340 Kreuzfahrtschiffe weltweit
Anfang 2019 befahren rund 340 dieser Musikdampfer die Weltmeere und 100 weitere sind bis 2027 bestellt. Für 60 Milliarden US $. Sie pusten ihre giftigen, schwer schwefelhaltigen Abgase in die Atmosphäre. Alle? Nein, eines macht eine Ausnahme.
Neubau für 1.000.000.000 US $
Die AIDAnova ist der erste Kreuzfahrer, der mit LNG (Liquid Natural Gas), verflüssigtem Erdgas, fährt. Es ist das erste Typenschiff der Helios-Klasse. Bis 2023 sollen 9 dieser Riesen gebaut werden. Stückpreis? Fast 1 Milliarde US $!
Gegenüber Motoren mit Schweröl spart es 100% an Rußpartikel und Schwefeloxide, 80 % Stickoxide sowie 20 % Kohlendioxide ein. Es ist weltweit das erste Schiff dieser Art. Deutschland will mit dieser Technologie an die Weltspitze vorrücken.
Die Meyer Werft in Papenburg hat es gebaut. Es ist 337 m lang, 42 m breit bei einem Tiefgang von max. 8,80 m. Die AIDAnova kann 6.600 Passagiere in 2600 Kabinen aufnehmen, hat 16 Restaurants und 17 Bars.
Zielgebiete
Amerikaner sind, logisch, auf die Inselwelt der Karibik fixiert, Europäer - und da vor allem die Deutschen - auf Mittelmeer (3 von 4 treffen diese Wahl), Ostsee und Norwegen.
Häfen
Venedig
Holland-Amerika Line
Talinn
Passagiere
Der Markt brummt. Auf den 340 Kreuzfahrtschiffen sind pro Jahr ca. 27 Millionen Passagiere unterwegs. Aber es reicht nicht. Die Zahl soll bis 2027 auf 40 Millionen gesteigert werden.
In Europa sind es die Deutschen, die den größten Anteil stellen. 2017 sind 2,2 Mio. aufs Schiff gestiegen, 2019 sollen es 2,5 Mio. sein. Seit 14 Jahren gibt es jährliche Steigerungsraten von acht Prozent.
So um die 700 Häfen können auf der Welt von den Kreuzfahrtschiffen angefahren werden, 260 davon in Europa. Viele Hafenstädte schlagen allerdings schon Alarm. Sie sind es Leid, wenn sich täglich Zehntausende Touristen durch ihre Altstädte schieben - und kaum Geld ausgeben. Sie sind schnell wieder in ihren mitfahrenden Hotelzimmern und haben ja „AI“ gebucht.
Schlimm geht es in Palma de Mallorca, Barcelona, Venedig und Dubrovnik zu. Wer mal erlebt hat, wie sich die Massen in die malerische Altstadt z. B. von Tallinn ergießen, möchte nicht dazu gehören.
Da ist das Pflaster vor Menschen nicht zu sehen und wenn dann noch ein Trupp mit Mountainbikes die Hügel herunterdonnert - an den Helmen und Rädern mit einem AIDA-Aufkleber - freut man sich auf den frühen Nachmittag. Dann ist der Spuk vorbei. Die Massen kehren zurück auf ihre schwimmenden Kaufhäuser, die immer weniger Ähnlichkeit mit einem Schiff haben.
Anderseits gibt es auch Häfen, die förmlich um die Kreuzfahrer buhlen. Zum Beispiel in den United Arab Emirates. Kommt sonst keiner?
Reedereien
Wem gehören die Pötte eigentlich? Die Frage ist nicht leicht zu beantworten, ist irgendwie alles undurchsichtig. Zwar bieten 70 Marken Kreuzfahrten an, aber der Markt ist ziemlich konzentriert.
75 Prozent aller Schiffe gehören drei amerikanischen Firmen. Zu denen gehören wiederum viele der bekannten Namen.
Carnival Corporation in Miami, USA
100 Schiffe, Marktanteil: 42 %
Marken: AIDA Cruise, Carnival Cruis Line, Costa Crociere, Cunard Line, Holland-Amerika Line, P&O Crusies, P&O Crusies Australia, Seaborn Crusies Line
Royal Caribbean (RC) in Miami, USA
(die wiederum eine Tochtergesellschaft der liberianischen Royal Caribbean Cruises Ltd.ist)
50 Schiffe, Marktanteil: 23 %
Die Anzahl der Schiffe ist schwer zu bestimmen, sie wechselt durch An- und Verkäufe ständig. Jedenfalls gehören mit die größten Schiffe wie die Oasis of the Sea und die Allure of the Sea dazu. Der größte Pott ist derzeit die Symphonie of the Sea. 1,3 Milliarden $ 361 m lang und 66 m breit. Noch größere Schiffe sind bestellt.
Marken u. a. TUI Cruises
Norwegian Cruise Line (NCL) in Miami, USA
die ist wiederum die Muttergesellschaft von
Norwegian Cruise Line Corporatiaon Ltd.
