Handbuch der Malediven




Kapitel 1

An Land

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Passat und Monsun auf den Malediven 


Embudu, Anfang Februar 2008, Blickrichtung Nord: Passatwolken
Nicht oft zeichnet sich die Unterseite der Passatwolken so sichtbar ab. Die Wolken haben viel Feuchtigkeit angesammelt und werden wohl lokal für ein wenig Regen sorgen. Auf den Malediven steh der Nordostpassat für eine Schönwetterperiode. Überall auf der Welt im Tropengürtel ist diese Unterkante ziemlich genau 2000 Meter hoch.Hier ist man auf 4° N und 72° O.

Auf der anderen Seite der Erde, in Costa Rica, (2.708m) kann man auf den Vulkan Pòas  (10° N 83!W) mit dem Auto hochfahren. Meistens wird der Passtat über die Vulkankette zwischen dem Atlantik und dem Pazifik geleitet. Bei bestimmten Wetterlagen ist der Berg aber in die Passatwolken gehüllt und man erlebt erstaunliches: Die feinen Aerosole kommen nicht von oben, sondern waagerecht aus Ost. Die hier wohnen sagen dann: ! Esta lluvendo pello de gato! - Es regnet Katzenhaare.
Kräfte der Erdrozation
Globale Zirkulation aus Wikipedia 

Die rote Linie zeigt die innentropische Konvergenzzone. Sie verläuft 5° nördlich des Äquator weil die Landmasse auf der Nordhalbkugel größer ist.
In der Physik heißt es, auf rotierenden Körpern entstehen drei Kräfte. Nun dreht sich die Erde wahrlich schnell genug: mit 1670 km/h - am Äquator. Auf dem 60. Breitengrad sind es 835 km/h. Das sind  die Zentrifugalkraft, die Gradientkraft und die Corioliskraft. Diese Kräfte beeinflussen das weltweite Wettersystem.
Man kann sich gut vorstellen, das die drei Kräfte atmosphärischer Gleichgewichtsströmungen hervorrufen.

Die Corioliskraft ist eine Scheinkraft. Auf der rotierenden Erde  wirkt sie nur auf Objekte, die sich selbst bewegen. Sie hat also auf einem See und über Land keine Wirkung, wohl aber über Meeresströmungen. 

Nahe am Äquator weht der Passat immer im Richtung Osten. Auf der Nordhalbkugel (Nordost-Passat) wird er nach Nordost, auf der Südhalbkugel (Südost-Passat)  nach Südost abgelenkt - eine Auswirkung durch die Corioliskraft. . 

Denkt man bei der Zentrifugalkraft an ein Kettenkarussell, lässt sich die Gradientkraft (auchDruckgradientkraft oder seltener auch Eulerkraft) ebenfalls an ein Kinderkarussell erklären. Wenn es anfährt, muss sich ein Kind auf seinem Pferd festhalten. Sonst fällt es nach hinten herunter. Die Gradientkraft ist die Ursache für Winde, die aus Ausgleochströmungen zwischen Hoch - und Tiefdruckgebiete entstehen.

Passat
Sensationelle Aufnahme vom Passat (aus Wikipedia, Lizenz NASA). Er weht von Osten (rechts oben vom Atlantik) über Nicaragua, Costa Rica und Panama über den Pazifik.

Urspring: Der Passat

Der Passat ist ein regelmäßiger, nich sehr starker Wind in der tropischen und subtropischen Zone ungefähr 30° nördlich und südlich des Äquators immer in der gleichen Richtung weht. Im Norden aus nordöstlicher und im Süden aus südöstlicher Richtung. In der Mitte weht, etwas nördlich des Äquators, in einer Tiefdruckrinne der Passat permanent aus Ost. Hier entstehen die Passatwolken mit der Untergrenze von 2000 m. Die Wolken können sich nicht weiter anreichern.Die Tiefdruckrinne. in der Innertropische Konvergenzzone (ITC) ist nur wenige 100 km breit.

Die Tiefdruckrinne entsteht durch die starke Sonneneinstrahlung am Äquator. Obwohl hier die Sonne nur 12 bis 13,5 scheint, steht sie 90° genau darüber im Zenit. Die Luft erwärmt sich, verliert an Dichte und steigt auf und die v entsteht. Beim Aufsteigen kühlt die Luft ab. Durch einen ein thermodynamischer Vorgang  wird Wasser freigesetzt und Wolken und Gewitter bilden such aus. Durch die Freisetzung des Wassers in der Kühe und  durch die Verdunstung am Boden  wird zusätzliche Wärmeenergie von der Erdoberfläche in die Höhe befördert. Dieser Vorgang findet in Höhen von etwas 15 bis 18 km in der Troposphäre statt. Die Lift strömt nach Norden und Süden vom Äquator weg und kühlt weiter ab. Sie ist aber immer noch wärme als die Umgebung. Dadurch entsteht die stabile Passatinversion, die einen vertikalen Luftaustausch behindert.

