Handbuch der Malediven



Kapitel 2 
Knochenfische

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Ordnung der Barschartigen  - Perciformes

Familie Riffbarsche  - Pomacentridae

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Unterfamilie Anemonenfische - Amphiprioninae

Ein ungefähr 15 cm langer Gestreifter Feldwebelfisch 

Abudefduf septemfasciatus

 ist an Schwimmer gewohnt und sieht neugierig zu, was da so merkwürdig unfischiges alles passiert. Das Foto von 1997 ist an der Insel Vilamendhoo aufgenommen.

Größe: 8 cm, Tiefe: 2 m 
Vilamendhoo, Ari-Atoll, 1997

Riffbarsche  Pomacentridae

Die meisten der in großer Zahl vor den Riffen stehenden kleinen Fische gehören zur Familie der Riffbarsche. Riesig waren die Schwärme an den Riffkanten intakter, gut umströmter Inseln. Dort schnappten sie nach Plankton. Auch im flachen Wasser der bewegten Brandungszonen der Außenriffe sind sie genauso zu finden, wie zwischen den Korallen der Lagunen.


Gab es im deutschsprachigen Raum bis vor Kurzem kaum Literatur über die Riffbarsche, so ist dieser Mangel mit erscheinen der Bücher „Riffbarsche der Welt“, „Die Anemonenfische“ und „Anemonenfische und ihre Wirte“ von dem bekannten Meereszoologen Dr. Gerald R. Allen jetzt behoben. Eine Überarbeitung der jetzt 321 Arten in 4 Unterfamilien und 28 Gattungen gegliederten unübersichtlichen Familie war dringend nötig. Wer aber denkt, ein auf den Malediven geschossenes Foto beispielsweise eines Riffbarsches der Gattung Abudefduf nun leicht identifizieren zu können, der irrt. Vielleicht weil Mr. Allen Australier ist und er noch nicht hier fotografiert hat?


Das diese Überarbeitung gerade jetzt erscheint, dürfte nicht zuletzt mit dem Washingtoner Artenschutzabkommen im Zusammenhang stehen. Danach sind fast nur noch Riffbarsche zur Einfuhr als Aquarienfische erlaubt. Hauptsächlich die farbenfrohen Amphiprion, die Anemonenfische und  Dascyllus, die Preußenfische kommen so zu uns.

Schwalbenschwänze Chrominae

Vertreter von drei der vier Unterfamilien waren hier mal überall anzutreffen. Es sind die

Anemonenfische Amphiprioninae
Demoisellen Pomentridnae

Riffbarsche sind kleine, seitlich abgeflachte Fische mit durchgehender Rückenflosse und stark gegabeltem Schwanz. Die Größten unter ihnen werden höchstens 30 cm lang; die weitaus meisten erreichen eine Länge von 5 bis 15 cm. Die kleinen Tiere sind von Kopf bis Schwanz mit Schuppen besetzt, die an den Rändern eine sehr feine Zahnung aufweisen können. Jungfische sind oft attraktiv gelb gefärbt und nicht selten mit neonblauen Streifen oder Flecken versehen, mit dem Alter werden viele Arten unscheinbar grau, braun oder schwarz.


Viele Riffbarsche sind auf Plankton spezialisiert. Gleichwohl sind die einzelnen Arten in ihrem Verhalten sehr verschieden. Da gibt es welche, die im Schwarm leben. Andere leben paarweise oder einzeln. Wieder andere Arten, wie z. B. die der Gattung  Amphiprion , das sind die Anemonenfische, sind Symbiosen mit Anemonen und Aktinen eingegangen. Arten, die vom Abweiden von Algen leben, gibt es genauso wie die Allesfresser, die auch Garnelen nicht verschmähen. Es sind sogar Riffbarsche bekannt, die sich sorgsam einen Algengarten pflegen: Algen, die ihnen nicht behagen, zupfen sie einfach aus.


Fast alle Tiere dieser Familien zeigen ein starkes Territorialverhalten. Ihre Wohnkoralle oder die Wirtsanemone werden von den kleinen Fischen heftig verteidigt und kaum zu mehr als einem kleinen Ausflug in die Umgebung verlassen. Da einige Arten durch ihre Ortstreue leicht zu beobachten sind, ist mehr über ihr Brutverhalten bekannt, als von anderen Fischen.

