Das Argandabtal nördlich von Kandahar
Keiner von uns konnte den Stahlmast anfassen. So heiß war der!
Man kann monatelang in Kandahar leben und arbeiten, ohne dass einem der Fluss Arghandab überhaupt auffällt. Dabei hat er seit mehr als 2000 Jahren das Leben hier in der Steinwüste am Rande der Sandwüste erst ermöglicht.
Die größte Wassermenge des schmutzigbraunen Wasser sfließt ab dem Staudamm fast ausschließlich in Kanälen. Der Fluss entspringt nordwestlich von Ghazni in der Provinz Hazarajat und fließt 20 km südlich von Girischk bei Qala Bost in den Helmend - wenn er dann noch Wasser führt. Er ist ungefähr 400 km lang.
40 km nordöstlich von Kandahar wird der Fluss aufgestaut. Turbinen erzeugen Strom. Die Staumauer hält das Schmelzwasser des Hindukuschs im Frühjahr zurück. Das untere Bild zeigt einen Überlauf des Stausees im Winter. Der See ist nach dem langen und heißen Sommer fast leer.Parallel zum Arghandab fließt der Tarmak River. Er ist mit 350 km kürzer und führt weniger Wasser. Der Fluß versorgt Ghazni, Zabul und auch Kandahar mit dem kostbaren Nass. Hätten Afghanen nicht auf den Fluss hingewiesen, wäre er als solcher nicht erkannt worden. Auf Landkarten ist er meist nicht eingezeichnet. Gute Landkarten gab es eh nicht, aber auch auf Google Earth ist er nicht zu finden.
Wieder eine der Mautstellen mit
Chai honas, Kebabbuden,
Teehäusern und
Erfahrungsaustausch.
Erstaunlich war, mit wie wenig
Gepäck Afghanen im Land
unterwegs waren. Meistens hatten
sie nur ein Tuch oder eine Decke
und sonst nichts. Ohne Decke ging
es nicht. Sie diente als
Gebetsteppich, zum Wärmen im
Winter, zum Schlafen.
Viel hatte der Batscha ja nicht
anzubieten und es war schwer, ihm
etwas abzukaufen. Diese Jungens
gab es überall. Sie waren nie
aufdringlich und bettelten nicht.
Neugierig aber waren sie wenn
Ob diese Linie jetzt in 2011 noch steht, konnte noch nicht in Erfahrung gebracht werden. Die Leute kommen ja aus Kabul nicht heraus. Langnasen mit Autos ankamen in denen ja so viele Plätze frei waren - welche Verschwendung! Wie reich die sind!
Glück gehabt. Er schaut gerade
weg...
Im Hintergrund ein Kanal mit
dem Wasser des Arghandab aus
dem gleichnamigen Stausee. Es
wird zu den fruchtbaren Feldern
weiter unten in den Ebenen
geführt.
Überlandbus...
Wenn es doch nur einmal regnen würde
Wo kommt der Naffer her, wo will er hin?
...sofort bereit, um mit dem Ungläubigen "roll-ma-roll" zu machen.
Rast an einem Überlauf des
Arghandabstausees im Dezember.
Auf der anderen Seite des
"Elefantenberges" liegt die
Hauptstraße Kabul-Herat. Da ist es
staubtrocken in der Steinwüste und
man ahnt nicht, dass es dahinter
Wasser und damit Leben gibt.
Wenn es einmal stark im hunderte
Kilometer entfernten Hindukusch
regnen sollte, oder die
Schneeschmelze ganz plötzlich
einsetzt, kann man hier u. U. eine
tödliche Überraschung erleben.
Es ist ein Wadi. Blitzschnell kann
dieses flache Tal dann unter Wasser
stehen und alles mit uriger Gewalt
hinwegspülen.
Wadis können mehrere Kilometer
breit sein. Sie sind schwer zu
erkennen. Es kann viele Jahre
dauern, bis mal wieder Wasser
kommt. Bis dahin sind oft die
Fließspuren durch Sandstürme für
ungeübte Augen verwischt und
nicht mehr zu erkennen.
So paradox es klingt: Es sind schon
viele in der Wüste ertrunken.
Ist das nicht eine schöne Landschaft?
Auf dieser Stecke war der VW-Bus
oder der olle Käfer das richtige
Auto. Die nächste "Tank-e-Tel" war
mindestens 200 km weit weg und
verkaufte Sprit mit 68 Oktan.