IN ARBEIT


Zwischen den Passatwinden gibt es durch die erwärmte, aufsteigende Luft windstille Zonen (Kalmen), die Innertropische Konvergenzzone. Seefahrer früherer Zeiten sind hier ohne jede Luftbewegung regelrecht verhungert. Die Sonne steht  über dem Äquator in einem Winkel von 


Passat über dem Indischen Ozean
Über dem Indischen Ozean wechselt der Passat zu Sommeranfang seine Richtung. Im Norden Pakistans und Indiens lässt das Gebirgsmassiv des Himalayas die Ausdehnung nach Nordost nicht zu. Die Innertropische Konvergenzzone (ITC) verschiebt sich nach Norden bis auf den 30. Breitengrad und überquert der Südost-Passat den Äquator und wird danach  danach von der Corioliskraft nicht mehr nach Westen, sondern nach Osten abgelenkt. Der Südost-Passat dreht dadurch auf südwestliche Richtung und kommt jetzt also aus dem Südwesten. 



Der winterliche Nordostpassat (über den Kontinenten wird er Monsun genannt), beginnt auf den Malediven in normalen Jahren ab Ende Dezember und bringt bis Anfang April schönes Wetter. 

Am Horizont sind dann die bauschigen Cumuluswolken zu sehen. Deren Unterseite ist ziemlich genau 2 km hoch und sie zeigen das schöne, ruhige Wetter an. 

Der Passat weht auf beiden Erdhalbkugeln das ganze Jahr hindurch mit großer Beständigkeit. Er weht von den Hochdruckgebieten der Subtropen zur äquatorialen Tiefdruckrinne hin und wird durch die Erdrotation und durch Bodenreibung abgelenkt. 

So weht er auf der Nordhalbkugel als Nordostpassat und im Süden als Südostpassat. Der Luftdruckunterschied besteht das ganze Jahr über.

Da Male auf 4 Grad und 10 Minuten nördlicher Breite liegt, befinden sich alle Urlaubsinseln außer die im Addu-Atoll im Nordostpassat. Der Wind, der an heißen Tagen mit Windstärken um 2 so angenehme Kühlung bringt, reicht bis in 2 km Höhe. 

Darüber liegt die 1 km starke Passatinversion, in der sich die flachen Cumuluswolken bilden, weil hier der Luftdruck um ca. 20% abnimmt bei gleichzeitiger Zunahme der Temperatur um 2 - 7 °C.

Wenn aber Störungen (Easterly Waves) eintreten, kann es allerdings zu ungeahnt heftigen Regenfällen kommen. Easterly Waves sind aus dem Osten kommende Wellenstörungen im Passat mit charakteristischen Luftdruck-, Wind- und Niederschlagsänderungen, die auch tropische Wirbelstürme auslösen können. Sie sind aber über den Malediven sehr selten. 

Über der Inversionsschicht liegt bis in 12 km Höhe ein Bereich, in dem Ostwind (Urpassat) vorherrscht. Darüber greift das globale Westwindsystem bis in die mittleren Breiten (Antipassat), das für die so unterschiedlichen Flugzeiten zwischen Europa und Male auf dem Hin- und Rückweg verantwortlich ist. In den 80ziger Jahren, als noch die DC 10 flog, sprach der Kapitän auf dem Rückflug einmal von 400 km/h Gegenwind - und musste in Istanbul kurz mal Nachtanken.

Hier ist so ein Beispiel für eine kurzzeitige Unterbrechung der schönen und ruhigen Passatwetterlage, ein Easterly Wave. Aber keine Angst: zwei Stunden später schien schon wieder die Sonne und in insgesamt 92 Wochen auf den Malediven ward diese außergewöhnliche Wetterlage nie wieder gesehen – leider! Außergewöhnliche Wetterlagen bleiben so schön im Gedächtnis haften.
Ruhige Wetterlage im Februar 1990, gesehen aus ca. 5000 m Höhe - als die Luft noch klar war.

Die Aufnahme entstand am 28. Januar 1989 auf Eriyadu im Nord-Male-Atoll.

