Afghanistan

Es war eines der schönsten Länder der Welt

Afghanistan
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Saluki - der Windhund

Blondy hieß er und wurde beim Pokern gewonnen. 6 Monate war er da alt. Er lebte zwischen Junggesellen in einem Haus mit ziemlich viel Durcheinander und gehorchte keinem, machte was er wollte. Dabei war er von "vornehmen Blut" und stammte aus der Zucht des Shahs von Afghanistan von der Musterfarm Karezimir, 13 km von Kabul entfernt in Richtung Paghman. Nun lebte er als hundsgewöhnlicher Nutzhund. Er verteidigte Haus und Garten, war beim Zelten in der Natur Afghanistans absolut unentbehrlich: Er witterte Menschen schon, wenn sie das Tal noch gar nicht betreten hatten.

Was das für eine Rasse war, wurde erst nach einigen Jahren so richtig bewusst, als eine Amerikanerin mal eben 2000 US $ für den Hund bot - damals mehr als 6000 DM.

Die Hunde, die 10 Jahre später (so um 1985) auf der Windhundbahn in Berlin am damaligen Flughafen Gatow rum liefen, sahen zwar oft genauso aus wie Blondy, hatten aber nichts von seinen Instinkten, von seinem Charakter, von seiner fast vornehmen Gelassenheit. Es waren hypernervöse Stadtneurotiker, die nur noch von ihren Herrchen und Frauchen übertroffen wurden - die trippelten oft auch so wie ihre Hunde.

Blondy vor der Landschaft wo so ein Hund hingehört. Es ist der Sairobistausee, ca. 80 km östlich von Kabul. Die Berge im Hintergrund könnten schon Nooristan (frei übersetzt: Land des Lichts) sein.

Info: Saluki


In Farzi heißt er Tarsi, nach tarsidan -

fürchten, also der Furchtsame. Was auch

100%tig zutrifft. Durch seinen schmalen

aber hohen Brustkorb hat er eine tiefe,

sonore, angenehme Stimme beim Bellen.

Die einzige Waffe dieses zwar großen

aber Gazellen, feingliedrigen Hundes ist

die Schnelligkeit. Kaum ein anderer derzeit

in Europa gezüchteter Hund verfügt noch

über solche scharfen Sinne, Instinkte und

Schnelligkeit wie der hier gezeigte Kerl.


Sein Name kommt von der südarabischen

Stadt Saluq. Allgemein wird er als

Persischer Windhund bezeichnet. Er ist

einer der ältesten von Menschen

gezüchteten Hunde. Sein Abbild ist in

Pharaonengräber gefunden worden.


Als Gazellenjäger war er gewohnt, nicht oft

Beute zu machen. Er frisst dann riesige

Mengen, verdaut sie an und buddelt sie

ein. Beduinen hielten ihn als Jagdhund.


Obwohl der Koran Hunde als unrein

verdammt - während Mohammed den

Koran schrieb, starb schließlich sein

Bruder an der 622 n. Chr. noch

unbekannten Tollwut - haben Moslems für

diesen Hund so etwas wie eine

Ausnahmegenehmigung.

Erziehung

Als Blondy das erste Mal ins Wohnzimmer kam, lief er
zum Tisch, sah die Butter (immerhin aus Beirut teuer
eingeflogen), legte den Kopf schief, biss rein, schüttelte
den Napf ab und lief wieder raus.

In dem anschließenden ernsten Gespräch Herrchen -
Hund wurden die Fronten ein für allemal geklärt. Er war
intelligent, begriff alles aus der Situation heraus.
Gewehr und Revolver hasste er zwar, kam aber sofort
"bei Fuß" - war eben ein Tarsi, ein Furchtsamer.

Ein leises "raus" befolgte er sofort, aber nur vom
Herrchen. Andere konnten auf ihm rum trommeln, ihn
aber nie dazu bewegen, das einmal eroberte
Wohnzimmer zu verlassen.
Ernährung 

Riesige Alutöpfe wurden gekauft. Reis, Fleisch,
Zwiebeln, Mohrrüben, jede Menge Knochen kamen da
rein: es schmeckte ihm und er war nie krank.

Beim ersten Mal bekam er so um 1 kg in seinen Napf.
Er schlang es hinunter. "Willst du noch was?"
Schwanzwedeln. Das 2. kg war weg und er stand schon wieder da. Allerding hatte er eine Buddelnase. Den dritten Nachschlag gab es nun erst recht, dieses Mal aber mit Beobachtung. Und siehe da: Dort wo im
Garten mal Blumen wachsen sollten, buddelte er sein
Fressen ein. Er bekam die ganze Woche nichts mehr.
Schlafen

Seine aus zwei ineinander gestellten und gut an
den Wänden isolierten Transportkisten
gezimmerte Hütte liebte er über alles. Ab minus
10º C in den Nächten zerrte er den Duschak,
eine mit Baumwolle gefüllte Matratze, raus und
ab ca. -20º C ließ er sich einschneien. Dann
verschlief er meist und musste gerufen werden.
Toll, wenn irgendwo der Schnee aufbrach und
Blondy angestürmt kam.

