Der König der Landstraße
Diese Lorries halten was aus
Nimmt der schon Benzin?

Ghazni, Höhe 2183 Meter

Die Tangi Garu windet sich durch wildes Gebirge. Links geht es nach Kabul (aus Google Earth).
Keiner von uns konnte den Stahlmast anfassen. So heiß war der!
Pause
Dieses für hiesige Verhältnisse kaum bemerkenswerte Bergmassiv liegt an der südlichen Seite der Hochebene, auf der Kabul liegt, kurz vor der Schlucht Tangi Garu. Die Aufnahme entstand im Winter auf der Rückfahrt vom Baden im Kabulfluss ca. 100 km östlich von Kabul. Die Sonne geht gerade unter und hier oben ist es kalt. Die Freunde waren an diesem Tag 30 km weiter westlich an der Straße nach Kandahar - zum Skilaufen.
30 km hinter Kabul, vor der Kulisse des Hindukusches, liegt das erste Serail rechts neben der Straße nach Kandahar - oder jedenfalls das, was noch übrig geblieben ist. 30 km sind genau die Tagesleistung einer Karawane. Diese fanden hier Unterkunft, Wasser, Essen und Schutz für Mensch und Tier. 

Das ganze Land war in diesem Abstand von den aus Lehm gebauten Karawanenhotels entlang der Haupthandelsrouten überzogen. Es ist eines der gelungensten Bilder mit dem schneebedeckten Hindukusch im Hintergrund und dem Größenunterschied Mensch und Kuh und den Ausmaßen des Serails aus vergangener Zeit.

Tangi Garu

Durch diese Tal verlief die Straße
nach Kandahar. Kabul liegt 1791 m
hoch wie die Straße hier. Der
Standort des Fotografen liegt auf
ca. 3000 m mit Blick nach Norden.
An diesem Nordhang hatten sich
die Deutschen vom Technikum
Kabul in einer kleinen Hütte einen
stationären VW-Käfermotor
aufgestellt. An den Sonn- und
Freitagen im Winter zogen sie so
die Skifahrer an Stahlseilen auf den Hang nach oben.
Durch die Schlucht der Tangi Garu führt die einzige
richtige Straße, auf der man Kabul in Richtung Osten
verlassen oder erreichen kann. Eine wichtige
Verbindung Richtung Pakistan. Über diese Straße
kommen alle Güter, die per Schiff nach Karachi
kommen und für Kabul bestimmt sind. Dann wird die
Fracht auf die Bahn verladen und 2000 km nach
Norden bis Peshawar gebracht. Von dort geht es die letzten 300 km per LKW über den Khyberpass und
durch die Tangi Garu nach Kabul - jedenfalls in
Friedenszeiten.

Durch die Schlucht windet sich der Kabulfluss.
Zwischen Peshawar und Rawalpindi fließt er dann in
den Indus. Das Wasser, das er hier führt, kommt aber
nicht aus der Stadt. Da ist er meist ausgetrocknet.
Ist schon ein abenteuerlicher Verlauf, den die Straße in der Schlucht an vielen Stellen nimmt.

Mahipar - die Wasserkraftanlage (WKA) in der Tangi Garu

Das Wehr oberhalb der WKA Mahipar enthält eine kleine Wasserreserve für kurze Spitzenlasten. Rechts im Berg fällt das Wasser dann 334 m in die Tiefe auf die Turbinenschaufeln. Die „Betonschwergewichtsmauer“ ist 20 m hoch. Die installierte Leistung beträgt 3 x 22 MW. So steht es auf der Seite der Erbauerfirma.
Nach einigen Kilometern hat der
Kabul schon soviel Wasser
angesammelt, dass die Deutschen hier zusammen mit dem Straßenbau ein kleines
Wasserkraftwerk hingebaut haben: Mahipar.