Ob hier der Porsche Cayenne, der Tuareg von VW, der große BMW oder der Audi Q8 die richtigen Mühlen wären? Auf solchen Straßen bricht jeder Draht mal ab, fliegt schon mal die Windschutzscheibe raus. Und dann? Ab nach Stuttart, Ingolstadt, Wolfsburg wenn die Elektronik streikt? Alles SVUs. Na, der G vom Stern würde gehen oder ein guter Japaner.
Wie gesagt, die Aufname wurde nur
gemacht weil einmal in 3 Jahren
hier keine 50 bis 60° C auf dem
Boden herrschten.
Solche Begegnungen wird es
heutzutage nicht mehr geben.
Azzis, der Cheftechnicke, der da oben am Überlauf sitzt, freute sich.
Er sagte, wenn die Kutschis
kommen, kommen die Rutschis und mit ihnen der Frühling. Normaden und Schwalben - oder umgekehrt...
Stundenlang ist aus dem Auto quasi nichts zu sehen
Westlich von Kandahar: Ein Dorf in 6 Stockwerken
Eine Tschai-hona, ein Teehaus. Tische sind zum sitzen da!
Auf einem der Wochenendausflüge mit den afghanischen Counterparts - die armen Kerle schliefen immer ja 3 Wochen lang auf dem Fußboden in der Vermittlungsstelle - zeigen sie mir diese sechsstöckige Lehmburg. 3 Stockwerke über und 3 unter der Erde. An der tiefsten Stelle war immer noch Wasser in der Zisterne, kühl und frisch.
Die umliegenden Berghänge waren säuberlich von Sand und Geröll gereinigt und versorgten die mehr als 500 Bewohner mit dem kostbaren Nass bei seltenen Niederschlägen. Jeweils eine Sippe, ein Stamm bewohnten so eine Burg. Ziegen, Kamele, Maultiere, Pferde kamen mit in das leicht zu verteidigende Domizil. In den heißen Sommern war es durch die dicken Lehmmauern angenehm kühl, im Winter nicht kalt.
Steinwüste auf 2000 m Höhe
Soldaten sind überall auf der
Welt arme Schweine, besonders
aber diese Hungerleider hier um
1970 herum in Afghanistan.
Sie haben dicke Mäntel an und
sehen doch aus wie der
sprichwörtliche Strich in der
Landschaft.
Das Wahrzeichen von Kandahar, der Mammutberg
Kann man sich das heute noch vorstellen? Eine Freileitung
über eine Länge von 1100 km durch so ein wildes Land,
von Kabul bis Herat? Auf den 4 Drähten oben der
Telefonverkehr, röhrenverstärkt in einer Z12? Die Deutsche
haben das zeitgleich mit der Straße Mitte der 60er Jahre
geplant und mit vielen Afghanen gebaut. Ein
Entwicklungsprojekt der GAWI (später GTZ, jetzt GIZ).
Landrover, Campingausrüstungen, Schlangenserum und
bei den riesigen Entfernungen ohne Funk die Logistik
hinbekommen - ein Wahnsinnsprojekt. Alle 50 Meter ein
Stahlmast! Aber es lief und das Gute daran: Die Afghanen
kamen anschließend auch selber mit der Technik klar. Was
ja nicht immer in Entwicklungshilfeprojekten funktioniert.
Da jeder Afghane, der hier draußen rum läuft und lief, was
zum Schießen dabei hat und Ziele in der Steinwüste nun
mal rah sind, hatten die Linemen ganz schön zu tun. Die
weißen Isolatoren vor dem ewig blauen Himmel: gibt es ein
besseres Ziel? Man konnte ja mal versuchen ob man auf
200m (4 Maste!) auch noch traf. Und das Ziel zersplitterte
so schön...
Wir konnten den Stahl der Masten nicht mit der Hand
berühren. Die Sonne heizt ihn auf 70°C auf. Die Linemen
liefen barfuß den Mast hoch, hier nur so mal für ein Foto.
Unwahrscheinlich!
Kaum zu glauben, aber die Lorry
kam aus der Wüste. Er war tagelang
unterwegs und musste nun an der
Tank-e-tel Benzin fassen, sagte der
Fahrer auf Paschtu. Natürlich nicht
nur im Tank sondern auch in
mehreren Fässer.
Da immer etwas kaputt ging und die
Kühlung bei über 60°C in der Wüste
bei der Fahrt besser war, gab es
keine Motorhaube mehr. Vielleicht
musste der Fahrer sie auch mal
unter die Räder packen weil er
irgendwo im Sand fest saß.
Meistens wurde nur das Chassis
und der Motor der Lorries aus dem
Ausland eingekauf und die
Aufbauten wurden selber
zusammen gezimmert. Fast immer
waren es zuverlässige Bedfords.
