BERLIN - MITTE

  Berlin
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Von der Siegessäule zum Fernsehturm

Siegessäule

Alles Mitte, oder was?

Die Viktoria alias Goldelse im April 2012 zusammengesetzt aus 2 Aufnahmen a 800 mm - Teleobjektiv

Goldelse glänzt wieder (08.03.2011)
Sie können sich nicht leiden.

Dabei könnten sie sich sehen, wenn
sie sich nicht den Rücken zudrehen
würden. Kommt unter Schwestern
schon mal vor.

Die Viktoria auf dem Streitwagen
oben auf dem Brandenburger Tor
prescht nach Osten und Viktoria auf
der Siegessäule schaut gen Westen.
Sie wird von den Berlinern liebevoll
Goldelse genannt.

Standorte der Siegessäule

Standort Königsplatz

Aber Goldelse schaut noch nicht
lange da hin. Ursprünglich stand sie
auf dem Königsplatz vor dem Areal,
auf dem ab 1884 der Deutsche
Reichstag errichtet wurde. Heute ist
es der Platz der Republik.

Sie bildete dort das Ende oder den Anfang der 750 m langen
Siegesallee, ein Name, der in Berlin
nie so richtig ankam. Sie meinten
Puppenallee, oder besser,
Lästerallee wären angemessener für
32 Denkmäler aller Markgrafen und
der Kurfürsten Brandenburgs, der
Könige und dem ersten Kaiser
Wilhelm I. Preußens von 1157 und
1888.

Obendrein standen jeweils zwei
Büsten von Personen der jeweiligen
Zeitgeschichte.

Die Siegesallee hat den 2. Weltkrieg
nicht überlebt. Die übergebliebenen
Figuren wurden bis 2014 in der
Zitadelle Spandau restauriert und
sind jetzt dort als Dauerausstellung
zu sehen.

Die Siegessäule aber störte den
Größenwahnsinnigen des 1000-
jährigen Reiches, Adolf Hitler und
seinen Baumeister Speer, bei dem
Ausbau Berlins zur "Welthauptstadt
Germania" an diesem Standort.
Standort der Siegessäule 1905.
Hier eine Abbildung auf einer Gratispostkarte der Deutschen Post Consulting anlässlich des 125 Jahrestag der Postkarte.

Die Siegessäule am Standort Großer Stern

Gesamthöhe der Siegessäule: 66,89 m
Höhe der Viktoria: 8,30 m
Gewicht der Viktoria: 35 t
Entwurf: Friedrich Drake, 1864
Bronzeguss: Gladenbeck, Berlin
Restaurierungen: 1954, 1989, 2011
Höhe der Plattform über Grund: 54 m
Anzahl Stufen: 285
Der 4. Ring wurde 1938/39 hinzugefügt
In den Kannelierungen vergoldete Girlanden
Höhe: 7,5
Höhe: 7 m
Je Ring stehen 20 der in 3 Kriegen
erbeuteten und vergoldeten Kanonenrohre.
Die Ringe sind jeweils 7 m hoch. Der Durchmesser der unteren Säule beträgt 6,7 m und verjüngt sich nach oben.

Die Siegessäule entstand nach Entwürfen von Johann Heinrich Stark 1865 - 73.

Die Säule steht auf einer achtstufigen
Plattform mit 18 m Kantenlänge und
einer Höhe von 7,20 m.

Das würfelf.rmige Mittelteil wird Karton
genannt und ist mit Glasmosaiken des
Geschichtsmalers Anton von Werner
verziert.

Die 16 toskanischen Säulen sind 4,7 m hoch.
Der Sockel ist mit poliertem roten Granit
verkleidet. In denen sind 4 12 m lange
Reliefs eingelassen.
Die Siegessäule mit 6 x 400 mm aufgenommen (November 2007)

Die drei Kriege

Gegen Dänemark 1864

Dauer: 1. Februar - 30. Oktober
1864

Ursache: Es war der 2. Krieg gegen die Dänen. Die hatten sich im Herzogtum Schleswig (als Lehen) und in Holstein und Lauenburg (als Staaten des Deutschen Bundes  festgesetzt.

Entgegen dem Londoner Protokoll
von 1852 wollten sie aber
Schleswig 1863 in den dänischen
Kernstaat integrieren.

Bismarck gelang es auf dem
Bundestag am 23.11.1863
Österreich, Preußen, Sachsen und
Hannover für die Besetzung der
dänischen Gebiete einzubeziehen.