Hätten sie es mal gelassen. Es war eine grandiose Fehlplanung, wurde damals gemunkelt. Der Fluss führt zuviel Sand mit und der zerschlägt immer wieder die Turbinenschaufeln. Für ein großes Wasserbecken, in dem sich der Sand absetzen kann, ist kein Platz in der Schlucht. Da hatten die Firmen ein ziemliches Problem.
Eine Begegnung am frühen
Morgen. Bauern bringe wohl ihre
Ware auf den Markt nach Kabul.
Sie müssten noch 3 Tage laufen
um die Stadt zu erreichen. Aber
warum sind unverschleierte
Kutschifrauen dabei? Die Zelte
brauchen sie ja zur Übernachtung.
Für Normaden ist die Karawane zu
klein. Auch fehlt das Vieh...

Der Hund sieht aus wie ein Wolf.

Fotografieren war nicht gerade
erwünscht - da flogen schon mal
Steine.

Mai 2018

 Wenn die (nachlassenden) Kenntnisse in Farsi dari nicht täuschen, heißt Mohi - Fisch und par - Quelle (?)

Die Kavernen

Auf der Aufnahme vom Bau ist einer der beiden Sandfang - Kavernen von Mahipar zu sehen. Das Bild entstand 1966 und wurde von Herrn R. zur Verfügung gestellt.
Heute würden man bestimmt an dieser Stelle mit dieser Technik so eine Anlage wohl nicht mehr errichten.
Nachdem sich schon vor 2-3 Jahren der Sohn des Straßenbauers (um 1960) bei mir gemeldet hatte, sein Wissen darüber aber hier nicht zur Verfügung stellen wollte, meldete sich zu meiner Freude Herr R. aus Trier.

Er war am Bau der relativ kleinen Wasserkraftanlage (WKA - neu gelernt) in der Tangi Garu beteiligt. Er hat Anlagen in aller Welt gebaut. Gestolpert ist er über den Text oben, dass die 100 Millionen DM „in den Sand“ gesetzt sein sollten. Das WKA wurde 1966 fertig gestellt, lief aber 1970 nicht mehr und in Kabul wurde es so erzählt.

Schlägt man jetzt bei Mr. Google nach, kommt unter „Sarobi“ die die Meldung, die WKA sei wegen Wassermangel abgeschaltet (undatiert). Auf der Seite Deutsche Zusammenarbeit mit Afghanistan ist zu lesen, der Auftraggeber sei das  Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Die Durchführung lag bei der KfW. Die Rehabilitierung der WKA Sarobi und Mahipar erfolgte von 2002 bis 2014. Ersatzteile wurden von 2013 bis 2017 eingebaut.

Im Kanal in der Sohle sammelt sich der Sand. Er muss regelmäßig durch Öffnen von Schiebern am Auslauf in den Fluss unterhalb  der Anlage geleitet werden und darf natürlich nicht auf die Turbinenschauifeln kommen - was scheinbar von Anfang an schief lief.

Nur das Wasser oberhalb der Kanäle ohne Sand darf dem Antrieb dienen.

Durch die komplizierte und anspruchsvolle  Bedienung ist wohl das Projekt lange Zeit nicht optimal gelaufen. Aber Ausbildung von einheimischen Fachleuten ist in Afghanistan immer ein großes Problem gewesen. Man darf nicht vergessen wie lange hier der Krieg schon tobt.

Das die westlichen Firmen von 2002 - 2017 hier Fachleute herbekommen haben, ist schon ein Wunder. Wie oft ist in dieser Zeit das alte Interkontihotel überfallen worden. Es gab dabei viele Tote. Alleine der Weg in die Tangi Garu außerhalb Kabuls ist ein Wagnis. Die Schlucht kann ja mit einem einzigen Gewehr beherrscht werden. Und die Taliban sind in keiner Weise daran interessiert, dass es den Hauptstädtern gut geht und sie Strom haben.
Wir nannten den Dukan
"Woolworth" Er hatte alles, was
Afghanenherzen auf Reisen höher
schlagen ließ - sogar rote Tücher
als Mitbringsel für die Familie
daheim. Klingesdraht, Nüsse,
Zwiebeln, Knoblauch, Munition,
Lederriemen, Süßes....