Oceania Cruise
Regent Seven Seas Cruisis
Die Anzahl der Schiffe könnte 2018 bei 26 liegen.
In Deutschland (Wiesbaden) werden Premium All Inclusive Reisen angeboten, auch auf kleineren Schiffen wo sogar die Landausflüge im Reisepreis schon inbegriffen sind.
Werften
Lange ging es den Werften schlecht. Gerade in Deutschland. Einzig die Werft in Familienbesitz in Papenburg, die Meyer Werft, kam über die Runden. Jetzt mussten sie sogar einen Ableger in Turku, Finnland, dazu nehmen, um alle Aufträge erfüllen zu können. Bis 2023 sind die Auftragsbücher voll.
Alleine 2018 liefen in Papenburg schon die Nowegian Bliss und jetzt die AIDAnova für jeweils rund 1 Milliarde $ von Stapel. In Turku war es die Mein Schiff 1 für die TUI. Fünf dieser Megaliner sind für 2019 geplant. Wann liefert die Deutsche Industrie schon mal ein Stück aus, das eine Milliarde kostet?
Schlechter ging es den Werften in Bremerhafen (Lloyd), in Wismar, Rostock und Stralsund. Erst als 2016 die Genting Group aus Malaysia mit Sitz in Kuala Lumpur die 4 Werften übernahm, kamen 10 Aufträge für große Kreuzfahrer herein und sichern das Überleben der Werften.
Trends
Für die, die wirklich Geld (und Zeit) haben, gibt es eine ganz andere Art auf Schiffen zu reisen. Sie buchen kleine Luxusliner, meiden die riesigen, schwimmenden Shoppingmalls mit dem All-Inklusive-Publikum, fliegen 1. Klasse mit Lufthansa nach Buenos Aires. Von dort aus geht es in die Antarktis, entsprechende warme Kleidung natürlich inklusive.
Oder in jeden erdenklich anderen Teil der Erde. Für die Reedereien ist das äußerst lukrativ. Die Rendite ist viel höher. Da kann man dem Gast schon mal 1.000 US $ pro Suite pro Person auf das Bordkonto gutschreiben (s. „Silversea“).
Persönliches
Auf so einen Kasten bekommt mich keiner rauf. Wenn schon Indischer Ozean, dann bitte mit Brille, Schnorchel und Flossen wie schon 29 mal zu vor. Und nicht im schwarzen Anzug auf dem Drei-Klassen-Dampfer Queen Mary II.
Queen Mary 2
Manchmal kommt auch ein dicker Pott vorbei. Auch wenn es regnet - was ja in Hamburg nur gaaanz selten der Fall sein soll!
Name: Queen Mary 2
IMO:
MMSI:
Rufzeichen:
Flagge:
Heimathafen:
AIS Schiffstyp:
Klasse:
Bruttoraumzahl:
Tragfahigkeit:
Länge:
Breite:
Tiefgang:
9241061
ZCEF6
Bermuda
Hamelten
Transatlantikfahrer
Seamasterklasse
148.528
79.827 t
345 m
41 m
max. 10 m
Maschine:
Speed:
Passagiere:
Kabinen:
Besatzung:
Generatorleistung:
Bauwerft:
Kaufpreis:
Baujahr:
Status:
86.000 kW (116.927 PS)
max. 30 kn (56 km/h)
3.090
1.310
1.253
126.760 kW (172.346 PS)
Alstholm, Frankreich
ca. 800 Mil.
2003
Aktiv
Hier liegt die Queen Mary 2 im Trockendock Elbe 17 der Blohm & Vosswerft in Hamburg. Sie hatte im Mai 2006 im Port Everglades in Florida im Mai 2006 eine der vier Antriebsgondeln beschädigt. Noch im selben Monat wurde die hier ausgebaut und jetzt im November wieder montiert (Bilder). In der Zwischenzeit fuhr sie mit 3 Gondeln weiter über die Weltmeere und erreichte immerhin noch 25 kn.
Die Mermaid-Propellergondeln von Rolls-Royce sind so anfällig, dass die Reederei Carnival Cooporation & plc die Firma 2009 verklagt hat. 2011 wurden 25 Mio.US$ Schadenersatz gezahlt.
Die Queen Mary 2 sollte tatsächlich den Liniendiest zwischen Southampton und New York aufnehmen. 7 Tage ist sie da unterwegs. Natürlich bemüht man sich heute sie mit Kreuzfahren voll zubekommen. Angesicht der großen Kongruenz an Kreuzfahrtschiffen keine leichte Aufgabe.
Da hat sich Mery Old England Tradition hinüber gerettet, den letzten Transatlatinkfahrer Queen Mary 2.
Bei der Bestellung 2000 des 345-Meter-Riesen (ausgerechet in Frankreich!) war das Schiff noch für den Liniendienst konzipiert, den es aber seit den 1950er Jahre nicht mehr gibt.