Dänemark ließ Ultimaten
verstreichen und so griff
Generalfeldmarschall Friedrich Graf von Wrangel - von den Berlinern liebevoll "Papa Wrangel" genannt - mit österreichischen und
preußischen Truppen bei
Rendsburg an.

Die Dänen hatten sich im Danewerk zunächst gut verschanzt, mussten es aber schließlich unter Zurücklassen der Artillerie aufgeben. Sie verschanzten sich schließlich in den Düppeler Schanzen unweit Sonderborg.

Hier kam es am 18. April zur
entscheidenden Schlacht, nachdem die 10 Befestigungen mit
modernsten Geschützen
(Kruppkanonen) tagelang sturmreif
geschossen worden waren.

Es gab noch viele Gefechte. Die
Preußen waren aber bis in den
Norden Jütlands vorgerückt und so
mussten die Dänen unter
ungünstigen Bedingungen im
Oktober 1864 dem "Frieden von
Wien" zustimmen.
 Erste Planungen für die
Siegessäule begannen.
12. November 2008, 10 Uhr; Canon EOS 5 D; Canon Lens EF
400mm; 1:4, DO IS, UMS; f6,3; 1/800 sek, 100 ISO
Gegen Österreich 1866

Keine Kriegserklärungen:
Einmarsch Preußens in das von
Österreich besetzte Holstein am 7.
Juni 1866 bis zum Frieden von Prag am 23. August 1866.

Da Preußen Gefahr lief, von
Österreich und seinen Verbündeten
in die Defensive zu geraten, verließ
es den Deutschen Bund.

Am 3. Juli 1866 fand die
entscheidende Schlacht bei
Königgrätz statt und Europa war
über den schnellen Sieg Preußens
nicht gerade erfreut.

Generalstabschef Helmut Graf von
Molkte hatte Telegraf und
Eisenbahn zur Verfügung und
schlug die bis dahin größte
Umfassungsschlacht der
Kriegsgeschichte. Er konnte
200.000 Soldaten in ungeahnter
Geschwindigkeit nach Nordböhmen
heranführen.

Die Österreicher verloren nur
Venetien an Italien, aber Preußen
annektierten die verbündeten:
Hannover, Kurhessen, Frankfurt
und Nassau. Preußen reichte jetzt
von der Memel in Ostpreußen bis
an den Rhein: 1000 km.

Der Friede von Prag war das Ende
des Deutschen Bundes. Preußen
und 21 weitere Staaten gründete
den Norddeutschen Bund.

Ministerpräsident und Kanzler Otto
von Bismarck war auf dem Weg zur
Einigung Deutschlands.

Die Siegessäule wurde wieder
umgeplant.
Gegen Frankreich 1870/71

Dauer: 19. Juli 1870 - 10. Mai 1871

Ursache: Frankreich wollte
unbedingt einen Hohenzollern auf
dem spanischen Thron verhindern,
Bismarck provozierte (Emser
Depesche) und Frankreich unter
Napoléon III erklärte König Wilhelm I. den Krieg.

Der Norddeutsche Bund unter
Führung Preußens mit
Unterstützung Bayerns,
Württembergs und Badens hatte
300.000 Mann bei Kriegsbeginn
(bei Kriegsende ca. 1 Mio.),
Napoleon III. eine Berufsarmee von 400.000 Mann.

Es unterschätzte die militärische
Schlagkraft der freiwilligen Armee
des Bundes aber gewaltig.
Die Großmacht Frankreich hatte
Jahrhunderte lang die deutschen
Kleinstaaten gegeneinander
ausgespielt.

Da es aber angriff, konnte Bismarck mit dem Bund die süddeutschen Staaten zur Bündnistreue verpflichten und der Rest Europas sah keinen Grund einzugreifen.

Preußen war dank guter Planung
und des guten Schienennetzes
schneller in der Lage, gut
ausgerüstete Truppen an die Front
zu bringen. Der Angriff am 2.
August wurde abgewehrt. Schon
am 4. (Weißenburg) und am 6.
August (Spichern und Würth) verlor Frankreich entscheidende
Schlachten.

Elsass und Lothringen fielen an die Angegriffenen und nach der
Schlacht von Sedan (30. August)
war das Ende des Kaiserreiches
besiegelt. Die 3. Republik setzte
den Krieg fort.

Das sich König Wilhelm !. im
Spiegelsaal von Versailles am 18.
Januar 1871 auf Betreiben
Bismarcks zum Kaiser krönen ließ,
war eine riesige Demütigung.
In Paris kam es zum Aufstand (18.
März 1871) der Commune de Paris, einem der blutigsten Bürgerkriege überhaupt.