So ein Dukan ist der Traum eines
jeden Afghanen. In der Mitte
drinsitzen, auf Kundschaft warten
und kräftig handeln und feilschen.
Und er wusste alles über den
Zustand der Straße von den
Reisenden! Was brauchte er
Telefon...
Dann, viele Stunden eng
aneinander gepresst im VW-Bus
bei der Weiterreise zwischen der
Entscheidung entweder zu
ersticken oder zu erfrieren - dabei
kann Reisen so schön sein...
Alte Serails und Festungen
bestimmen das raue Bergland
Ghaznis und der gleichnamigen
Hauptstadt. Nicht minder rau sind
auch heute noch seine Bewohner.
Zumindest ein verblendeter Teil
davon.
Mahipar - Die Wasserkraftanlage in der Tangi Garu
Azzis, der Cheftechniker (links) und
der Bürgermeister von Ghazni.
Oder war es gar der Gouverneur?
Die Einladung zum Essen von ihm
waren gefürchtet und man durfte
sie ja nicht ablehnen. Es dauerte
Stunden, bis der gerade
eingefangene Gockel auf den
Boden (man saß im Schneidersitz
auf der Erde) kam. Der war meist
so zäh, dass schwere Muskelkater
im Kiefer noch lange anhielten.

Derweil aßen die Afghanen einen
riesigen Teller mit frischen
Knoblauchzehen mit Salz als
Vorspeise auf.
Die 3 Bilder sind von Joseph, einem Kollegen von Peter, der bis Januar 2007 in Kabul war. Sie sind vom Dezember 2003. Sie zeigen die Straße in ziemlich schlechtem Zustand. Sie soll aber 2007 eine neue Teerdecke bekommen haben.

Interessant die gemauerte Tafel. Demnach ist es verboten, Mörsergranaten, Minen, Handgranaten usw. nach Kabul reinzubringen: Wer hätte das gedacht!
Sei es durch krurse
Religionsauslegung oder
schlichtweg aus krimineller
Energie. Hier wurden Mitte 2007
die Südkoreaner gefangen
genommen und zwei von Ihnen
und ein Deutscher ermordet. Ihr
Verbrechen? Sie wollten den
Afghanen helfen.

Ghazni war bei den Afghanen für
die Produktion von Süßigkeiten
berühmt. Hier wurdensie verkauft.
Vorne rechts in den drei Körben
liegen gezuckerte Maulbeeren,
köstlich zu Tee: zerkauen und den
Tee rüber laufen lassen. Die grell gefärbten Süßigkeiten waren damals eher nicht nach dem
Geschmack von uns Europäern.

Obwohl, man kann es nicht wissen, vielleicht lag es auch nur am Klima. Die Vielfältigkeit der Süßigkeiten ist derart groß, sicherlich wären sie eine Bereicherung im
Süßigkeiten Großhandel, zu mindestens im Internet.

Viele der angebotenen Süßigkeiten beinhalteten neben Zucker unter anderem auch Pistazien und vereinzelt sogar weißen Nougat, der in Afghanistan (und mittlerweile auch in Deutschland) unter dem Namen Halva bekannt ist. Halva ist seit Jahrhunderten bei den Afghanen eine beliebte, wenn auch für die meisten nur zu besonderen Anlässen gereichte Süßigkeit.
Einer der vielen Tunnel der Tangi Garu
Wohl in keinem Haus fehlten diese Produkte, billig hergestellte Massenware aus Pakistan. Hier in einem Dukan auf dem Bazar von Ghazni. Früher wurde der Reis in reicheren Familien auf schön verzierten und verzinnten Kupferplatten auf den Boden in die Mitte des Raumes gestellt. Heute mussen die großen Schalen aus Alu den kunstvoll zu einem Kegel aufgeschichteten Reis aufnehmen.