Hat man deswegen auf ein Auswanderdeck verzichtet?
Klassengesellschaft?
Noblesse oblige
Bedingt durch den vorgesehenen Liniendienst hat Queen Mary 2 einen anderen Aufbau der Decks als die üblichen Kreuzfahrtschiffe. Die gemeinschaftlichen Einrichtungen wie Theater, Kinos und der Hauptspeisesaal befinden sich mitten im Rumpf auf Derck 2 und 3.
Die Standardkabinebn sind auf den Decks 4, 5 und 6. Das Deck 7 ist das Promenadendeck und trennt das Schiff in zwei Hälften. Wenn man oben auf Deck 8 bis 12 so viel bezahlt, will man schließlich auch unter sich bleiben.
77% der 1390 Kabinen liegen Außen, 73% haben einen Balkon. 6 Penthauses, 4 Royal Suiten, 76 Junior Suiten - ja, was will man auf der nach oben offenen Skala mehr?
11,50 US$ Trinkgeld pro Tag/Person kommen hinzu. Man kommt nicht ohne Sakko/Anzug und Krawatte in die Restaurants. Kann man den Bewertungen im Netz trauen, werden z. B. die Kellner (Osteuropäer, Russen) als ziemlich arrogant beschrieben.
Der Tagesspiegel bietet im August 2018 eine Leserreise an. Dubai-Hongkong, 24 Tage, Jan/Feb. 2019. Aber genaue Preise sind nicht zu finden. Rund 5.000 € mit Flug. In welchem Deck die Kabine ist, lässt sich im Netz nicht ermitteln. Möchte man oberhalb Deck 7 eine haben, dürfte sich der Preis locker verdoppeln. Bar und Ausflüge kommen ja auch hinzu.
Unvorstellbar: Im Indischen Ozean mit Anzug und Krawatte und nicht mit Flossen und Schnorchel in den blauen Flute, sondern eingesperrt in so einem Kollos zu sein. Ist es da nicht vollkommen egal über welches Meer der Kahn gerade schippert?
Mein Schiff 4 und 5
Ende der Massenmenschhaltung! Einer-Kajak für jeden!
Mein Schiff 4 mit 2506 Passagieren und 1000 Besatzungsmitgliedern beim Anlegen in Honningsvag (Nordkap), Norwegen, mit 2.300 Einwohnern: Früher war es die Pest, die man fürchtete!
Und was haben die Einwohner des kleinen Fischerdorfes von den Menschenmassen? Nichts. Die trinken im Ort ja nicht mal einen Kaffee - vielleicht mal wenn das Wetter schlecht ist. Hier Mein Schiff 4. Die 5 war 3 Tage vorher da. Ein Freund hat sie aufgenommen.
Schlepperhilfe zum Anlegen brauchen die Kähne nicht mehr. Unendlich langsam und vorsichtig drehen sie auf der Stelle und schieben sich mit ihren Seitenstrahlruder an die Pier. Ganze 4 Festmacher haben im Hafen noch Arbeit.
In 36 Gruppen aufgeteilt sind ca. 1.500 Passagiere die 34 km zum Nordkap hochgefahren worden - für 90 € pro Person. Es gibt vielleicht 20 Busse.
Das Schiff liegt 10 h im Hafen. Nach 2 h waren die ersten Gruppen wieder zurück. Die Bussfahrer kamen z. T. aus Polen. Sie arbeiten in der Saison hier.
Aufnahme Mein Schiff 4 aus dem Hotelfenster in Honningsvag (Nordkap)
Name: Mein Schiff 4
IMO: 9678408
MMSI: 229678000
Rufzeichen: 9HA3513
Schiffstyp: Kreuzfahrtschiff
Flagge: Malta
BRZ: 99.526
DWT: 7.900
Länge: 293,2 m
Breite: 35,8 m
Tiefgang: 8,3 m
Maschine: dieselelektrisch
28.000 KW - 38.069 PS
Geschwindigkeit: 21,7 kn, 40 km/h
Indienststellung: 2015
Passagiere: 2.506
Pax-Kabinen: 1.253
Besatzung: 1000
Baukosten: 625 Mio. US $
Reederei: TUI Cruises
Werft: STX Finnland/Meyer Turku
Status: Active
Name: Mein Schiff 5
IMO: 9753193
MMSI: 25623000
Rufzeichen: 9HA3858
Schiffstyp: Kreuzfahrtschiff
Flagge: Malta
BRZ: 98.785
DWT: 7900 t
Länge: 295,23 m
Breite: 35,8 m
Tiefgang: 8 m
Maschine: dieselelektrisch
45.200 KW - 61.455 PS
Geschwindigkeit: 21,7 kn, 40 km/h
Indienststellung: 2016
Passagiere: 2.534
Pax-Kabinen: 1.267
Besatzung: 1000
Baukosten: 625 Mio. US $
Reederei: TUI Cruises
Werft: STX Finnland/Meyer Turku
Status: Active