Systematik der hier gesehenen Riffbarsche

Fam. Riffbarsche Pomacentridae

UFam Anemonenfische - Amphiprioninae

Gat. Anemonenfische - Amphiprion

Art Clarks-Anemonenfisch - Amphiprioninae clarkii Clark's anemonefish 

Art Malediven-Anemonenfisch - Amphiprioninae nigripes Malediv Anemonefish 

UFam Schwalbenschwänze Chrominae Amphiprioninae

Gat. Chromis

Art Zweifarben-Schwalbenschwanz - Chromis dimidiata 

Art Doppelbinden-Chromis - Chromis opercularis Doublebar chromis 

Art Grüner Schwalbenschwanz - Chromis viridis Blue-green chromis 

Gat. Dascyllus

Art Dreibinden Preußenfisch - Dascyllus aruanus White-tail dascyllus 

Art Indischer Preußenfisch - Dascyllus carneus Cloudy dascyllus 

Art Dreifleck-Riffbarsch - Dascyllus trimaculatus Threespt dascyllus 

UFam Demoisellen Pomaentrinae

Gat  Abudefduf 

Art Gelbschwanz-Feldwebelfisch - Abudefduf notatus Yellowtail sergant 

Art Gestreifter Feldwebelfisch - Abudefduf septemfasciatus Sergant major 

Art Schwarzpunkt-Feldwebelfisch - Abudefduf sordidus Blackspot sergant 

Art Indopazifischer Feldwebelfisch - Abudefduf vaigiensis Sergeant major 

Gat. Amblyglyphidodon 

Art Weißbauch-Riffbarsch Amblyglyphidodon leucogaster Yellowbelly damsel 

Gat. Chrysiptera 

Art Zweiflecken-Demoiselle - Chrysiptera biocellata Twinspot damsel 

Art Wellendemoiselle - Chrysiptera brownriggii Surge damsel 

Gat. Plectroglyphidodon 

Art Dicks Riffbarsch - Plectroglyphidodon dickii Blackbar devil 

Art Blaupunkt-Riffbarsch - Plectroglyphidodon lacrymatus Whitespotted devil

Gat. Pomacentrus

Art Gelbbauch-Riffbarsch - Pomacentrus caerulatus Caerulean damsel 

Art Indische Demoiselle Pomacentrus indicus Indian damsel 

Gat. Stegastes 

Art Persischer Georg - Stegastes fasciolatus Pacific gregory 

Art Stumpfschnauzen-Georg - Stegastes ividus Bluntsnout gregory 

Art Schwärzlicher Georg - Stegastes nigricans Dasky farmerfish 

Identifikationshilfe

Unterfamilie Anemonenfische  Amphiprioninae
Clarks-Anemonenfisch
Amphiprion clarkii   ( P20-01)
Malediven-Anemonenfisch Amphiprion nigripes  (P20-02)
Unterfamilie Schwalbenschwänze  Chrominae - Gattung Chromis
Zweifarben-Schwalbenschwanz-chromis-dimidiata (P20-03)
Doppelbinden-Schwalbenschwanz-Chromis-opercularis  (P20-04)
Grüner Schwalbenschwanz -Chromis viridis (P20-05)
Gattung Dascyllus
Dreibinden-Preußenfisch Dascyllus aruanus (P20-06)
Indischer Preußenfisch  
Dascyllus carneus   ( P20-07)
Dreifleck - Riffbarsch  
Dascyllus trimaculatus ( P20-08)
Unterfamilie Demosiellen- Pomaentrinae ,  Gattung Abudefduf
Gelbschwanz-Feldwebelfisch
 Abudefduf notatus ( P20-09)
Gestreifter Feldwebelfisch
 Abudefduf  septemfasciatus ( P20-11)
Schwarzpunkt-Feldwebelfisch Abudefduf sordidus ( P20-12)
Gattung Amblyglyphidodon
Indopazififischer Sergant  
Abudefduf vaigiensis ( P20-13)
Weißbauch-Riffbarsch 
Amblyglyphidodon leucogaster ( P20-14)
Gattung Chrysiptera
Einfleck-Demoiselle  
Chrysiptera unimaculata 
Zweiflecken-Demoiselle 
Chrysiptera biocellata ( P20-15)
Wellen-Demoiselle  
Chrysiptera brownriggii ( P20-16)