Der Kabulriver am Ausgang der Tangi Garu

Dann öffnet sich das Tal. Wie lange wird der Fluss wohl gebraucht haben, diese Geröllmassen abzulagern? Das Wasser ist kristallklar und trinkbar, jedenfalls für die Nomadenfrauen. Das
kräftige Rot der Kleidung ist weithin zu sehen.

Das soll es auch, signalisiert es doch: Ich bin unverheiratet. Und mein Vater will auch nur 13 weiße Reitkamele für mich…

Von Ghazni nach Kandahar

Ab hier wird der Fluß richtig schön. Er hat nicht mehr die schwarzen Wasserreste, die in Kabul zu sehen sind.
Die Straße führte jetzt auf den
Sairobistausee zu und an der
letzten Biegung oberhalb des
Sees...

Frühjahr. Der grüne Schimmer istbald wieder weg
... gab es den schönsten Ausblick in ganz Afghanistan: Der Blick über zerklüftetes Bergland mit Blick auf das Suleimangebirge im Hintergrund. Das Bild ist im Frühjahr gemacht. Der grüne Schimmer hält nur wenige Wochen an.

Dort in den Bergen, an der
pakistanischen Grenze, hätten die Amis beinahe Osama bin Laden in Bora Thora erwischt.

Der schönste Ausblick auf der Fahrt nach Sairobi
Hier gibt es nur wenig fruchtbares Land

Sairobi

Wenige Tage später hat die Sonne die Landschaft schon wieder verdörren lassen. Nur noch die Felder, die bewässert werden, sind in der absolut baumlosen Landschaft grün.

Reist man von Kabul nach
Kandahar bemerkt man den Pass
bei Ghazni gar nicht. Was sind in
Afghanistan schon 400 m
Höhenunterschied.

Da die Hochebene von Kandahar
auf 1010 m liegt, ist der Pass auf
der Rückfahrt nach Kabul schon zu merken, wenn die ca. 1200 m
Unterschied nicht beeindrucken.

O.k., das Bild sieht nichts aus und
doch war es hier oben im Winter auf dem Pass bei Ghazni etwas ganz besonderes und einmaliges:
Es herrschten 50°C - aber MINUS!
Wir maßen die Temperatur verblüfft
zweimal und mit zwei
Thermometern. Es blieb dabei:
minus 50°C! Zum Glück hatten ja
die VW-Motoren Luftkühlung.

Verwunderlich ist noch etwas
anderes: Man braucht, ist man nur
kurze Zeit draußen, nicht einmal
Handschuhe. Die Luftfeuchtigkeit ist so gering und es weht keinerlei
Wind, der der Haut wehtun könnte.
Jahre lang sah man hier immer nur
blauen Himmel. Wären da nicht die
Wolken, wäre die Canon F1 nie
hervor geholt worden.

Irgend wie war Stimmung an den
Mautstellen wie hier eine ganz
besondere. Reisende in
aufgelockerter Stimmung, Hitze
flimmert über der schattenlosen
Landschaft, Aufbruch und fast
schon Ausgelassenheit - das alles
blieb in Erinnerung. So, als wenn
man es noch mal erleben möchte,
wie Fernweh...
Auf der Landzunge links der Mitte des Bildes liegt der kleine Ort Sairobi. Von Kabul aus bis hierher sind es 80 km. Es war kein Ort, wo man freiwillig anhielt. Doch die Landschaft ist atemberaubend schön. Das Bild ist im Spätsommer gemacht. Der See hat kaum Wasser.
Die folgenden 6 Bilder sind alle von der Mitte des südlichen Seeufers aus aufgenommen worden.
An der Farbe und an der Form der
Turbane und nicht zuletzt an der
Würde der beiden Männer sind die
Mullahs - damals friedliche und
sympathische Gelehrte - zu
erkennen.







Eines der wenigen kleinen Dörfer
am Rande der endlosen Straße.

Hier geht der Blick von der Mitte
des Südufers des Sairobistausee
direkt nach Norden.