Monsun
  Das Wort Monsun kommt aus dem arabischen und bedeutet Jahreszeit. Ein Monsun ist eine großräumige Luftströmung in der unteren Troposphäre in den Tropen und Subtropen unter dem Einfluss der Passat.winde. Monsune änder zweimal im Jahr die Richtung und halten sie dann konstant ein.

Ausgelöst werden die Monsunwinde einmal durch die Wanderung der Sonne durch die Wendekreise und dann durch die unterschiedliche Erwärmung der Oberflächen von Land und Meer. Hierbei sorgt die Corioliskraft eine eine großräumige Windablenkung. Am stärksten wirken die Monsunwinde und -regen über dem Indischen Ozean und über dem indischen Subkontinent.
Nordost-Monsun
Der Wind dreht in der ersten Dezemberhälfte auf Nordost. Die Unterwassersicht wird auf den Malediven erst mit einiger Verzögerung Anfang Januar besser. 

Das Wasser wird glasklar und erlaubt oft Sichtweiten von weitaus mehr als 100m. Hochsaison auf den Malediven. 

Zu Weihnachten, der anderen teureren Reisezeit, ist erfahrungsgemäß die Sicht unter Wasser noch sehr schlecht.  Dafür kann man häufiger Planktonfresser wie Walhaie (in den entfernteren Atollen) und Mantas sehen.

Seit ungefähr 2005 kommt eine neue Bedrohung auf die Malediven zu. War die Luft in den 90er-Jahren noch rein und die Sonnenuntergänge gelb, bringt der Nordost-Monsun jetzt dreckige Luft aus Indien heran.

Ari-Atoll, Februar 1996

Herrscht in New Delhi, Indien, Smog wie auf dem Bild, sehen die Sonnenuntergänge und der Himmel über dem Indischen Ozean so aus wie auf der Aufnahme vom 05.01.2017.

Ari-Atoll, 5. Januar 2017

Ari-Atoll, Dezember 2015

Smog über dem Indischen Ozean und der Arabischen See. Hier vor Oman, Höhe 10.000m. So dreckig wie auf der Rückreise am 28.02.2012 war der Himmel noch nie. China und Indien haben eine mächtige Ausstrahlung - sozusagen!

Ari-Atoll, Dezember 2017
Ari-Atoll, July 2019
Wenn im Sommer der Südwest-Monsun mal lange stark weht, Flut und Vollmond zusammen kommen, entstehen Springfluten. Dann steht auf vielen Inseln das Wasser schon mal in den Bungalows und in der Inselmitte. 

Kurze, harte Wellen zerhacken die Ufer der Insel förmlich. Über Jahrtausende haben lebende Korallen mit Milliarden von Durchlässen die Kraft der Wellen von den Inseln ferngehalten. Am Riff, am Riffdach. Dahinter das flache Riffwatt. Obendrein wurde für die Touristen die Scaevolabüsche gerodet. Deren Wurzel hielten den Sand am Ufer fest. Jetzt laufen die Wellen ungebremst auf.

Na ja, jetzt wird ja die Welt gerettet. Alle sollen ja E-Autos kaufen!
Südwest-Monsun
Die Windrichtungen sind mit gelben Pfeilen dargestellt. Rot gestrichelt sind die Gebiete, in denen Plankton selbst aus dem Weltall zu sehen ist.
Der Südwest-Monsun drückt das Wasser weg von der ostafrikanischen und der arabischen Küste. Dadurch kann nährstoffreiches Wasser aus der Tiefe emporsteigen (rote Pfeile), was zu einem explosionsartigen Plankton- und Algenwachstum führt. 

Das Plankton wird dann von den Winden und den Hauptströmungen über die gestrichelt dargestellten Meeresteile verteilt. 

Der Südwest-Monsun beginnt zwar Anfang April, aber es braucht noch bis Ende Mai/Mitte Juni bis das Plankton und die Algen die Malediven erreichen und die Unterwassersicht dann bis Ende Dezember verschlechtern.
Im Juli stand dann die Insel unter Wasser. Die Sicht UW war schon schlecht und es regnete viel. Mal 10 min, mal 3 Tage.
Süd-Male-Atoll, 10.Juni 2003
Am Außenriff von Kuramathi. Starke Strömung, hohe Wellen, Regen, Sicht UW keine 3 m. Südwest-Monsun eben. Viele Mantas kamen einem gegen die Strömung entgegen. Nur - man sah sie kaum. Ab Mitte Januar kann man hier 100 m und mehr weit sehen.
Kuramathi, Weihnachten 1998
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