Riesige Federpakete aus
Blattfedern erlaubten gewaltige
Zuladungen.
Mit der Elektrik und der Beleuchtung
haperte es. Ein Scheinwerfer
leuchtete immer den Mond an. Und
deswegen sollte kein Europäer hier
nachts fahren, was sich aber nicht
immer vermeiden ließ. Anfang der Siebziger Jahre begegnete einen manchmal auf 100km nur ein Auto, nachts waren noch weniger unterwegs. Aber wenn!
Weit hinten am Horizont leuchtete
ein Scheinwerfer schräg in den
Nachthimmel. Plötzlich war das
Licht aus. Hatte die Lorry
angehalten? In der endlosen Ebene
vergaß man den Laster, aber nur,
bis er ohne Licht auf der falschen
Straßenseite frontal vor dem
eigenen Auto auftauchte!
Er kam aus Pakistan und fuhr
immer noch links. Wir sind davon
gekommen, er fuhr in den Graben,
ohne weitere Schäden.
Unter Verfluchung der
Geschlechtsteile aller seiner
männlichen Vorfahren zurück bis
Dschinges Khan sollte er verprügelt
werden. Die Faust war schon
erhoben und sollte voll Zorn mitten
in seinem Gesicht landen.
Doch auf die Frage, warum er das
Licht ausgemacht hatte, antwortete
er zitternd auf Farsi: "Allah hat mir
doch den Mond geschickt..."
Er kam davon.
An welches Tier mit zwei Höckern
erinnert nur dieses hübsche
Gebiss?
Wo wollte der Naffer nur zu Fuß in
der unendlichen Weite hin?
Wetter: s. o.
Verblüffend: Hier in der Steinwüste
sind mehr Menschen ertrunken als
verdurstet. Die Gräben sind vom
Wasser gegraben.
An manchen Stelle sind Wadis
schon mal 3 Kilometer breit. Dabei
muss es da gar nicht regnen. Das
Wasser schießt aus von den weit
entfernten Hängen des
Hindukusches heran, ein paar
Meter hoch. Dann reißt es alles mit.
Unerfahrene 68ger auf dem
Haschtrail nach Nepal samt Zelt
und VW-Bus z. B. Die Leichen
wurden kilometerweit entfernt
gefunden. Brauchbare
Gegenstände hatten sie nicht mehr
bei sich. Sie hatten nicht bemerkt,
dass sie mitten im Wadi übernachtet
hatten.
Alle 30 Jahre regnet es sogar mal
im Hindukusche heftig und die
Steinwüste kann kein Wasser
aufnehmen.
Eines der Teehäuser an der Straße,
Tschai chonna oder Chai chona in
der Umschreibung. Tisch und Stuhl
braucht man nicht. Traditionell sitzt
man ja auf dem Boden, oder, wenn
es nicht geht, auf so einem
Tschorpoi, einem "Vierbein". Hier ist
ein Kelim aufgelegt, ein oft sehr
hübscher Webteppiche. Besser ist
natürlich ein dicker, geknüpfter
Gebrauchsteppich, ein Mauri oder
ein Daulautabad in Granatapfelrot.
Aber die sind teuer.
Diese Art von Dörfer mit den runden
Dächern auf den Lehmhäusern sind
typisch für die Gegend um
Kandahar. In nur noch 1000 Meter
Höhe ist es viel heißer als in Kabul.
Die Sandwüste beginnt südwestlich
von Kandahar und reicht bis in
Pakistan und Iran hinein: die große
Salzwüste, brutal und ohne Weg.
Runde Dächer geben der
erbarmungslos scheinenden Sonne
die geringste Angriffsfläche.
Auf diese Berge wartet man auf den
unzähligen Fahrten von Kabul nach
Kandahar. Sieht man die Berge, ist
es nicht mehr weit und der ratternde
Motor der VW-Busse ist endlich
nach Stunden nicht mehr zu hören.
Der rechte Berg mitten in der
Steinwüste ist das
Erkennungszeichen, ja das
Wahrzeichen von Kandahar. Er hat
die Form eines Mammuts.
Das Wahrzeichen von Kandahar
aus der Nähe: Der Berg, der
aussieht wie ein Mammut.
Hier haben die Amerikaner ab 1960
die Wege gebaut und Aufforstungen
versucht. Das Bild ist von 1972. Da
ging es den Paschtunen hier noch
richtig gut.
Währe schon interessant mal zu
sehen, ob die Taliban in idiotischer
Religionsauslegung den Berg nicht
gesprengt haben. Könnte ja Allah vielleicht nicht gefallen...