Am gegenüberliegenden Ufer die
"Tote Stadt". Nicht einmal unsere
Afghanen konnten uns sagen, wie
lange die Stadt schon verlassen
war.


Drei Bergketten hinter einander,
jede hat eine andere Farbe. Man
hat gemunkelt, dass der rote Berg
aus purem Eisenerz von
ungeheuerer Konzentration ist, mit
höherem Gehalt an Eisen als in
Schweden.

Da es aber keinerlei Infrastruktur,
keinen Meter Eisenbahn, keinen
Hafen (außer Karachi in 2000km
Entfernung und in einem anderen
Land) gibt: Wie soll man da Erz
abbauen? Zum selber verhütten
fehlt auch noch die Energie, so
wird es wohl noch lange dauern,
bis sich der Abbau mal lohnt.

Blickrichtung Nordwest. Am linken
Bildrand windet sich die Straße in
Richtung Tangi Garu, zurück nach
Kabul.
Die Aufnahme vom Panzer ist
wieder von 2003. Die Russen
haben ihn stehen gelassen,
bestimmt nicht freiwillig. Es muss
ungefähr die Stelle sein, wo der
Saluki steht.
Wieder eine der Mautstellen mit
Chai honas, Kebabbuden,
Teehäusern und
Erfahrungsaustausch.

Erstaunlich war, mit wie wenig
Gepäck Afghanen im Land
unterwegs waren. Meistens hatten
sie nur ein Tuch oder eine Decke
und sonst nichts. Ohne Decke ging
es nicht. Sie diente als
Gebetsteppich, zum Wärmen im
Winter, zum Schlafen.
Blickrichtung Nordwest. Am linken
Bildrand windet sich die Straße in
Richtung Tangi Garu, zurück nach
Kabul.
Die Aufnahme vom Panzer ist
wieder von 2003. Die Russen
haben ihn stehen gelassen,
bestimmt nicht freiwillig. Es muss
ungefähr die Stelle sein, wo der
Saluki steht.
Unverheiratet, aber bestimmt schon versprochen. Ein Onkel wird sich, wenn das Mädchen so 10-12 Jahre alt ist, mit der Familie schon über den Brautpreis einig geworden sein. Spätestens mit 15 oder 16 wird sie einen Mann haben, den sie nie vorher gesehen hat und der so viele Kinder wie möglich bekommen will. Der Autor war mal Zeuge eines solchen Brautkaufes.
Einmal, auf der Rückfahrt nach
Kabul, rasteten Nomaden am
östlichen Ufer des Sairobisees. Die
Sonne stand schon tief und warf
lange Schatten.

Da erwachte das Leben zwischen
den Zelten. Die Kutschis bereiteten
sich darauf vor, ihre Zelte
abzubrechen. 

Wegen der großen Hitze wandern sie nachts. Jetzt im Herbst kamen sie aus dem Norden und zogen über die Berge quer durch das Land in Richtung des Persischen Golf. Dort ist es im Winter schön warm und es wächst Futter für ihre Tiere. Kutschis brauchen keine Straßen. Kaum vorstellbar, dass es heute noch Normaden gibt. Der Krieg seit 1979 hat ihre Wanderungen unmöglich gemacht. Schade. 
Schön war das Land vor den Revolutionen. Das Leben lief in ruhigen Bahnen. Mögen die Menschen nach unseren Definitionen zwar arm gewesen sein, aber hungern musste keiner in Afghanistan.

Schade, dass die Russen in ihrer Gier nach einem eisfreien Hafen hier eingefallen sind. Schade, dass religiöse Eiferer das Land ins Jahr 622 n. Chr. zurückbomben wollten und es beinahe geschafft hätten (oder, 2019 - wenn die Amis abziehen - haben).

Schade, dass die Amis und die Deutschen den gleichen Fehler wie die Russen gemacht haben.

Schade um Afghanistan!.







In etwa die gleiche Ansicht mit Blick
nach Norden. Links in den
Ausläufern des Hindukusch liegt
irgendwo im Dunst Paghman.