Gattung Plectroglyphidodon

Gattung Amblyglyphidodon
Batunai-Demsek 
Amblyglyphidodon batunai

Unterfamilie: Anemonenfische - Amphiprioninae

Dass Anemonenfische (oder auch Clownfische) Symbiosen mit Anemonen eingehen, weiß ein Jeder. Es ist die bekannteste Form des Zusammenlebens im Meer. Wunderschön sind die beiden so verschiedenen Lebewesen anzuschauen. Welcher Fotograf kann da schon an ihnen vorbeischwimmen, ohne, fasziniert von der Schönheit dieser Lebensgemeinschaft, wieder und wieder ein Bild zu opfern.

 

Es gibt sehr gute Literatur über die Anemonenfische. In erster Linie seien hier die Veröffentlichungen und Forschungen von Dr. Gerald R. Allen und Dr. Hans W. Fricke genannt. Schlechter sieht es dagegen bei den Anemonen aus. Sie wurden erst in den achtziger Jahren neu geordnet. Trotzdem sind Berichte rar und es ist noch relativ wenig über diese zu den Invertibratae, den Wir­bellosen, zählenden Lebewesen bekannt.

 

Dabei eignen sich beide hervorragend für Freilanduntersuchungen. Sie sind absolut ortstreu und man findet sie noch nach Jahren an 

 

Was die Anemonen nun von dem engen Zusammenleben mit den Clownfischen haben, ist nicht so klar. Vermutungen, dass die Fische ihren Wirt von Sedimenten und Sand freihalten, stimmen  wohl nicht. Siedeln sie doch sowieso nur dort, wo es genug Wasserzirkulation gibt und wie kommen sonst die vielen hundert Anemonenarten klar, die keine Symbiosen eingegangen sind? Dass Clownfische für ihre Wirte Futter heranschaffen, wurde auch noch nie beobachtet. Die kleinen Fische leben von Zooplankton und von Algen - was soll da für die um so viel größeren Anemonen abfallen? So bleiben eigentlich nur zwei Vorteile übrig. 

der gleichen Stelle wieder. 

 

Ein Anemonenfisch bewegt sich in seinem Leben kaum mehr als einige Meter von seiner Anemone weg. Er würde sofort Opfer der vielen Räuber am Riff werden. Muränen, Zackenbarsche und Schnapper sind ihre ärgsten Feinde.Die Anemonenfische verteidigen ihre Wirte aggressiv gegen Fressfeinde und sie werden die Tentakeln auch von lästigen Parasiten und vielleicht auch von den mit der Strömung herangetragenen Fremdkörpern befreien. Einmal konnte ich beobachten, wie ein Malediven - Anemonenfisch ein herangetriebenes kleines Tangbüschel, das hängengeblieben war, mit dem Körper wieder in die leichte Strömung schob. Die Vorteile der Anemonenfische liegen dagegen klar auf der Hand. Sie finden dauerhaften Schutz bei Tag und Nacht. Schon bei der kleinsten Störung am Riff verschwinden sie zwischen den Tentakeln und dort sind sie sicher.

 

Von den Anemonenfischen,  Amphiprionidae, gibt es 26 Arten in nur 2 Gattungen. Alle sind Symbiosen mit Anemonen eingegangen. Die Gattung Amphiprion umfasst 25 und die Premnas eine Art. An den Malediven leben 3 Arten von den 2 hier beschrieben werden, weil diese überall zu finden sind. Eine Zusammenfassung der Anemonen selber wird unter den Invertibratae stehen.

Größe: 8 cm, Tiefe: 2 m    Ari-Beach, Ari-Atoll, 1992

Clarks-Anemonenfisch  Amphiprion clarkii   (Bennet, 1830)

E: Clarks anemonefish, F: Poisson clown anemone, J: Kumanomi, D: Maagandu mas

Größe: 10 cm, Tiefe: 1 m                              Vilamendhoo, Ari-Atoll, 1997

Clarks-Anemonenfisch  Amphiprion clarkii   (Bennet, 1830)

Größe: 10 cm, Tiefe: 1 m                      Embudu, Süd-Male-Atoll, 2008

Clarks-Anemonenfische (auch Dreistreifen-Anemonenfisch genannt) haben in verschiedenen Gebieten verschiedene Färbungen. Die, die wir hier antreffen, haben eine schwarze Grundfarbe, drei weiße Querbinden, einen orangefarbenen Kopf und eine gelbe Schwanzflosse. 