Frankreich verlor nicht nur Elsass-
Lothringen, musste auch noch 5
Milliarden Francs zahlen. Das war
der Auslöser des Gründerzeitbooms, das Deutsche Reich wurde dadurch zur größten Binnenwirtschaft der Welt.

Eine dürftige Darstellung zwar, aber schließlich geht es hier nur um die Siegessäule.

Die Siegessäule wurde gebaut.

Abriss der Siegessäule?


Kaum war der Alliierte Kontrollrat
nach dem Ende des 2. Weltkrieges
gegründet und die Alliierte
Kommandantur für Berlin, forderten die Franzosen sofort den Abriss der Siegessäule.

Amerikaner und Briten waren
dagegen, die Sowjets enthielten
sich.

Zuvor hatte man sich zwar darauf
geeinigt, alles Kriegerische bis 1914 im besetzten Deutschland zu tilgen, aber die Siegessäule war ja älter.

Trotzdem verschwanden von den
vier Reliefs im Sockel drei nach
Paris.

Immerhin haben wir uns jetzt seit
fast 70 Jahren nicht mehr die Köpfe eingeschlagen, aber mit der so vielbeschworenen Deutsch-
Französischen dauert es wohl noch ein paar Generationen...

Kriege sind eben leichter
anzufangen als Freundschaften zu
verordnen.

Die bemalte Bauplane war wenigstens lustig gestaltet

26.7.2010

Die Reliefs im Sockel

Drei der Reliefs zeigen kriegerische Handlungen. Sie wurden von den Franzosen 1945 nach Paris gebracht und erst 1987 zur 750 Jahresfeier Berlins schickte Mitterrand sie zurück.
Reliefs an der Westseite
Reliefs an der Nordseite
Relief auf der Nordseite: Schön sind die Darstellungen ja man nicht.
Reliefs an der Ostseite
Relief auf der Ostseite: Heimkehrende Krieger.
Reliefs an der Südseite
Einiges ist im Laufe der bewegten Geschichte verlorengegangen.

Siegessäule

 - das dümmste

Denkmal der Republik?


Das meinte Hans Dietrich Genscher
in einem Gastkommentar im
Tagesspiegel am 01.02.2012:

...."Rechtskonservatives und
deutschnationales Gedankengut ist
offensichtlich nicht auf Glatzköpfe
und NPD-Funktionäre beschränkt,
sondern breitet sich ungestört auch
in städtischen Ämtern und
Parlamenten aus.

Die Stadt Berlin findet nichts dabei,
dass das dümmste Monument der
Republik, nämlich die Siegessäule
mit ihren blutrünstigen Reliefs und
eingelassenen Kanonenrohren, mit
denen die Preußen auf
Württemberger, Österreicher,
Hessen und Franzosen geschossen
hatten, umgeben von Standbildern
der preußischen Generalität, mitten
in der deutschen Hauptstadt ihren
Standort hat."...

Na, immerhin hat er an einer Stelle
Recht: Es ist das Dümmste, was Hans-Dietrich Genscher je von sich gegeben hat. 

Vielleicht hätte man ihm doch sagen sollen, dass das Denkmal schon am 02.
September 1872 (Sedantag)
eingeweiht wurde.

Ob ihm ATAC das alles eingeflüstert
hat?

Der Sachse Genscher hat ja auch
ein Alter erreicht, wo er sabbeln und
babbeln darf! 

Dass lange Mitgliedschaft in der
FDP so sehr schadet...

So sahen Sieger aus - in den Augen der Zeitgenossen

Albrecht von Roon (1803-1879)
Generalfeldmarschal
Otto von Bismark (1815-1898)
Reichskanzler
Helmuth Karl Bernhard Graf von
Moltke Generalfeldmarschal (1800-1891)
Diese Denkmäler befinden sich an der Nordseite des Großen Sterns

Vier Jagdgruppen südwestlich von der Siegessäule

12. November 2008, Canon EOS 5 D; Canon Lens EF 400mm; 1:4, DO IS, UMS; f4; 1/160 sek, 100 ISO
Vier Jagdgruppen stehen südwestlich der Siegessäule im Tiergarten. Sie zeigen die Jagd auf Büffel, Eber, Hase und Fuchs - das Jagdvergnügen des Adels vieler Jahrhunderte. Die Jagdszenen sind aus dem Mittelalter, der Renaissance, dem Rokoko und der Kaiserzeit.
Wat sacht der Berliner? Ham´set nich ´ne Numma kleener?