Mitten im Dezember 1970 bei
Sonnenuntergang liegt der Rauch
von unzähligen Holzfeuern über
der Hochebne, 30 km westlich der
Stadt.

Kabul hatte damals kaum 400.000
Einwohner. Heute sind es mehr als
3,5 Mio. und die Luftverschmutzung hat ungeheuere Ausmaße angenommen. Es gibt keinen Wind der den Dreck verteilt, ähnlich schlimm wie in Ankara und in Tehran.
Viele Kilometer weiter in Richtung
Ghazni hat sich die Landschaft
immer noch nicht verändert. Die
Straße führt an den Ausläufern des
Hindukuschs entlang.

Hier ist eine der vielen Mautstellen
die es damals auf allen Straßen
des Landes gab.
        BREAKING NEWS                 BREAKING NEWS         
Ungefähr auf der Hälfte des Weges
zwischen Ghazni und Kandahar war eine der vielen Mautstellen. Da hier jeder halten musste, gab es
natürlich Chai honas, Teehäuser.

Die damaligen VW-Busse kamen ja
nicht über 100km/h hinaus und
jeder war froh, eine Pause einlegen
zu können, das Röhren des Motors
eine Weile nicht hören zu müssen.

Dafür dröhnten kleinste, aber älteste Musikanlagen bis zum Anschlag aufgedrehte und total verzerrt die neusten Schlager aller
Nachbarländer in uns so fremden
Tonfolgen-nervenaufreibend. Aber
wenn die Musik nicht da war, fehlte
etwas...

Viel hatte der Batscha ja nicht
anzubieten und es war schwer, ihm
etwas abzukaufen. Diese Jungens
gab es überall. Sie waren nie
aufdringlich und bettelten nicht.

Neugierig aber waren sie wenn
Ob diese Linie jetzt in 2011 noch steht, konnte noch nicht in Erfahrung gebracht werden. Die Leute kommen ja aus Kabul nicht heraus. Langnasen mit Autos ankamen in denen ja so viele Plätze frei waren - welche Verschwendung! Wie reich die sind!
Kaum zu glauben, aber die Lorry
kam aus der Wüste. Er war tagelang
unterwegs und musste nun an der
Tank-e-tel Benzin fassen, sagte der
Fahrer auf Paschtu. Natürlich nicht
nur im Tank sondern auch in
mehreren Fässer.

Da immer etwas kaputt ging und die
Kühlung bei über 60°C in der Wüste
bei der Fahrt besser war, gab es
keine Motorhaube mehr. Vielleicht
musste der Fahrer sie auch mal
unter die Räder packen weil er
irgendwo im Sand fest saß.
Wie gesagt, die Aufname wurde nur
gemacht weil einmal in 3 Jahren
hier keine 50 bis 60° C auf dem
Boden herrschten.
Das Wahrzeichen von Ghazni ist
die Burg. Die Aufnahmen sind von
1971. Damals nutzte das Militär die
Festung.

Heute hat Ghazni knapp 50.000
Einwohner, mehr als die Hälfte sind
Tadschiken. Um so mehr
verwundert, dass gerade hier die
Taliban so ungestört ihr Unwesen
treiben und mit den Geiseln (1
Deutscher, 23 Südkoreaner) in den
umliegenden Bergen
Zentralafghanistans verschwinden
können. Vor 1000 Jahren lebten
hier viele große persische Dichter
und Wissenschaftler. Die Gräber
kann man hier finden. 
Wirklich: Man darf keine Panzerfäuste nach Kabul bringen! Dies Betontafeln gab es schon immer an den Einfahrten nach Kabul. Nur waren damals lediglich ein Gewehr und ein Revolver zu sehen.
Oft kamen wir hier vorbei - aber
nicht an seiner Kebabbude. Und
wenn man hier im Land lebt, kann
man hier auch ohne all zu große
Lebensgefahr essen.