Wurde es noch kälter, durfte er - oh Wonne! -
ins Haus.

Später Nachmittag am Sairobi-Stausee im Winter. Nur noch durch die schöne Tangi Garu und man ist wieder zuhause.

Info: Freizeitgestaltung


In den Wintermonaten gab es zwei Möglichkeiten der Freizeitgestaltung: Skilaufen oder Baden. Kino, Fernsehen, Theater, Konzerte - gab es nicht.


Ein paar Kilometer von östlichen Stadtrand Kabuls auf der Straße nach Kandahar hatte die Deutsche Technische Schule eine Hütte am Nordhang errichtet, einen VW-Käfermotor eingebaut und ein Endlosseil über Felgen zu einem kleinen Skilift zusammen montiert.


Die andere Möglichkeit zum Baden lag genau 101 km vor der Haustür Richtung Westen. Durch die Tangi Garu verlässt man die im Winter ziemlich kalte Hochebene (1800m), folgte dem Kabulriver. Hinter Sarobi auf ca. 600m lies sich (außer vielleicht Mitte Dez. bis Mitte Jan.) herrlich baden.

"Die Rückbank im VW-Käfer gehört mir!" Na ja, wenn´s denn übers
Wochenende mit Zelt, Kocher, Wasser, Gewehr und aller Verpflegung losging,war es nur noch ein "Plätzchen". Hauptsache: der Fressnapf war dabei. Der ganzen Tag lang herum toben macht natürlich gewaltigen Hunger.

Mal für Minuten das Wohnzimmer noch den Sessel zu erobern, ist natürlich das aller Größe.

Aber noch besser sind Abenteuer draußen mit viel Bewegung. Landschaften gab es ja genug

Was? Nur 4 Männer? Ihr bekommt mich nie!

Fellpflege

Im Sommer waren hier am
Kabulfluss 100Kilometer hinter derStadt Richtung Osten an die 45° C im Tal heiß. Da machte das Baden im ca. 20° kalten Wasser richtig Spaß - und das Bier blieb auch kalt.

Herrlich baden, im Sand wälzen
und Fellpflege betreiben - wenn
nur nicht das Schütteln wäre um
den Sand wieder los zu werden.
Tarsis auf ihren langen Beinen
haben da nämlich ein ganz
besonderes Problem...
...erst haut man sich die Ohren um
den Kopf, dass es nur so klatscht,
dann setzt sich das Schütteln durch
den ganzen Körper fort und wenn
es hinten ankommt, gerät der
ganze Hund außer Kontrolle und
fällt ohne Ausfallschritte glatt um.
Zum Piepen!

Begegnung der anderen Art

...interessante Bekanntschaften
schließen...
Du bist aber ein seltsamer Hund! Was hast du denn für einen großen Kopf?
Achtung: Witz!

Zwei Tiere unterhalten sich im
Wald. Sagt das eine:

"Was bist Du denn für ein Tier?"
"Ich? Ein Wolfshund!"
"Wie das?"
"Na, Vater Wolf und Mutter
Hund."
"Und Du?"
"Ich bin ein Ameisenbär!"
"Jetzt spinnst'e aber!!!!!"
So! Was liegt jetzt an?

...noch mal "Flying Tarsi" spielen...

...da kann man auf der Heimfahrt schon mal richtig müde sein - auch als größter Kinderfreund.
So ist man wenigstens für eine Woche sauber.
Story 1: Vergessen

Zum ersten mal auf dem Kopf des großen Buddhas von Bamjan. Blondy war durch die Höhlen die 54 m hoch hinterher getrottet. Wir saßen wieder im Landrover und unterhielten uns über die großartige Leistung der Erbauer.

Plötzlich sah der Kumpel am
Ortsausgang der kleinen Stadt
neben dem Wagen einen Hund
rennen und meinte, der sieht ja aus wie Blondy! Unser Köpfe fuhren herum: Sein Platz im Auto war leer.

Es war Blondy. Wir hatten ihn
einfach vergessen.


Story 2: Hunger

Auf der gleichen Reise wurde am unteren der fünf Blauen Seen
von Band-e-Amir - eines der Weltwunder - gezeltet.

Nach einigen Tagen ging das Essen aus. Wir hatten die letzte
Suppenbüchse auf dem saugefährlichen Benzinkocher fast heiß
genug, als Karl-Heinz plötzlich rief: "Gänse". Wir stürzten ins Zelt,
rissen die Gewehre an uns und ballerten den Gänsen Luftlöcher
hinterher. Die Viecher drehten sich nicht einmal um.

Als wir zurückkamen, stand der Topf abgewaschen und sauber
neben dem Kocher. Nur Blondy war nicht zu sehen. Wahrscheinlich
kühlte er sich irgendwo am 11º C kaltem Wasser des Sees die
Zunge und die Schnauze...

Abends kamen Kutschis (Nomaden) an. Denen konnten wir ein
eigenartig dunkles Faldenbrot - Nan - abkaufen. Beim Essen
merkten wir, dass sich im Teig Mehl und Sand so ziemlich genau
die Waage hielten. Aber Blondy hatte so einen Knast, dass er auch
das herunter schlang - wie wir natürlich auch.
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