Auch die Enden der Brustflossen sind gelblich. Sie werden maximal 12 cm lang und leben in Tiefen zwischen 1 und 50 m von Zooplankton und auch von Algen, die sie nahe ihrer Wirtsanemone suchen. Diese bewohnen sie immer paarweise und oft sind richtig kleine Schwärme von Jungtieren um sie herum. 


Clarks-Anemonenfische leben mit 9 verschiedenen Anemonenarten zusammen, bevorzugen an den Malediveninseln aber die kurztentakligen Anemonen der Familie der Stichodactylidae. Die großen Fische haben richtig Mühe, sich in den kurzen Tentakeln zu verstecken. Dass man diese Art wie auf dem obigen Bild nicht an seiner Anemone erwischt, ist selten. Auf dem unteren Bild verteidigt er seine Anemone mutig und tapfer. Es entstand 1999 am total abgestorbenen Riff der Insel Medhufushi im Nord-Nilandhu-Atoll und seine Anemone war weit und breit die einzige am toten Riff. Mir tat der kleine Kerl richtig leid.


Vorkommen: Vom Persischen Golf, dem Indischen Ozean, den Küsten Chinas und Japans bis Australien und Mikronesien. Lebt mindestens mit 9 verschiedenen Anemonenarten zusammen.

Größe: 10 cm, Tiefe: 1 m           Embudu, Süd-Male-Atoll, 2008
Ckarks-Anemonenfisch  Amphiprion clarkii (Bennet, 1830) in einer Mertensamemone

Malediven-Anemonenfisch  Amphiprion nigripes  Regan, 1908

E: Malediv Anemonefish, F: Poisson-clown pied noir, J: Malediv kumanomi, D: Maagandu mas
Größe: 7 cm, Tiefe: 1 m                     Kuramathi, Rasdu-Atoll, 1988
Malediven-Anemonenfisch  Amphiprion nigripes  Regan, 1908 und Prachtanemone Heterriactis magnificas 
Größe: 8 cm, Tiefe: 1 m                   Embudu, Süd-Male-Atoll, 2008

Nomen est Omen! Er ist wirklich überall an den Inseln anzutreffen. Die Malediven-Anemonenfische leben ausschließlich mit den Prachtanemonen Heteriactis magnifica (Quoy & Gaimard, 1833 ) zusammen, die er erstaunlich aggressiv gegen alles, was ihrem Wirt zu nahe kommt, verteidigen. 


Er ist mit 8 cm genau solang, wie die Tentakel seiner Prachtanemone. Im Zentrum des Bildes ist das größere Weibchen und rechts das kleinere Männchen zu sehen. Der schwarze Fisch oben ist ein junger Dreifleck-Riffbarsch  Dascyllus trimaculatus, der einzige Fisch außer den Anemonenfischen, der ebenfalls mit Anemonen zusammen lebt. 


Prachtanemonen und ihre Bewohner siedeln an exponierten Stellen im Riff in 2 - 25 m Tiefe. Bevorzugt an herausragenden Korallenstöcken die von leichten Strömungen umspült werden. Diese Anemonen haben prächtige einfarbige Mäntel in den Farben Gelb, Rot, Violett, Grün oder Braun. 


Ziehen die Anemonen ihre Tentakel ein, sehen sie wie ein Ball aus und die kräftige Farbe ihres Mantels kommt voll zur Geltung. Aufgefaltet hat die Mundscheibe einen Durchmesser von ungefähr 50 cm. An ganz ungestörten Stellen erreichen sie schon einmal eine Größe von einem Meter. Sie bilden auch Kolonien, die ganze Riffteile bedecken können. Alle Anemonen einer solchen Kolonie haben dann die gleiche Farbe. 


Beim Fotografieren dieser Anemonenarten empfiehlt sich Sonnenlicht. Geblitzt sehen die Tentakel oft unnatürlich kalkig-grün aus.


Vorkommen: Malediven und Sri Lanka.

Größe: 8 cm, Tiefe: 1 m                    Dhigufinolhoo, Süd-Male-Atoll, 1990

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