Es schmeckte verteufelt gut und
gekochter Dreck ist ja sauber, ob es
nun 50° plus oder minus sind!
Man kannte uns. "Bedune goschte
zafed?" Ja, ohne weißes Fleisch!
Das ist das Fett und vom Hammel
und nicht gerade jedermanns
Sache. Das Schafsfleisch der
Spieße war 3 Tage in lang
Ziegenjourgurt eingelegt und
zerging auf der Zunge.

Afghanen verstanden es nicht, dass
wir auf das beste, auf das Fett
verzichteten. Wenn er sich schon
mal Fleisch leisten konnte, wollte er
auch das mit dem größten
Energiegehalt.

Mit dünnem Kebab nan
(Fladenbrot)wurden die Stücke von
den selten abgewaschenen Spieß
abgezogen. Dazu gab es kochend
heißen Tee aus kleinen Gläsern und
als Nachtisch eine kleine
Emaillieschüssel mit Ziegenjoghurt.
Auf diesen beiden Bildern geht der
Blick nach Nordosten. Es ist fast
der gleiche Standpunkt. Das obere
Bild entstand im Frühling, das
untere im Sommer.
Kann man sich das heute noch vorstellen? Eine Freileitung
über eine Länge von 1100 km durch so ein wildes Land,
von Kabul bis Herat? Auf den 4 Drähten oben der
Telefonverkehr, röhrenverstärkt in einer Z12? Die Deutsche
haben das zeitgleich mit der Straße Mitte der 60er Jahre
geplant und mit vielen Afghanen gebaut. Ein
Entwicklungsprojekt der GAWI (später GTZ, jetzt GIZ).

Landrover, Campingausrüstungen, Schlangenserum und
bei den riesigen Entfernungen ohne Funk die Logistik
hinbekommen - ein Wahnsinnsprojekt. Alle 50 Meter ein
Stahlmast! Aber es lief und das Gute daran: Die Afghanen
kamen anschließend auch selber mit der Technik klar. Was
ja nicht immer in Entwicklungshilfeprojekten funktioniert.

Da jeder Afghane, der hier draußen rum läuft und lief, was
zum Schießen dabei hat und Ziele in der Steinwüste nun
mal rah sind, hatten die Linemen ganz schön zu tun. Die
weißen Isolatoren vor dem ewig blauen Himmel: gibt es ein
besseres Ziel? Man konnte ja mal versuchen ob man auf
200m (4 Maste!) auch noch traf. Und das Ziel zersplitterte
so schön...

Wir konnten den Stahl der Masten nicht mit der Hand
berühren. Die Sonne heizt ihn auf 70°C auf. Die Linemen
liefen barfuß den Mast hoch, hier nur so mal für ein Foto.
Unwahrscheinlich!
Meistens wurde nur das Chassis
und der Motor der Lorries aus dem
Ausland eingekauf und die
Aufbauten wurden selber
zusammen gezimmert. Fast immer
waren es zuverlässige Bedfords.
Riesige Federpakete aus
Blattfedern erlaubten gewaltige
Zuladungen.

Mit der Elektrik und der Beleuchtung
haperte es. Ein Scheinwerfer
leuchtete immer den Mond an. Und
deswegen sollte kein Europäer hier
nachts fahren, was sich aber nicht
immer vermeiden ließ. Anfang der Siebziger Jahre begegnete einen manchmal auf 100km nur ein Auto, nachts waren noch weniger unterwegs. Aber wenn!
Weit hinten am Horizont leuchtete
ein Scheinwerfer schräg in den
Nachthimmel. Plötzlich war das
Licht aus. Hatte die Lorry
angehalten? In der endlosen Ebene
vergaß man den Laster, aber nur,
bis er ohne Licht auf der falschen
Straßenseite frontal vor dem
eigenen Auto auftauchte!

Er kam aus Pakistan und fuhr
immer noch links. Wir sind davon
gekommen, er fuhr in den Graben,
ohne weitere Schäden.

Unter Verfluchung der
Geschlechtsteile aller seiner
männlichen Vorfahren zurück bis
Dschinges Khan sollte er verprügelt
werden. Die Faust war schon
erhoben und sollte voll Zorn mitten
in seinem Gesicht landen.

Doch auf die Frage, warum er das
Licht ausgemacht hatte, antwortete
er zitternd auf Farsi: "Allah hat mir
doch den Mond geschickt..."

Er kam davon.


An welches Tier mit zwei Höckern
erinnert nur dieses hübsche
Gebiss?
Wenn es doch nur einmal regnen würde
Ein Dorf am Rande der Wüste
Das Wahrzeichen von Kandahar, der Mammutberg
Eine Tschai-hona, ein Teehaus. Tische sind zum sitzen da!
Steinwüste auf 2000 m Höhe
Wo kommt der Naffer her, wo will er hin?
Stundenlang ist aus dem Auto quasi nichts zu sehen
Wo wollte der Naffer nur zu Fuß in
der unendlichen Weite hin?

Wetter: s. o.

Verblüffend: Hier in der Steinwüste
sind mehr Menschen ertrunken als
verdurstet. Die Gräben sind vom
Wasser gegraben.

An manchen Stelle sind Wadis
schon mal 3 Kilometer breit. Dabei
muss es da gar nicht regnen. Das
Wasser schießt aus von den weit
entfernten Hängen des
Hindukusches heran, ein paar
Meter hoch. Dann reißt es alles mit.

Unerfahrene 68ger auf dem
Haschtrail nach Nepal samt Zelt
und VW-Bus z. B. Die Leichen
wurden kilometerweit entfernt
gefunden. Brauchbare
Gegenstände hatten sie nicht mehr
bei sich. Sie hatten nicht bemerkt,
dass sie mitten im Wadi übernachtet
hatten.

Alle 30 Jahre regnet es sogar mal
im Hindukusche heftig und die
Steinwüste kann kein Wasser
aufnehmen.
Eines der Teehäuser an der Straße,
Tschai chonna oder Chai chona in
der Umschreibung. Tisch und Stuhl
braucht man nicht. Traditionell sitzt
man ja auf dem Boden, oder, wenn
es nicht geht, auf so einem
Tschorpoi, einem "Vierbein". Hier ist
ein Kelim aufgelegt, ein oft sehr
hübscher Webteppiche. Besser ist
natürlich ein dicker, geknüpfter
Gebrauchsteppich, ein Mauri oder
ein Daulautabad in Granatapfelrot.
Aber die sind teuer.

Diese Art von Dörfer mit den runden
Dächern auf den Lehmhäusern sind
typisch für die Gegend um
Kandahar. In nur noch 1000 Meter
Höhe ist es viel heißer als in Kabul.
Die Sandwüste beginnt südwestlich
von Kandahar und reicht bis in
Pakistan und Iran hinein: die große
Salzwüste, brutal und ohne Weg.








Runde Dächer geben der
erbarmungslos scheinenden Sonne
die geringste Angriffsfläche.










Auf diese Berge wartet man auf den
unzähligen Fahrten von Kabul nach
Kandahar. Sieht man die Berge, ist
es nicht mehr weit und der ratternde
Motor der VW-Busse ist endlich
nach Stunden nicht mehr zu hören.
Der rechte Berg mitten in der
Steinwüste ist das
Erkennungszeichen, ja das
Wahrzeichen von Kandahar. Er hat
die Form eines Mammuts.








Das Wahrzeichen von Kandahar
aus der Nähe: Der Berg, der
aussieht wie ein Mammut.

Hier haben die Amerikaner ab 1960
die Wege gebaut und Aufforstungen
versucht. Das Bild ist von 1972. Da
ging es den Paschtunen hier noch
richtig gut.

Währe schon interessant mal zu
sehen, ob die Taliban in idiotischer
Religionsauslegung den Berg nicht
gesprengt haben. Könnte ja Allah vielleicht nicht gefallen...
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